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Digitalisierung Sparkasse Bremen
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„Durch die Digitalisierung Mehrwert für Menschen schaffen“

Interview mit dem Chief Digital Officer der Sparkasse Bremen, Pranjal Kothari

Die Sparkasse Bremen beschreitet im Bereich Digitalisierung mit interessanten Produkten wie der Baufi-App neue Wege. Mit Pranjal Kothari hat der Finanzdienstleister als einer der ersten Sparkassen die Position des Chief Digital Officer (CDO) besetzt. In unserem Interview zeigt er auf, dass eine Netzwerkorganisation und agiles Arbeiten auch in großen Unternehmen möglich ist – und dass das Leichteste an der Digitalisierung tatsächlich die Digitalisierung ist.


Pranjal Kothari Sparkasse Bremen
Pranjal Kothari ist Chief Digital Officer und Vorstandsmitglied der Sparkasse Bremen. Sparkasse Bremen/Michael Ihle

Wie sieht Ihr derzeitiger Alltag als CDO der Sparkasse Bremen im Technologiepark aus?

Pranjal Kothari: Es gibt für mich keinen geregelten Alltag. Und das ist ganz bewusst auch so gewählt, weil der Großteil meines Jobs die Transformation ist –  nicht nur technisch und digital, sondern auch kulturell in den Köpfen der Menschen.

Ihr Aufgabenbereich ist also sehr variabel?

Pranjal Kothari: Natürlich gibt es formelle Tätigkeiten, die ich als Vorstand habe. Viele Dinge sind jedoch tatsächlich variabel. Meist widme ich mich Themen, die gerade am meisten brennen oder wo ich für Kundinnen und Kunden am meisten Wert stiften kann. Am Ende jeder Woche versuche ich für mich, einen Überblick zu bekommen, und danach bin ich eigentlich jedes Mal glücklich. Immer einen Schritt weiter zu gehen und aus Fehlern zu lernen. Wir hören nicht auf, besser zu werden.


„Wir möchten unsere Kundschaft von Tag eins in die Entwicklung einbeziehen“


Welche Rückmeldungen sind für Ihre Aufgabenbereiche interessant?

Pranjal Kothari: Jede Interaktion von Kundinnen und Kunden ist für uns ein wichtiges Feedback. Daraus gewinnen wir Daten und Erkenntnisse für unsere Entscheidungen. Wir möchten unsere Kundschaft von Tag eins in die Entwicklung einbeziehen. Wir wollen wissen, was ihnen nicht gefällt bei der Nutzung eines Produktes und natürlich auch was ihnen besonders gut gefällt.

Wie kommt Ihr Team an dieses Feedback?

Pranjal Kothari: Wir führen klassische Usability-Tests durch und machen viele Umfragen. Teilweise auch online und anonym, um eine schnelles Feedback zu erhalten. Besonders wichtig ist uns dabei, wie wir mit unseren Entscheidungen das Leben unserer Kundinnen und Kunden verbessern können. Wir möchten da einfach einen Schritt weiter gehen. Ich führe gern das bekannte Zitat des Automobilpioniers Henry Ford an, der sagte: „Wenn ich die Leute gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt: schnellere Pferde.“


Sparkasse Bremen nutzt Partnerschaften mit Bremer Digitalagenturen


Und wer kümmert sich dann um die technische Umsetzung?

Pranjal Kothari: Wir haben bereits ein paar Programmierfachleute vor Ort und machen sehr viel Plug & Play- und API-basierte Lösungen. Zudem haben wir eine Partnerschaft mit einem der größten Software-Dienstleister in Deutschland, team neusta, und auch viele weitere externe Partnerschaften.

Findet ein Austausch mit anderen Sparkassen im Bundesgebiet statt?

Pranjal Kothari: Ja, regelmäßig – und dieser wurde im letzten halben Jahr auch noch intensiver. Letztendlich kommen wir gemeinsam zu dem Schluss, dass wir alle eine sehr ähnliche Kundschaft haben. Eine Lösung, die in Bremen gut funktioniert, kann ebenso in Frankfurt und München funktionieren. Der Markt in Bremen ist für viele digitale Lösungen meistens zu klein. Doch wenn wir am Anfang auch ein Investment und Risiko eingehen, können wir es schaffen, andere Sparkassen mit an Bord zu holen.

Gibt es bei Ihrer Arbeit Einflüsse außerhalb der Sparkasse Bremen?

Pranjal Kothari: Ich profitiere von einem großen persönlichen Netzwerk und sehe den Austausch als sehr wertvoll an. Bei den Gesprächen erkennt man schnell, was andere machen und was sie auch nicht machen – und daraus kann man viel lernen. So weiß ich schnell, ob man miteinander kooperieren kann.


„Das Einfachste an der Digitalisierung ist die Digitalisierung“


Wie weit ist die Sparkasse Bremen im Bereich der Digitalisierung?

Pranjal Kothari: Bei der Vision, der Intention und dem Ziel würde ich uns eine Note 1 geben. Bei der Umsetzung sind wir auf dem Weg – ob wir nachhaltig erfolgreich sind, werden wir in ein paar Jahren sehen.

Auf welche Schwierigkeiten stoßen Sie auf diesem Weg?

Pranjal Kothari: Wir haben einen großen Transformationsprozess vor uns. Die Netzwerkorganisation, die wir vor mehr als zwei Jahren eingeführt haben, gibt uns Leitplanken für unser Arbeiten vor. So sind zum Beispiel Vertrauen, Offenheit und Transparenz für uns wichtige Werte. An denen orientieren wir uns. Wir wissen, dass bei solchen Change-Prozessen in etwa 15 bis 20 Prozent der Belegschaft sogenannte Early Adopters sind, die gehen sofort mit. Im Laufe der Zeit ziehen dann noch 40 bis 50 Prozent der Mitarbeitenden nach. Der Rest ist schwieriger zu überzeugen. Diese Mitarbeitenden dürfen wir aber nicht verlieren. Denn die beste und innovativste Idee bringt nichts, wenn sie nicht bei der Kundschaft angesprochen wird. Das Einfachste an der Digitalisierung ist die Digitalisierung. Das Schwierigste ist, die Menschen bei diesem Prozess mitzunehmen. Wir wollen die Leute überzeugen. Wir möchten eine neue Denkweise etablieren: Es geht nicht um Fehler- und Risikovermeidung. Wir wollen bewusst Risiken eingehen, um Neues zu lernen und Neues schaffen zu können.

Pranjal Kothari
Im Interview: Pranjal Kothari ist CDO der Sparkasse Bremen. Sparkasse Bremen/Michael Ihle

Wo sehen Sie die größten Hürden in der Zukunft der Digitalisierung?

Pranjal Kothari: Technisch gibt es wenig, was wir nicht hinbekommen. Regulatorisch gibt es natürlich ein paar Einschränkungen. Es ist jedoch wichtig, zu erkennen, dass tatsächlich jede und jeder von uns persönlich etwas besser machen kann. Wenn wir das in unserer Organisation schaffen, sind wir einen sehr großen Schritt weiter.

Wie groß ist eigentlich Ihr internes Team?

Pranjal Kothari: 1100 Mitarbeitende. Und damit ist das gesamte Team der Sparkasse Bremen gemeint. Wir sind zwar heute noch nicht so weit, aber das muss unser Ziel sein. Das Thema ist nicht Digitalisierung, sondern: Wie bleiben wir auch in Zukunft relevant für unsere Kundschaft und schaffen für sie Werte?

Baufi-App ermöglicht rasante Kreditabfrage
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Ein spannendes neues Produkt ist dabei die Baufi-App. Mit dieser digitalen Lösung können Kundinnen und Kunden innerhalb von Minuten erfahren, wie viel Haus sie sich leisten können …

Pranjal Kothari: Genau. Wir waren mit diesem Produkt die Ersten in Deutschland und sind derzeit auf dem Markt am weitesten.

Wo liegen die Vorteile der Baufi-App?

Pranjal Kothari: Wir legen mit der kostenlosen Baufi-App das Hauptaugenmerk auf private Kundinnen und Kunden. Ihnen bieten wir innerhalb kürzester Zeit ein unverbindliches Zertifikat der Sparkasse Bremen, das auf allen Seiten Vertrauen schafft. Wer eine Immobile kauft, muss heutzutage nämlich schnell sein. Und wir liefern dafür den Vertrauensbeweis einer Bank. Eine offene Schnittstelle ermöglicht es uns dabei, auch andere Banken in die Berechnung einzubinden.

Zur Person:

Pranjal Kothari ist seit September 2020 der Chief Digital Officer der Sparkasse Bremen und Mitglied im Vorstand des Finanzdienstleisters. Er hat berufliche Stationen bei Boston Consulting, Deutscher Börse, HypoVereinsbank/UniCredit, PlanetHome und Deutsche Fintech Solutions absolviert und sich überwiegend mit Strategie- und Transformationsthemen im Finanzsektor beschäftigt. Er bringt umfangreiche Erfahrungen mit Change-Prozessen, der Entwicklung von digitalen Produkten sowie der Einführung agiler Methoden mit.

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Von Tjark Worthmann

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