Bremen historisch: DOKU Blumenthal Archiv
Geschichte aus Bremen-Nord persönlich erleben
Wir sind in unserer Serie „Bremen historisch“ zu Besuch in Blumenthal – genauer gesagt im DOKU im Heidbleek. Die Geschichte des Kultur- und Dokumentationszentrums begann vor vielen Jahren ursprünglich als historisches Archiv. Inzwischen ist das DOKU weit über die Stadtgrenzen bekannt und beliebt. Die vielfältigen Angebote bieten Interessierten Platz für eigene künstlerische und kreative Ideen. Viele Veranstaltungen locken die Besucherinnen und Besucher aus Bremen-Nord und umzu an den Schillerplatz.
Zu Gast im Archiv des DOKU Blumenthal
Im Ortsarchiv treffen wir auf Gerhard Koopmann, den Vorsitzenden des DOKU Blumenthal, und den Germanisten und Politikwissenschaftler Walter Schörling. Beide sitzen sich an einem großen Schreibtisch gegenüber. Die Wände sind zu großen Teilen mit gefüllten Schränken verdeckt. Auf ihnen stehen zusätzlich noch an einigen Stellen Kartons und Schriftrollen.
Vor knapp drei Jahren kamen die beiden auf die Idee, dem bis dato ruhenden Archiv im DOKU wieder zu etwas Ordnung und Struktur zu verhelfen. „Die Erforschung und Dokumentation der Geschichte des Alltags, der Arbeits- und Lebensbedingungen der Blumenthaler Bevölkerung“, zitiert Koopmann dazu die Satzung und das Vereinsziel aus dem Jahr 1988. Zu den Gründerinnen des Archivs gehörte beispielsweise mit Sabine Uhl auch eine ehemalige Bremer Senatorin.
„Wir sind uns der Aufgabe nicht ganz so bewusst gewesen“, erzählt Koopmann schmunzelnd über die vergangenen Jahre. Viele Unterlagen wanderten nach ausgiebiger Prüfung aber doch in den Papierkorb. „Wir beschränken uns auf bestimmte soziale Themen und haben daher eine klare Zuordnung geschaffen. Es werden nur die wichtigsten Dinge abgelegt“, ergänzt Schörling.
Die beiden stoßen in ihrer ehrenamtlichen Arbeit auf viele Erinnerungen von Zeitzeugen an besondere Ereignisse und Fotodokumente über das Leben im Stadtteil. Im Archiv des DOKU liegen unter anderem Familien-, Firmen- und Vereinschroniken sowie eine Sammlung von Büchern, Fotos und Schriften, die die Entwicklung Blumenthals von einer Kreisstadt zu einem Bremer Stadtteil widerspiegeln.
Blumenthal im Wandel der Geschichte
Ein besonderer Schwerpunkt der Sammlung sind für Koopmann beispielsweise die historischen Migrationsbewegungen von Menschen anderer Kulturen, die in Blumenthal nach Arbeit suchten. „Es ist spannend, herauszufinden, wie Integration in der Vergangenheit nach dem Krieg funktioniert hat“, sagt der Vorsitzende des Vereins und Mitglied der Nordbremer Autorengruppe „Die Literaturpforte“, der selbst mit seiner Mutter aus Posen nach Blumenthal flüchtete und sein Leben seitdem hier gestaltet.
Die Gedenkstätten im Blumenthaler Zentrum und in Farge sowie die Schließung einst weltbekannter Unternehmen wie dem Bremer Vulkan und der Woll-Kämmerei sind ebenfalls wichtige Fixpunkte. Koopmann arbeitete viele Jahre als Personalassistent bei der Vulkan-Werft und besitzt daher direkte persönliche Bezugspunkte zu der Arbeit im Archiv. „Inzwischen kehrt wieder Leben in viele historische Firmengebäude zurück“, freut sich Schörling über die aktuellen Entwicklungen in Blumenthal. Der Hobbyhistoriker ist auch mehrfacher Buchautor und arbeitet derzeit an der Biografie eines ehemaligen Blumenthaler Bürgermeisters. „Es ist einfach spannend, durch viele persönliche Aufzeichnungen in die Geschichte eintauchen zu können“, berichtet er.
Die Arbeit am Archiv endet erst einmal nicht
Auf die Frage, wann die beiden mit der Sichtung des Archivbestandes denn fertig sind, gibt Koopmann lächelnd ein klares, aber wohl nicht ganz ernst gemeintes Ziel aus: „Morgen!“ „Nein, wir haben uns kein Ziel gesetzt“, ergänzt Schörling gleich. „Sonst machst du dich ja auch verrückt. Der Weg ist manchmal das Ziel“, sagt er und erntet zustimmendes, grinsendes Nicken von seinem Archivpartner.
Für Anfragen aus der Bevölkerung steht das DOKU jederzeit zur Verfügung. Am Montag und Donnerstag ist das Archiv von 16 bis 18 Uhr oder nach Vereinbarung persönlich besetzt. Wenn es Interesse an der Mitarbeit im Archiv gibt, freuen sich die beiden Verantwortlichen in Blumenthal sehr über Unterstützung und eine Kontaktaufnahme.
Fotos Slider: DOKU Blumenthal, Tjark Worthmann