Meine Favoriten

Burg Blomendal
Kristina Bumb

Außergewöhnliche Sehenswürdigkeit: Burg Blomendal

Von der Raubritter-Burg zum Heimatmuseum

Auf Burg Blomendal wohnten einst waschechte Raubritter. Heute ist dort der Verein Burg Blomendal zuhause, der Bremens mittelalterliche Wasserburg liebevoll betreut und ehrenamtlich pflegt. Das historische Kleinod im Blumenthaler Zentrum beherbergt ein Heimatmuseum, eine Außenstelle des Standesamtes und lädt im Jahreslauf zu diversen Veranstaltungen ein.

Gibt es Schlösser und Burgen in Bremen?

Burg Blomendal, Schloss Schönebeck und Wätjens Schloss – auf Bremer Gebiet gibt es drei Burgen und Schlösser. Allesamt in Bremen-Nord, das anders als die bürgerliche Hansestadt in alten Zeiten ländlich gelegen war und nicht zum Stadtgebiet gehörte. Während die Patrizierhäuser reicher Bürgersleute das Gesicht der freien Stadt prägten, wurde das Umland durch Feudalherren in ihren Burgen regiert. Aus dieser Zeit stammt die Wasserburg Blumenthal.

Burg Blomendal mit Park
In der Burg Blomendal hausten einst Raubritter. Heute befindet sich darin ein Heimatmuseum.
Wätjens Schloss
Das märchenhafte, mächtige Wätjens Schloss liegt mitten in Wätjens Park. Es wird privat bewohnt.
Schloss Schönebeck bei Nacht
Das Schloss Schönebeck zeigt wechselnde Ausstellungen aus Kunst und Geschichte.

Burg Blomendal wurde 1354 errichtet und ist damit das älteste weltliche Gebäude auf Bremer Gebiet. Zugleich ist sie die einzige Burg. Denn während das Schloss Schönebeck und Wätjens Schloss eher einem prächtigen Herrensitz gleichen, fungierte die deutlich ältere Burg Blumenthal als echter Wehrbau. Und damit nicht genug: In dem massiven Bau lebten die Ritter von Oumünde. Manch einer würde sie vielleicht als selbstständige Zoll- oder Fiskalbeamte des Mittelalters bezeichnen, andere als Raubritter. Verbürgt ist jedenfalls, dass vorbeiziehende Kaufleute und Bürgersleute ihnen ein Entgelt und mehr zu entrichten hatten.

Burg Blomendal als Raubritter-Burg

„Entlang der Unterweser gab es eine ganze Reihe solcher Raubritter-Burgen“, erzählte Klaus Peters unserem Stadtteil-Portal SPOT. Klaus Peter war lange Jahre Vorsitzender des Vereins Burg Blomendal. Der Verein hat sich intensiv mit der Heimatgeschichte des Stadtteils Blumenthal und der Wasserburg auseinandergesetzt. Viele dieser Burgen bestanden aus Holz und wurden entsprechend in Mitleidenschaft gezogen, wenn zum Beispiel Brandpfeile zum Einsatz kamen. Denn die Überfälle auf vorbeiziehende Bremer Kaufleute und Schiffer wollten sich die Bürgersleute nicht für immer bieten lassen.

Innenhof Burg Blomendal
Gebäude von Burg Blomendal mit Turmuhr
Burggraben der Burg Blomendal

Die Burg Blomendal war ein Wehrbau aus massiven Steinquadern und sogar ihr Dach ist mit Stein gedeckt. So hielt sie auch Brandattacken stand. Dazu kam, dass das Gelände am Zusammenfluss der Bäche Aue und Beeke sumpfig war und ein Überschwemmungsgebiet der Weser. Außerdem bot ein Burggraben mit Zugbrücke Schutz. Sie war fast nicht einnehmbar. Die Wasserburg war – und ist – äußerst standhaft. Sogar die zehn Meter langen Baumpfähle, die die Erbauer als Gründung in den Sumpf rammten, sind bis heute erhalten.

Der Bremer Rat verfolgte darum einen anderen Weg, um die Raubritter in den Griff zu bekommen. 1436 kaufte er die Ritterburg an der Auemündung ganz einfach. Dank 1400 rheinischen Gulden konnte der Rat seinen Einflussbereich auf der rechten Weserseite festigen. Ein deutliches Symbol für die Ausdehnung des Machtbereichs: Bis ins Jahr 1741 hinein wurde die Burg an Bremer Bürgermeister und Ratsmitglieder verpachtet, an die auch sämtliche amtliche Einnahmen des Bezirks gingen. Danach fiel Blumenthal dem Königreich Hannover und dann Preußen zu. Und so lebten nun die preußischen Landräte in dem großen Bauwerk. Nach der Gebietsreform wurden der Ort Blumenthal und somit auch die Wasserburg wieder Bremen zugeschlagen. Im Zuge einer erneuten Eingemeindung wurden Blumenthal und die umliegenden Amtsbezirke – heute Bremen-Nord – erst 1939 wieder ein Teil der Hansestadt.

Außergewöhnliche Deckenmalereien bewahrten Burg Blomendal vor dem Abriss

Das Jahr 1969 markierte fast das Ende der Burg Blumenthal. Die Schnellstraße B 74 – mittlerweile die Bundesautobahn A 270 – sollte mitten durch das Gelände führen. Das mittelalterliche Wasserschloss wollte man dafür abreißen. Zum Glück kam es ganz anders. Während der Abrissarbeiten entdeckte man die Deckenmalereien im Rittersaal. Da erkannte man, dass man es mit einem historischen Kleinod zu tun hat. In der Folge stellte das Landesamt für Denkmalpflege die mittelalterliche Raubritterburg unter Schutz und der Abriss war gestoppt.

Malerei an der Decke des Hoyersaals auf Burg Blomendal
Das älteste Bildnis eines Bremer Bürgermeisters findet sich im Hoyersaal auf Burg Blomendal. Kristina Bumb

Die mächtigen Deckenbalken und die hölzerne Bohlen-Verkleidung sind zur Gänze mit Ornamenten und Bildnissen im holländischen Stil bemalt. Die Gestaltung datiert auf Anfang des 17. Jahrhunderts. Im Rittersaal, in dem heute Trauungen und Kulturveranstaltungen abgehalten werden, befindet sich die sogenannte Tugenddecke. Sie zeigt die Tugenden, Untugenden und die vier Elemente als Malereien in Medaillonform.

Die Decke im kleineren Hoyersaal ist ebenso prachtvoll gestaltet. Dort dominieren Familienwappen. Außerdem kann man das älteste Bildnis eines Bremer Bürgermeisters entdecken: das Erich Hoyers. Es war vermutlich dessen Sohn Diedrich Hoyer der Jüngere, der auf Burg Blomendal aufwuchs, der den Maler beauftragte. Ebenso wie sein Vater und auch Großvater war er Bremischer Bürgermeister. In seine Amtszeit fallen der Baubeginn des Vegesacker Hafens und die Fassadengestaltung des Bremer Rathauses.

Burg Blomendal heute: Heimatmuseum, Archiv, Veranstaltungsort, Trauungen und eine Kindertagesstätte

Heute ist die Burg Blomendal eine liebevoll instand gehaltene Sehenswürdigkeit, die jeder einmal besucht haben sollte. Allein schon ein Spaziergang über das Gelände ist lohnenswert. Man entdeckt dort einen stimmungsvollen Innenhof, den die Fachwerk- und Klinkerbauten der Wasserburg bilden. Im ehemaligen Amtshaus ist dabei eine Kita unterbracht. Außerdem flaniert man durch einen kleinen Park und über Brücken, die den ehemaligen Burggraben überqueren.

Im Erdgeschoss des ältesten Gebäudes ist ein Burg- und Stadtteilmuseum untergebracht, das nicht nur für Menschen aus Blumenthal interessant ist. Die Ausstellungsstücke, die teils aus der Burg und teils aus Spenden von Firmen und Privatpersonen stammen, geben einen spannenden Einblick in alte Zeiten. Die Ehrenamtlichen des Vereins Burg Blomendal, die teils intensive Heimatforschung betreiben, habe die Exposition gestaltet.

Heimarmuseum
Heimatmuseum mit Schuhmacherwerkstatt auf Burg Blomendal
Modellschiff im Heimatmuseum

In weiteren Räumen unterhält der rund 140 Mitglieder zählende Verein ein umfangreiches Archiv mit Schriftstücken, Dias, Zeitungen und anderem mehr. „Wir bewahren zum Teil sehr alte Dokumente auf. Das ist ein Schatz für Wissenschaftler, deren Anfragen wir gerne beantworten”, schilderte uns Klaus Peters. Auch Menschen, die Ahnenforschung betreiben, finden dort eine Anlaufstelle und hilfreiche Ehrenamtliche.

Altes Schriftstück
Zahlreiche alte Schriftstücke bewahrt der Verein auf. Foto: Kristina Bumb Kristina Bumb

Im Jahreslauf finden mehrere große und kleinere Kulturveranstaltungen im Innenhof und in der Burg statt. Im Veranstaltungskalender stehen Konzerte, Lesungen, Flohmärkte, das Gartenkultur Musikfestival, das BurgWeinFest und der Burgfrieden im Dezember. Der Blumenthaler Burgfrieden ist ein Weihnachtsmarkt mit Kunsthandwerk, Kulinarik, Musik und einem Mittelaltermarkt, der stets viele Besucherinnen und Besucher anlockt. Mit den Einnahmen aus den Veranstaltungen erwirtschaftet der Verein einen großen Teil des jährlichen Budgets zum Unterhalt der Burg, das sechsstellig ist.

Festscheune der Burg Blomendal mit eingedeckten Tischen
Die Festscheune steht für Hochzeitsgesellschaften, Tagungen und Co zur Verfügung. Foto: Kristina Bumb Kristina Bumb

Die Burg Blomendal kann auch für Firmen- und Privatfeiern, Seminare, Tagungen und mehr gebucht werden. Besonders beliebt ist sie für Trauungen. Denn die Burg ist eine Außentraustandort des Standesamtes Bremen-Nord. Nach der feierlichen Zeremonie im Ritter- oder Hoyersaal können die Brautleute und ihre Gäste dann in die Fachwerkscheune wechseln. Dort kann die Hochzeitsgesellschaft im schönen, gemütlichen Ambiente feiern und das besondere Flair der alten Raubritterburg genießen.

Anreise und Öffnungszeiten

Die Burg Blomendal liegt an der Auestraße 9a, 28779 Bremen in unmittelbarer Nähe des Blumenthaler Bahnhofs. Pkw-Stellplätze gibt es an der Straße Burgwall.

Die Öffnungszeiten für das Burg- und Stadtteilmuseum sind jeden Donnerstag von 15 bis 18 Uhr sowie für Gruppen nach Vereinbarung. Das Parkgelände ist frei zugänglich.

Weitere Informationen und einen Veranstaltungskalender finden Interessierte auf der Website von Burg Blomendal.

Das könnte Sie auch interessieren

Autorenbild Kristina Bumb

Von Kristina Bumb

Für die Leserinnen und Leser außergewöhnliche Orte erkunden und interessante Menschen kennenlernen – das macht den Beruf der rasenden Reporterin so spannend.

Mehr Artikel von Kristina

Nutz doch die SPOT App!