
Die Busbibliothek kommt zu den Menschen
Der Bus ist ein Ort der Begegnung in den Stadtteilen
Die Stadtbibliothek Bremen mit Hauptsitz in der Innenstadt am Wall ist auch mit vielen Standorten direkt in den Ortsteilen präsent. SPOT war bereits in fast allen Zweigstellen in den unterschiedlichsten Stadtteilen zu Gast. In dieser Ausgabe geht es nun um die Busbibliothek Bremen. Diese ist jeden Tag an einem anderen Standort zu finden. Im Interview mit SPOT spricht Leiter Matthias Weyh über den Alltag und die Besonderheiten der fahrenden Bibliothek in der Hansestadt.
SPOT: Der erste Eindruck bei Euch strahlt Gemütlichkeit aus …

Matthias Weyh: Danke, das freut uns. Ich bin selbst seit 21 Jahren in der Busbibliothek und habe sogar noch einen Monat die D-Mark miterlebt. Dieser Bücherbus wird in diesem Jahr 14 Jahre alt, es ist das zweite Fahrzeug, mit dem ich arbeite. Ich habe meine Ausbildung ganz klassisch in einer Standortbibliothek gemacht. Und als sich damals die Gelegenheit bot, in den Bus einzusteigen, war ich sofort dabei.
Fahrt Ihr den Bus eigentlich auch selbst durch die Gegend?
Ja, wir sind vier Leute fest im Team, davon haben drei einen Führerschein für den Bus. Wir sind immer mindestens zu zweit unterwegs, bei stark frequentierten Haltestellen auch mal zu dritt. Vormittags kommen oft Schulklassen, insbesondere Grundschüler. Da kann es richtig voll werden, mit 20 bis 25 Kindern auf einmal im Bus. Nachmittags sind viele Familien da, aber auch Erwachsene, die vielleicht nicht so schnell in die großen Bibliotheken kommen. Manche schätzen es sogar, dass das Angebot hier übersichtlicher ist. Trotzdem können wir natürlich auf den gesamten Bestand der Stadtbibliothek zugreifen. Interessierte können einfach über die Internetseite der Stadtbibliothek Medien vorbestellen und bei uns im Bus abholen.
Wo seid Ihr überall unterwegs in Bremen?
An fast allen Standorten sind wir im Zwei-Wochen-Rhythmus vor Ort. Habenhausen und Findorff steuern wir sogar wöchentlich an. Eine Haltestelle besuchen wir alle vier Wochen. Innerhalb Bremens kommen wir so jährlich auf gut 8000 bis 9000 Kilometer im Jahr. Leider werden unsere Plätze vor Ort aber manchmal durch Falschparkende besetzt.
„Die Bücher fallen während der Fahrt nicht aus den Regalen!“

Welche Veränderungen im Nutzungsverhalten beobachtet Ihr im Team der Busbibliothek?
Viele Menschen nutzen verstärkt unsere Online-Angebote und unsere Möglichkeit, Medien vorzubestellen. Unsere physischen Ausleihen sind enorm gestiegen. Letztes Jahr hatten wir über 116.000 Ausleihen – das ist eine sehr hohe Zahl und macht uns stolz auf unsere Arbeit vor Ort.
Wie ist die Aufenthaltsqualität bei Schnee und Eis im Winter sowie im Hochsommer in der Busbibliothek?
Im Winter läuft natürlich die Heizung und es ist gemütlich bei uns. Im Sommer kann es an heißen Tagen schon mal grenzwertig heiß werden. In ganz seltenen Fällen mussten wir deshalb den Betrieb einstellen.

Wo liegen die Schwerpunkte bei den ausleihbaren Medien vor Ort?
Ein Teil der Busbibliothek ist für Kinder- und Jugendmedien reserviert. Im Rest der Regale finden auch Jugendliche und Erwachsene ein attraktives Sortiment von unterschiedlichsten Medien. Jährlich erneuern wir etwa zehn Prozent unseres Bestandes. Da wir sozusagen das Schaufenster der Stadtbibliothek sind, setzen wir auf aktuelle Neuerscheinungen. Übrigens fallen während der Fahrt die Bücher nicht auf den Boden: Die Regale sind leicht nach hinten geneigt, sodass alles immer an seinem Platz bleibt. Außerdem fahren wir natürlich vorsichtig – vor allen Dingen bei Linkskurven über Straßenbahnschienen kommt hier nämlich schon ziemlich viel ins Schwanken.
Mehr Informationen finden sich auf der Internetseite der Busbibliothek. Vorbestellungen für die Haltestellen in den Stadtteilen sind unter diesem Link möglich.
Der Mitgliedsbeitrag für ein Jahr (BIBCARD) für alle Bibliotheken in Bremen beträgt ohne Abo 16 Euro (18 bis 27 Jahre und ab 65 Jahren) beziehungsweise 26 Euro (28 bis 64 Jahre). Bis zum 18. Lebensjahr, für Schülerinnen und Schüler, Auszubildende und Studierende der Hochschule Bremen ist die BIBCARD kostenlos.
Hier sind die Interviews aus den weiteren Zweigstellen bei SPOT Bremen zu lesen:
Fotos in der Galerie: Stadtbibliothek Bremen, Tjark Worthmann