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Bremer Kaisenhaus als Museum genutzt
Tjark Worthmann

Bremen historisch: Das Kaisenhaus-Museum

Ein Haus kann auch Geschichten erzählen

Wir sind in unserer Serie „Bremen historisch“ dieses Mal in Walle unterwegs – genauer gesagt im Kaisenhaus-Museum im Parzellengebiet.  Dort, im Behrensweg 5a, können Besucherinnen und Besucher spannende Bremer Geschichte erleben.

Wohnungsnot trieb die Menschen in Kleingartengebiete

Kaisenhaus Museum Wohnzimmer
Das Kaisenhaus-Museum liegt im Parzellengebiet in Walle. Tjark Worthmann

Nach dem Zweiten Weltkrieg herrschte in vielen deutschen Städten eine akute Wohnungsnot. Die Kriegsschäden waren auch in Bremen immens. Zahlreiche Wohngebäude waren zerstört oder stark beschädigt. Gleichzeitig kehrten viele Menschen aus den Flüchtlingslagern und aus der Kriegsgefangenschaft in ihre Heimatstädte zurück. Diese benötigten dringend ein neues Zuhause.

Die Wohnungsnot führte zu einer besorgniserregenden Situation, da die vorhandenen Wohnungen in der Hansestadt bei Weitem nicht ausreichten, um den Bedarf zu decken. Viele Familien mussten in provisorischen Unterkünften leben. Diese waren oft beengt, ohne ausreichende sanitäre Einrichtungen und boten kaum Privatsphäre. Die Wohnungsnot prägte daher das Leben vieler Menschen in der Nachkriegszeit.

Nicht wenige zogen aus der Stadt in die Kleingartengebiete und richteten sich in den kleinen Häusern im Grünen ein neues Heim ein. Der damalige Bürgermeister Wilhelm Kaisen erkannte die Vorteile dieser Möglichkeit. Er erlaubte es den Menschen mit einem Beschluss des Senats im Jahr 1945, in den Kleingartengebieten Häuser zum dauerhaften Wohnen zu bauen. Dies war ein wichtiger Schritt für den Wiederaufbau und die soziale Stabilisierung der Gesellschaft in Bremen nach dem Krieg.

Kaisenhaus-Museum erinnert an alte Zeiten

Schminke Kaisenhaus Museum
Günther Schminke ist Museumsführer im Kaisenhaus-Museum in Walle. Tjark Worthmann

Seit einigen Jahren bietet ein Museum im Waller Parzellengebiet Interessierten die Möglichkeit zu einer Zeitreise in damalige Verhältnisse. Die dortige Ausstellung thematisiert die Entstehungsgeschichte der Kaisenhäuser und ihre Entwicklung. Darüber hinaus geht es um die anhaltenden Auseinandersetzungen mit der Stadt, den Behörden und die Verhandlungen über den Erhalt der Häuser.

Das originale Kaisenhaus der Familie Kopmann, in dem sich heute das Kaisenhaus-Museum befindet, wurde 1957 fertig gestellt und hatte ein Spitzdach mit Schlafzimmer. „In den 60er-Jahren kam es zu einem Erweiterungsbau mit Wohnzimmer und Bad“, berichtet uns Günther Schminke vor Ort. Er ist Mitglied im Verein Kaisenhäuser e.V., der das Kaisenhaus-Museum pflegt und bewahrt. „Der Umbau war von der Baubehörde nicht genehmigt, aber im Laufe der Zeit geduldet“, führt er unter anderem aus.

Immer weniger Menschen wohnen in einem Kaisenhaus

„Heute leben noch etwas 250 Menschen in solchen Häusern in der Hansestadt“, berichtet Schminke. „In den 60er-Jahren wohnten dagegen ungefähr 80.000 Personen in den Kleingärten“, vergleicht er. Schminke verbrachte seine eigene Kindheit auch in einem Kaisenhaus: „Man hatte einfach seine Freiheit und war nicht so eingeengt wie in der Stadt“, erinnert er sich an die damalige Zeit. „Das war für uns Kinder natürlich ein echtes Paradies.“

Bestehende Kaisenhäuser dürften übrigens nicht an neue Personen vermietet oder verkauft und als Wohnsitz genutzt werden. Der Bestandschutz für Bewohnende gilt jedoch weiterhin. „Wir würden uns natürlich wünschen, dass etwa Kindergärten oder Initiativen die Häuser auch zukünftig nutzen“, sagt Schminke über ein Thema, das Bremen und das Bauamt schon sehr lange beschäftigt.


In den warmen Monaten im Jahr ist das Museum mit kleinem Café und Kuchenangebot alle 14 Tage sonntags von 14 bis 18 Uhr für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Am Sonntag, 18. Juni 2023, ist das Kaisenhaus-Museum im Rahmen des Grüner Westen Bremen zudem von 11-18 Uhr offen und freut sich auf Gäste.

Weitere Informationen erhalten Interessierte auf der Website des Kaisenhaus-Museums.

Kaisenhaus Museum Wohnzimmer
Das Kaisenhaus-Museum liegt im Parzellengebiet in Walle.
„Bremen historisch“ auf SPOT
„Bremen historisch“ auf SPOT

In unserer Serie „Bremen historisch“ forschen wir tief in den Geschichtsbüchern der Stadtteile Bremens. Engagierte Menschen in der ganzen Hansestadt sorgen an vielen Orten mit ihren Archiven und intensiver ehrenamtlicher Arbeit dafür, dass wichtige lokale Geschehnisse für die Zukunft erhalten bleiben.

Alle Beiträge der Reihe „Bremen historisch“

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Autorenbild Tjark Worthmann

Von Tjark Worthmann

Ich fahre am liebsten mit der Vespa oder der Schwalbe durch unsere schöne Hansestadt und entdecke dabei immer wieder geheime Wege und versteckte Orte.

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