Die Bibliothek Vahr

Schön, dass Sie Zeit gefunden haben. Wie beschreiben Sie Freunden oder Familie Ihren Beruf?

Barbara Manke: Ich leite die Bibliothek in der Bremer Vahr. Wir verstehen uns als einen öffentlichen Ort, der für die Menschen im Stadtteil da ist – ein sogenannter dritter Ort. Das bedeutet, dass wir nicht nur eine klassische Bibliothek sind, sondern auch eine Art kostenloses Wohnzimmer für die Menschen im Stadtteil. Die Nutzung unserer Räumlichkeiten ist dabei vielfältig: Schülerinnen und Schüler lernen bei uns oder arbeiten gemeinsam an Projekten. Andere kommen, um zwischen Terminen oder nach dem Einkaufen kurz zu entspannen, Zeitung zu lesen oder in Büchern zu stöbern. Manche suchen Inspiration, andere genießen einfach die Möglichkeit, nicht allein zu Hause sein zu müssen. Wir bieten freies WLAN an und haben auch Zeiten als Open Library, in denen die Bibliothek ohne Personal geöffnet ist. Das macht uns noch mehr zu einem Ort, an dem alle Menschen sich wohlfühlen können. Ich finde es unglaublich wichtig, dass wir als Bibliothek eine Anlaufstelle für die Menschen im Stadtteil sein können.

Wie lange sind Sie schon in der Bibliothek Vahr tätig?

In dieser Bibliothek arbeite ich seit September 2015, also etwas über neun Jahre. Insgesamt bin ich aber schon viel länger im Bibliothekswesen tätig – seit ich 16 Jahre alt bin. Das sind inzwischen mehrere Jahrzehnte, und ich liebe es immer noch! Bibliotheken haben einfach ein ganz besonderes Flair.

Was kennzeichnet den Stadtteil, in dem Sie arbeiten?

Die Bremer Vahr ist ein sehr diverser Stadtteil mit unterschiedlichsten Bedürfnissen. Hier leben viele Menschen, die nicht deutscher Herkunft sind. Es gibt viele Hochhäuser und die meisten Menschen wohnen nicht in Einfamilienhäusern. Gleichzeitig ist es ein Stadtteil, in dem alle Institutionen sehr gut und eng zusammenarbeiten. Die Menschen kommen gern zu uns, sei es zum Lernen, zum Verweilen oder um Literatur in ihrer Muttersprache zu finden.

„Der Standort ist wirklich ideal. Wir haben eine Haltestelle direkt vor der Tür.“

Gibt es bestimmte Themen oder Angebote, die bei Ihnen besonders gut laufen?

Ja, besonders gefragt ist fremdsprachige Literatur. Wir haben Bücher auf Englisch, Russisch, Türkisch und anderen Sprachen – je nachdem, welche Bevölkerungsgruppen hier leben. In den letzten Jahren haben wir zum Beispiel auch viele arabische Bücher für geflüchtete Menschen angeschafft. Deutschlern-Materialien sind ebenfalls immer gefragt. Außerdem läuft Kinderliteratur bei uns hervorragend: von Erstlesebüchern bis hin zu beliebten Reihen wie „Gregs Tagebuch“. Auch norddeutsche Krimis sind sehr beliebt, genauso wie klassische Unterhaltungsliteratur.

Ihr Standort im Einkaufszentrum Berliner Freiheit bietet dabei viele Vorteile, oder?

Ja, unser Standort ist wirklich ideal. Wir haben eine Straßenbahnhaltestelle praktisch direkt vor der Tür. Neben Einkaufsmöglichkeiten gibt es hier auch Ärztehäuser, ein Bürgerzentrum und Sporteinrichtungen. Das macht uns für die Menschen im Stadtteil besonders gut erreichbar. Viele kommen direkt mit dem Einkaufswagen zu uns – wir sind einfach ein Punkt auf ihrer Erledigungsliste. Auch das kostenlose Parken im Parkhaus für zwei Stunden macht uns ebenfalls attraktiv. Ich würde sagen, unser Standort als Bibliothek in der Vahr könnte kaum besser sein.

Welche Veranstaltungen bieten Sie für die Menschen im Stadtteil an?

Wir arbeiten viel mit Schulen und Kindertagesstätten zusammen. Sie kommen zu uns für Bilderbuchkinos, Vorlesewettbewerbe oder Lesungen. Für Erwachsene bieten wir in Kooperation mit anderen Institutionen Veranstaltungen wie Lesungen oder Workshops an. Kürzlich hatten wir beispielsweise ein Seminar zur Internetsicherheit für Seniorinnen und Senioren. Wir orientieren uns immer daran, was aktuell nachgefragt wird und welche Themen relevant sind.

Gibt es dafür vor Ort spezielle Veranstaltungsräume?

Ja, wir haben einen kleinen Veranstaltungsraum, den wir vor allem vormittags für Kitas und Schulklassen nutzen. Für kleinere Gruppen ist er perfekt geeignet, aber größere Veranstaltungen machen wir einfach direkt in der Bibliothek und rollen die Regale zur Seite.

Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Sie im Team?

Wir sind fünf feste Mitarbeitende und haben in der Regel eine Auszubildende oder einen Auszubildenden. Wir bilden Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste in der Fachrichtung Bibliothek aus. Unsere Teammitglieder haben ganz unterschiedliche Hintergründe – ich selbst bin beispielsweise Diplom-Bibliothekarin.