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Wätjens Schloss
Kristina Bumb

Ungewöhnlich wohnen in Bremen

Alternative Wohnformen von Tiny House bis Floating Home

Lebe lieber ungewöhnlich! Dieser Ausspruch kann auch auf das eigene Zuhause angewendet werden. Denn in Bremen kann man in ungewöhnlichen Wohnbauten leben – und das sehr behaglich. Ob besonders klein, besonders alt oder besonders hoch … SPOT hat sich nach erstaunlichen Domizilen und alternativen Wohnformen in Bremen umgeschaut.

  1. Klein, aber mein: Kaisenhaus

    Bremer Kaisenhaus als Museum genutzt
    Dieses Kaisenhaus am Behrensweg wird als Museum genutzt. Tjark Worthmann

    Aufgrund der Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Bremen das dauerhafte Wohnen in Kleingartenanlagen geduldet. Das besagte der „Kaisen-Erlass“ von Bürgermeister Wilhelm Kaisen aus dem Jahr 1945. Dieser Erlass wurde zwar schon 1949 wieder aufgehoben, wirkt aber bis heute nach.

    Denn die Menschen lebten gern in den gemütlichen kleinen Parzellenhäusern – und tun dies zum Teil noch heute. Offiziell ist es nicht erlaubt, einen Erstwohnsitz in Parzellengebieten zu haben und dort dauerhaft zu wohnen. Doch besonders langjährige Bewohnerinnen und Bewohner der aus Stein errichteten Kaisenhäuser dürfen unter bestimmten Voraussetzungen dort leben, so lange sie dies möchten. Sie dürfen ihre Häuschen, die lediglich zwischen 30 und 60 Quadratmeter Wohnfläche aufweisen, aber nicht neuen Nachfolgerinnen und Nachfolgern als Erstwohnsitz überlassen.

    Wer sich einmal in einem der winzigen Kaisenhäuser umsehen möchte, der kann das Museum am Behrensweg 5a in Walle besuchen, das sich dieser ungewöhnlichen Wohnform widmet.

  2. Alternative Wohnform Tiny House

    Ein erleuchtetes Tiny House auf Rädern steht in einem Herbstwald (AI-Grafik).
    Tiny Houses gelten als gemütlich und ökologisch sinnvoll. Freepik.com

    Wohnen auf minimaler Grundfläche – was man beim Kaisenhaus lange als altertümlich empfand, ist nun wieder modern. Tiny Houses heißen die winzigen Behausungen mit nur 20 bis 50 Quadratmetern Wohnfläche, die zurzeit unter den alternativen Wohnformen einen wichtigen Trend bilden. Und das mit gutem Grund: Aspekte der ökologischen Nachhaltigkeit und Kostenersparnis machen die energieeffizienten Minihäuser so attraktiv. Auch eine Abkehr von der konsumorientierten Gesellschaft und die Hinwendung zu einem einfacheren, puren Lebensstil spielt eine Rolle.

    Es gibt zwar noch keine offiziellen Tiny Houses in Bremen. Doch vor allem die Initiative Tiny-House-Kultur bemüht sich in der Hansestadt um eine Realisierung schon sehr weit gediehener Pläne. Wenn alles klappt, soll die erste Tiny-House-Siedlung in Bremen an der Stromer Straße in Woltmershausen entstehen.

  3. Ganz oben im Hochhaus

    Der Landmark-Tower an der Weser ist an einem grauen Tag zu sehen.
    Der Landmark-Tower ist Bremens höchstes Wohnhochhaus. Alice Wiegand / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

    Nicht besonders klein und hygge, sondern mit viel Weitblick präsentieren sich unterdessen die Wohnungen in Bremens höchsten Hochhäusern. Wer glaubt, das bekannte Aalto-Hochhaus in der Vahr oder die Wolkenkratzer in Osterholz-Tenever seien Bremens höchste Hochhäuser, in denen man wohnen kann, der irrt jedoch. Tatsächlich befindet sich der Sieger nach Metern in einem Stadtteil, der wie kein anderer für moderne, urbane Architektur steht: in der Überseestadt. Der Landmark-Tower an der Konsul-Smidt-Straße ist stattliche 70 Meter hoch und bietet auf 18 Etagen 53 schicke Apartments für gut Betuchte. Kurios: Wie in vielen Wolkenkratzern soll es aus Gründen des Aberglaubens im Landmark-Tower keine 13. Etage geben.

    Ganz oben in der 20. Etage ist eine Bar ansässig, die man nur mit Mitglieder-Karte aufsuchen kann. Die schicke Kneipe wirbt für sich mit den Worten: „Der wohl aussichtsreichste Ort in ganz Bremen: in unserer Sky-Bar … treffen sich Menschen mit Weitsicht, Offenheit und Visionen … Am Boden funkeln die Lichter der Stadt, und gleichsam sind die Sterne zum Greifen nah.“ Da kann wohl nur fliegen noch schöner sein.

  4. Im Schloss wohnen

    Wätjens Schloss
    Das märchenhafte, mächtige Wätjens Schloss liegt mitten in Wätjens Park. Es wird privat bewohnt. Kristina Bumb

    Gibt es Schlösser und Burgen in Bremen? Man mag es kaum glauben, aber in der freien Hansestadt mit ihrer großen bürgerlichen Tradition gibt es drei solcher Ritterburgen und Adelssitze. Während das Schönebecker Schloss und die Burg Blomendal liebevoll gepflegte Heimatmuseen beherbergen, kann man in Wätjens Schloss im Stadtteil Blumenthal tatsächlich wohnen.

    Das Bauwerk im Stil der englischen Tudorgotik mit seinen Zinnen und Türmchen war einst ein Sommersitz der reichen Bremer Kaufmanns- und Reederfamilie Wätjen. Der Bremer Architekt Heinrich Müller, der auch die Meierei im Bürgerpark gestaltete, entwarf das 1864 eingeweihte Schloss. Ein weitläufiger Park mit vielen Spazierwegen, Wätjens Park, umgibt das Bremer Schloss. Einige wenige Glückliche nutzen heute die Privatwohnungen in Wätjens Schloss und leben buchstäblich wie die Könige beziehungsweise Königinnen.

  5. Mit dem Denkmalschutz unter einem Dach

    Altbremer Häuser
    Die typischen Altbremer Häuser – hier in Schwachhausen – stehen teilweise unter Denkmalschutz. Angie Harms

    Historische Gebäude verströmen oft besonderes Flair – ob herrschaftliche Villa mit hohen Stuckdecken und Bleiglasfenstern am Bürgerpark, stimmungsvolles Altbremer Haus im Flüsseviertel, Kahnschifferhaus in Rekum, winziges Schnoorhäuschen oder reetgedecktes Bauernhaus mit parkähnlichem Grundstück in der Lehnhofsiedlung St. Magnus. Bremen ist voll von solchen Baudenkmälern. Wer bei einschlägigen Immobilienportalen die Suchwörter „Haus kaufen in Bremen denkmalgeschützt“ eintippt, der erhält eine ganze Liste mit Vorschlägen. Wenn man das nötige Kleingeld hat, kann man sich also ein solches Juwel zum Wohnen gönnen.

    Doch geht es ans Renovieren des Traumhauses, hat das Landesamt für Denkmalpflege Bremen stets ein Wörtchen mitzureden. Das Bremische Denkmalschutzgesetz sichert den sachgerechten Erhalt von Kulturdenkmälern. Es gibt Eigentümerinnen und Eigentümern eine Reihe Vorgaben an die Hand. Demnach darf ein denkmalgeschütztes Wohngebäude „nur mit Genehmigung der Denkmalschutzbehörde […] in seinem Erscheinungsbild beeinträchtigt oder verändert, […] wiederhergestellt oder instandgesetzt, […] mit An- oder Aufbauten […] versehen werden“. Immerhin gibt es für die Immobilieneigner und -eignerinnen Steuererleichterungen.

  6. Hinter dicken Mauern: Wohnen im Bunker

    Wohnbunker
    Auch im Bunker wie hier in Schwachhausen lässt es sich gemütlich wohnen. Linda Bussmann

    Früher dienten Bunker dem Schutz der Bevölkerung vor Bombenabwürfen. Angesichts des langjährigen Friedens in Europa beschlossen Bund und Länder 2007 jedoch, den Unterhalt der massiven Bauwerke zu beenden. Die Betonklötze und unterirdischen Räume baute man seitdem teils zurück, teils nutzte man sie anderweitig – zum Beispiel als Standorte für Gewerbe, Parkhäuser, Kultureinrichtungen, Clubs oder auch als alternative Wohnform für Privatleute.

    In Bremen gibt es mehrere Bunker, in denen sich komfortable Wohnungen befinden. Die Vorteile: Die Bauten stehen meist zentral in den städtischen Vierteln, also in begehrter Lage. Die meterdicken Wände bieten mitten im Trubel perfekten Lärmschutz. Die Herausforderung für die Architektinnen und Architekten: den Betonkoloss attraktiv und freundlich zu gestalten, sodass er nicht mehr zu sehr an die Schrecken der Kriegszeit erinnert. Beispiele von privat bewohnten Bunkern in Bremen gibt es an Claussenstraße in Schwachhausen, in der Leipziger Straße in Findorff, an der Schierker Straße in Peterswerder und an der Roonstraße im Ostertor.

  7. Gemütlich schaukeln im Hausboot

    Ein Hausboot in leuchtendem Blau gestrichen und mit bunten Blumen an einer Kaimauer als Symbolbild für Alternative Wohnformen in Bremen
    Holland ist ein Vorbild bei der Nutzung von Hausbooten. pixabay.com

    Hausboote oder auch Floating Homes eignen sich als alternative Wohnformen für Menschen, die das Maritime lieben. Hausboote kennt man zum Beispiel aus den Niederlanden, wo viele Menschen die behaglichen, kleinen Behausungen zum dauerhaften Wohnen auf dem Wasser nutzen.

    Bremen als Stadt am Fluss hat das Potenzial für diese alternative Wohnform. Doch der Teufel steckt im Detail. Denn allzu viele geeignete Liegeplätze gibt es nicht. Die Weser etwa weist starken Tidenhub und als Bundeswasserstraße spezielle Einsschränkungen auf. Lesum und Wümme stehen teils unter Naturschutz. Der Holz- und Fabrikenhafen in Walle gilt immerhin als möglicher dauerhafter Ankerplatz. Auch im Vegesacker Museumshaven fand sich zeitweilig ein holländisches Plattbodenschiff ein, auf dem ein Paar sein Zuhause hatte. Bis es richtige Hausboote als alternative Wohnform in Bremen gibt, können aber schon einmal schwimmende Unterkünfte für den Urlaub gemietet werden. Am Lankenauer Höft bietet ein gewerblicher Anbieter nun die ersten Hausboote in Bremen als Ferienwohnungen an.

Dieser Beitrag ist Teil unseres Themenspecials „Mein Zuhause“. Sind Sie interessiert an mehr Artikeln dieser Art? Schauen Sie sich unsere Sammlung von Beiträgen rund ums Thema an.

zum Themenspecial „Mein Zuhause“

Autorenbild Kristina Bumb

Von Kristina Bumb

Für die Leserinnen und Leser außergewöhnliche Orte erkunden und interessante Menschen kennenlernen – das macht den Beruf der rasenden Reporterin so spannend.

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