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Urban Gardening: Eine Frau pflanzt in einer kleinen Kiste Erdbeeren an
Freepik.com/Rawpixel

Urban Gardening: Gärtnern in der Stadt

Grüne Oasen auf Brachflächen, Terrassen und Balkonen schaffen

Städterinnen und Städter sind auf den Geschmack gekommen. Mitten in der City bauen sie Obst und Gemüse an. Urban Gardening heißt der Trend, der Menschen dazu bringt, auf Balkonen und brach liegenden Flächen fleißig zu gärtnern – ob allein oder in Gemeinschaftsarbeit. Es ist ein Gegenentwurf zur Industrialisierung, Digitalisierung und Bodenversiegelung. Urban Gardening ist gleichzeitig die nachhaltige, ökologische und bewusste Alternative zur Fastfood-Produkten. Zudem hat das städtische Gärtnern auch einen sozialen Charakter.

Was ist Urban Gardening?

Urban Gardening hat politische und soziale Ansprüche gleichermaßen. Manche sehen die Ursprünge des städtischen Gartenbaus in den 1970er-Jahren, als beispielsweise in New York Anwohnerinnen und Anwohner vernachlässigter Stadtviertel leerstehende Flächen in grüne Gärten verwandelt haben. Sie protestierten damit gegen den Verfall der Städte. Daraus sind politische Initiativen wie das Guerilla Gardening entstanden, bei dem heimlich Pflanzen auf öffentlichen Flächen ausgesät werden. Es geht aber auch darum, in der Stadt eine Alternative zur industrialisierten Nahrungsmittelproduktion zu schaffen.

Ebenso ist der Community Garden Teil des Urban Gardenings. Hierzulande ist das Ganze auch als interkulturelle Gärten bekannt, die insbesondere in den 1990er-Jahren entstanden. Im Rahmen eines Gemeinschaftsprojektes begegnen sich dort Migrantinnen und Migranten mit Einheimischen aus unterschiedlichen Milieus und Lebensformen. Beim gemeinsamen Bewirtschaften von Land mitten in der Stadt entstehen neue Verbindungen, Freundschaften und Zugehörigkeiten.

Grüne Oasen in der Stadt zum Blühen und Wachsen bringen

Urban Gardening: Korb mit selbst angebautem Gemüse
Beim Urban Gardening ist es möglich, Gemüse auf kleinsten Flächen anzubauen. Dabei können Hobbygärtnerinnen und -gärtner ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Freepik.com/Freepik

Früher war das urbane Gärtnern nur den Bürgerinnen und Bürgern vorbehalten, die sich entweder einen Garten am Haus oder an der Wohnung leisten konnten oder Parzellen in Kleingartengebieten bewirtschafteten. Heute werden die Menschen kreativ und nutzen jeden Quadratmeter, um sich selbst mit Lebensmitteln zu versorgen. In Kübeln, Balkonkästen, Hochbeeten, Blumenampeln und Pflanzsäcken schaffen sie sich auf kleinem Raum eine grüne Oase. Und damit ist nicht nur das Pflanzen von blühenden Landschaften gemeint, um Bienen und anderen nützlichen Insekten etwas Gutes zu tun.

Es ist tatsächlich möglich, zahlreiche Obst- und Gemüsesorten in Hinterhöfen oder auf Dachterrassen und dem Balkon wachsen zu lassen. Dabei ist es wichtig, dass die Pflanzen genügend Sonne und Wasser bekommen. Wer beim Urban Gardening auf eine Mischkultur achtet, bei der sich Beet- und Kübelnachbarn positiv beeinflussen, kann auf gute Ernteerträge hoffen. Zudem ist eine Fruchtfolge wichtig, damit dem Boden die Nährstoffe nicht dauerhaft entzogen werden sowie Krankheiten und Schädlinge die Oberhand gewinnen.

Balkon als Lebensmittellieferant

Klassiker für den Eigenanbau sind Kräuter. Diese lassen sich sogar auf der heimischen Fensterbank ziehen. Doch auch Früchte wie Erdbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren und die Kapstachelbeere (auch als Physalis bekannt) gedeihen auf dem Balkon. Äpfel, Birnen, Kiwis und Pflaumen wachsen mittlerweile platzsparend an Säulenobstbäumen. Auf sonnigen Balkonen fühlen sich Tomaten, Paprika und Chili sehr wohl. Und selbst Kartoffeln lassen sich in Pflanzsäcken und Kübeln kultivieren.

In Hochbeeten und Blumenkästen können Naturfans ihrer Kreativität beim Anbau von Gemüse freien Lauf lassen. Wie wäre es mit Erbsen, Bohnen, Pflücksalat, Radieschen, Mangold und Zucchini? Selbst im Winter wachsen dort Asia-Salate, Feldsalat, Winterpostelein, Bremer Scheerkohl, Grünkohl und vieles mehr. Unser Lesetipp: „Coole Ernte“ von der Bremerin Melanie Öhlenbach. Mehr Informationen über den Ratgeber gibt es hier.

Urban Gardening: Vorteile der Balkonbewirtschaftung

  • Wasserscheue Pflanzen wie Tomaten sind besser vor Regen geschützt
  • Schädlinge wie Schnecken schaffen es zudem selten auf Balkone
  • Vertikale Gärten überdecken unschöne Hauswände
  • Kübel, Hochbeete und Co sind mobil, beispielsweise bei einem Umzug
  • Die Ernte kleiner Mengen ist möglich (wie zum Beispiel bei Kräutern und Salat)
  • Das Obst und Gemüse ist frei von Pestiziden

Gemeinschaftsgärten: Urban Gardening als Raum für Begegnung

In Bremen sind in der Vergangenheit vielfältige Plätze entstanden, auf denen Bürgerinnen und Bürger gemeinschaftlich aktiv sind. Im Mittelpunkt der neuen Gartenbewegung steht die Begegnung mit der Natur und mit Gleichgesinnten. Prominente Beispiele sind die Hochbeete auf dem Hanseatenhof, Ab geht die Lucie! in der Neustadt und die Projekte der Gemüsewerft. Ein sogenannter Pop-up-Stadtgarten ist im Viertel auf der Brachfläche entstanden, auf dem das Restaurant Rotkäppchen einmal beheimatet war. Da die Nutzung nur auf bestimmte Zeit erlaubt war, suchen die Akteurinnen und Akteure derzeit eine neue Fläche.

Wer mehr über Gemeinschaftsgärten in der Hansestadt erfahren will, wird auf der Website der Stadt Bremen fündig.

Balkongarten
Bremer Blogs: Grüne Oase auf sechs Quadratmetern

Melanie Öhlenbach baut Gemüse, Kräuter und Obst auf dem Balkon an. Die freiberufliche Journalistin, Autorin und Dozentin schreibt seit 2014 auf ihrem Blog „Kistengrün“ über Tomaten, Kornblumen, Bienen und Co. Im Interview erzählt sie, was sie am Gärtnern so fasziniert und wie sie es schafft, rund 50 Pflanzen auf ihrem nur sechs Quadratmeter großen Balkon unterzubringen.

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Gemüsewerft
Gemüsewerft: Ein Showroom für Lebensmittel

Der urbane Landwirtschaftsbetrieb Gemüsewerft hat sich in den vergangenen Jahren einen Namen in Bremen gemacht. Mittlerweile beackert er drei feste Standorte im Westen der Stadt. Zusätzlich gibt es kleinere, mobile Nutzgärten, zum Beispiel auf dem Hanseatenhof und auf dem Domshof.

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Autorenbild Linda Bussmann

Von Linda Bussmann

Ich bin eine waschechte Ostfriesin und überzeugte Norddeutsche. Vor vielen Jahren zog es mich in die Hansestadt. Bremen ist seitdem meine zweite Heimat geworden.

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