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Blick auf den Bremer Markplatz und Roland als Symbolbild für Landesamt für Denkmalschutz Bremen
Carina Tank / WFB

Bremen historisch – Denkmalschutz bewahrt die Schätze der Hansestadt

Wie das Landesamt für Denkmalpflege Bremen arbeitet

Das Bremer Rathaus, der Dom, das Schnoor-Viertel, Straßen voller Bremer Häuser, prächtige Fachwerkbauten, Kaufmannsvillen … Bremen steckt voller historischer Schätze. Die Kulturdenkmäler prägen das Gesicht der Hansestadt und tragen zu ihrem besonderen Charme bei. Das Landesamt für Denkmalpflege Bremen hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieses geschichtliche Erbe zu erforschen und zu bewahren.

Landesamt für Denkmalpflege Bremen verzeichnet alle Kulturdenkmale

Blick auf das Haus Heineken - Sitz des Landesamtes für Denkmalschutz Bremen
Das Haus Heineken an der Sandstraße in der Bremer Innenstadt ist Sitz des Landesamtes. Jürgen Howaldt

Schon im 19. Jahrhundert gab es erste Bemühungen zum Erhalt der bremischen Altertümer. Das Landesamt für Denkmalpflege Bremen in seiner heutigen Form besteht seit 1972. Nach dem Bremischen Denkmalschutzgesetz ist es die Fachbehörde für alle Fragen von Denkmalschutz und Denkmalpflege.

Die Aufgaben sind entsprechend vielfältig. „Wir erforschen die Kulturdenkmäler im Land Bremen und begründen mit Gutachten die besondere Bedeutung des betreffenden Kulturgutes, weshalb es von uns dann auch formal unter Denkmalschutz gestellt wird. Diese Arbeiten leistet unsere Abteilung Inventarisation“, sagt Prof. Dr. Georg Skalecki. Der Kunst- und Architekturhistoriker sowie langjähriger Denkmalpfleger ist seit Ende 2001 Leiter des Amtes.

2000 Objekte in der Denkmalliste der Hansestadt

Wie viel Arbeit die Inventarisation macht, zeigt schon allein ein Blick auf die lange Liste von Kulturdenkmälern, die die Hansestadt zu bieten hat. „Eingetragen sind inzwischen fast 2000 Objekte, und weit über 500 sind in Arbeit“, so Georg Skalecki. Fast alle Stadtteile haben solche Eintragungen zu bieten. Die meisten denkmalwürdigen Bauten und Stücke in Bremen befinden sich dabei im Stadtteil Mitte – viele davon in der Altstadt und noch mehr im Ostertor. Auf der Rangliste steht die Östliche Vorstadt  (inbesondere mit Objekten im Ortsteil Fesenfeld) auf Platz zwei. Dann folgen Schwachhausen (vor allem der Ortsteil Bürgerpark) sowie Vegesack.

Das Landesamt stellt auf seiner Website eine umfangreiche Datenbank mit Informationen und Fotos der bremischen Denkmale zur Verfügung. Auch eine Denkmalkarte, die gemeinsam mit dem Landesamt für GeoInformation Bremen entstanden ist, liefert spannende Informationen. Eine weitere, sehr detaillierte Straßenkarte ist direkt mit der Denkmalliste sowie mit Wikipedia-Einträgen verlinkt.

Was bedeutet es, wenn ein Gebäude oder Objekt unter Denkmalschutz steht?

Altbremer Häuser
Die typischen Altbremer Häuser – hier in Schwachhausen – stehen teilweise unter Denkmalschutz. Angie Harms

Nach dem Akt der Unterschutzstellung unterliegt das Kulturdenkmal einem Genehmigungsvorbehalt durch das Landesamt für Denkmalpflege Bremen. „Das bedeutet: Alle Maßnahmen an dem Objekt müssen von unserer zweiten Abteilung Praktische Denkmalpflege genehmigt werden – egal, ob es Sanierungen, Instandsetzungen oder Veränderungen wie Umbauten sind“, schildert der Landeskonservator. „Wir beraten dabei jedoch in dem Sinne, dass wir nachhaltige und denkmalverträgliche historischen Baumaterialien vorschlagen. Bei Umbauten wirken wir darauf hin, dass die Werte des Denkmals nicht verloren gehen.“

Wohnen Privatleute in einem denkmalgeschützten Haus, müssen sie also einige Vorgaben beachten. Dasselbe gilt für Geschäftsleute, die zum Beispiel in einem Schnoor-Gebäude einen Laden oder ein Restaurant betreiben, sowie für die Stadt Bremen, wenn sie für Instandhaltungsarbeiten Hand an Kulturdenkmäler wie das UNESCO-Weltkulturerbe Rathaus legen will. Birgt das Anlass für Konflikte? „Es gibt dabei deutlich weniger Reibungspunkte, als man vermutet“, hält Bremens oberster Denkmalschützer fest.

Denkmalschutz findet gute Lösungen für alle Seiten

Blick auf den prachtvolle, historischen Fachwerkbau der Strom- und Wasserversorgungszentrale in St. Magnus.
Die ehemalige Strom- und Wasserversorgungszentrale steht wie viele historische Gebäude in St. Magnus unter Denkmalschutz. Landesamt für Denkmalpflege Bremen

„Oftmals haben Eigentümerinnen und Eigentümer, deren Anwesen unter Denkmalschutz gestellt werden soll, zunächst Vorbehalte und Rückfragen. Manchmal wollen sie eine Unterschutzstellung auch verhindern. Meist ist das geleitet von dem Missverständnis, dass man dann am Objekt nichts mehr verändern dürfe. Das ist aber nicht der Fall. Wir wollen nur darauf hinwirken, dass gute Lösungen gewählt werden“, so Georg Skalecki. „Sehr viele Denkmaleigentümer und -eigentümerinnen schätzen unsere Beratung und folgen uns gerne, weil sie ihr Denkmal lieben und es gar nicht nachteilig verändern wollen. Auch bei gewerblichen Nutzungen und Werbemaßnahmen finden wir immer eine Lösung, die alle zufriedenstellt.“ Außerdem gibt das Amt finanzielle Zuschüsse bei Sanierungen oder hilft bei der Mittelakquise von anderen Fördereinrichtungen.

„Öffentlich diskutiert werden oft Konflikte mit Stadtplanungsprojekten, die zu wenig Rücksicht auf das historische Stadtbild und die Denkmäler nehmen. Hier haben wir immer gute Argumente – und in der Regel auch eine historisch interessierte Stadtgesellschaft hinter uns“, ergänzt Georg Skalecki.

Meilensteine des Denkmalschutzes in Bremen – der Schnoor

Blick in eine kleine Gasse mit bunten Häusern im Bremer Schnoor
Die malerischen Gassen vom Bremer Schnoor hätte es ohne Denkmalschützer und -schützerinnen wohl nicht gegeben. Carina Tank / WFB

Ohne den Denkmalschutz sähe die Hansestadt heute vermutlich deutlich anders aus. Das Landesamt für Denkmalpflege hat sich im Lauf seines Bestehens große Verdienste um den Erhalt und die Pflege der historischen Wurzeln der Stadt erworben. Eine der bedeutendsten touristischen Attraktionen gäbe es ohne die Denkmalpflegerinnen und -pfleger wohl nicht: den Schnoor.

Das Gängeviertel mit seinen rund 100 Häusern ist das einzige erhaltene Altstadtquartier der Hansestadt, das noch mittelalterliche Wurzeln hat. Das Jahrhunderte alte Quartier voller kleiner Grundstücke und schwer passierbarer Straßen konnte jedoch mit den Erfordernissen der Moderne nicht Schritt halten. Es verkam Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem Armenviertel und stand mehrmals vor dem Abriss.

Wie das Schnoor-Viertel geschaffen wurde

Der Architekt Rudolf Stein leitete ab 1952 das Amt für Denkmalpflege. Er und sein späterer Nachfolger Karl Dillschneider, der als Vater des Schnoor gilt, nahmen sich des verwahrlosten Quartiers an. Die meisten Gebäude wurden unter Denkmalschutz gestellt. „Stein und Dillschneider betrieben dabei eine schöpferische Denkmalpflege. Der Schnoor, so wir ihn jetzt kennen, ist zum großen Teil ihr Werk. Es handelte sich keineswegs um eine Erhaltung rein nach historischem Vorbild“, schildert Georg Skalecki.

Schnoorgasse mit kleinen Häusern und blühenden Blumen
Das Schnoor-Viertel hat mittelalterliche Wurzeln und ist zugleich eine Schöpfung der Nachkriegszeit. Kristina Bumb

Vielmehr sei es den beiden Architekten bei der Restauration um die Wiederbelebung der Atmosphäre vergangener Epochen gegangen. Dazu gehörten etwa eine bunte Farbgebung, Grundrissänderungen und die Verzierung der Häuser mit sogenannten Spolien – baulichen Überresten, die eigentlich zu anderen Zeitabschnitten und Gebäuden gehörten.

Das Konzept zielte dabei schon damals auf die touristische Nutzbarmachung des Viertels. Aus diesem Grund wurden insbesondere Gastronomie und Kunsthandwerk vor Ort angesiedelt. Die Ergebnisse der schöpferischen Phase sind mittlerweile selbst Teil des Denkmalensembles Schnoor und tragen zu seinem besonderen Wert bei.

Bremer Rathaus wird UNESCO-Weltkulturerbe

Blick auf das UNESCO-Weltkulturerbe Bremer Rathaus
Die Auszeichnung des Bremer Rathauses als UNESCO-Weltkulturerbe ist auch ein Verdienst des Denkmalschutzes. Carina Tank / WFB

Die Leistung des Landesamtes für Denkmalpflege in Bremen ist es, das Gesicht und die Identität der Hansestadt mitzuprägen und seine Schätze vergangener Epochen zu erhalten.  „Es war das Verdienst meines Amtsvorgängers Hans-Christoph Hoffmann, den Wert der bis dahin noch verachteten historistischen Architektur vermittelt und viele Bauten und auch Innenausstattungen des späten 19. sowie frühen 20. Jahrhunderts gerettet zu haben“, sagt Georg Skalecki.

Einen seiner eigenen Schwerpunkte setzte der heutige Amtsleiter auf die Inwertsetzung des industriekulturellen Erbes. „Bremen ist und war historisch eine Handels-, Hafen- und Industriestadt. Wir haben in meiner Zeit seit 2001 viele Industrie- und Hafenanlagen untersucht und unter Schutz gestellt sowie diese auch in eine neue Zukunft durch denkmalverträgliche Umnutzungsprojekte gebracht“, schildert er.

Auch die denkmalgerechte Sanierung der bedeutendsten Objekte der Innenstadt erfolgte in seiner Leitungszeit: vom Rathaus über den Dom und den Schütting bis hin zu allen großen gotischen Stadtkirchen. Das Rathaus erhielt in dieser Zeit, im Jahr 2004, zudem den Titel UNESCO-Weltkulturerbe. „Zudem haben wir seit inzwischen fast 20 Jahren die Digitalisierung unseres Amtes enorm vorangetrieben“, erzählt Georg Skalecki.

„Tag des offenen Denkmals“ und „Bremer Denkmalpreis“

Blick auf einen Speicher in der Überseestadt Bremen als Symbolbild für Denkmalschutz Bremen
Die Bewahrung der industriellen Kulturdenkmäler wie in der Überseestadt ist ein Verdienst des Bremer Denkmalschutzes. Eva Christina Krause / WFB

Mit den geschilderten Forschungs- und Bewahrungsaufgaben ist die Arbeit des Landesamtes für Denkmalpflege Bremen aber noch nicht erschöpft. „Daneben gehört es zu unseren Aufgaben, unser Wissen durch Öffentlichkeitsarbeit anderen zur Verfügung zu stellen – über unsere Kulturdenkmälerdatenbank, wissenschaftliche Publikationen, Veranstaltungen wie den ‚Tag des offenen Denkmals‘ und Ähnliches“, so der Landeskonservator.

Besonders der „Tag des offenen Denkmals“, der stets an einem Sonntag Anfang September stattfindet, ist in der Öffentlichkeit sehr beliebt. Am 8. September 2024 ist der Termin für die nächste Ausgabe der bundesweiten Veranstaltung. Das Landesamt organisiert für Bremen die Besichtigung der Kulturdenkmäler.

Alle drei Jahre verleiht das Landesamt den „Bremer Denkmalpflegepreis“ an Bremerinnen und Bremer sowie Gruppen, die sich um den Erhalt des Kulturguts besonders verdient gemacht haben. Wer sich für die historische Bausubstanz der Hansestadt interessiert, kann zudem das Magazin „Denkmalpflege in Bremen“ studieren. Das Landesamt gibt die Schriftenreihe seit 2004 einmal jährlich heraus. Mittlerweile ist das 20. Heft der Reihe erschienen.

Autorenbild Kristina Bumb

Von Kristina Bumb

Für die Leserinnen und Leser außergewöhnliche Orte erkunden und interessante Menschen kennenlernen – das macht den Beruf der rasenden Reporterin so spannend.

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