Meine Favoriten

Parkbänke in Wätjens Park
Kristina Bumb

Außergewöhnliche Sehenswürdigkeit: Wätjens Park

Historischer Nordbremer Park mit verwunschenen Wegen

Wätjens Park ist eine weitläufige Grünanlage mit langer Historie, die jedoch vielen Bremerinnen und Bremern gar nicht bekannt ist. Hinter einem schmiedeeisernen Zaun und hohen Bäumen versteckt sich das verwunschene Kleinod, das sogar ein Schloss zu bieten hat. Es lohnt sich, dort auf den verschlungenen Pfaden zu spazieren sowie Wätjens Park und Wätjens Schloss zu entdecken.

Wätjens Park – ein märchenhaftes Idyll

Wer die Landrat-Christians-Straße zwischen Fähr-Lobbendorf und Blumenthal entlang fährt, passiert  auch den langgestreckten, schmiedeeisernen Zaun von Wätjens Park. Die prächtigen Steinsäulen, die die Eingänge flankieren, machen neugierig, was sich hinter dem Zaun und den hohen Bäumen verbirgt. Wenn man dort einen Stopp einlegt und in die verschlungenen Pfade der ältesten Nordbremer Parkanlage eintaucht, wird man mit märchenhaften Anblicken belohnt.

Die Spazierwege führen durch kleine Waldstücke, wo sich Eule und Hase „Gute Nacht“ sagen. Hohe Bäume von der Fichte bis zum exotischen Zuckerahorn dämpfen die Straßengeräusche und man versinkt in der verwunschenen Atmosphäre der historischen Parkanlage. Die Schlängelpfade führen den Gast plötzlich auf weitläufige Lichtungen mit Wiesen und blühenden Rhododendren. Überraschend entdeckt man einen liebevoll angelegten Obstbaumgarten, den historischen Gedächtnistempel, Wohngebäude aus der Entstehungszeit der Anlage und den Garten des ehemaligen Schweizerhauses mit seinen blühenden Beeten.

Tor zu Wätjens Park
Prächtige Steinpfosten markieren den Eingang zu Wätjens Park.
Weg in Wätjens Park
Waldwege und malerische Lichtungen sind typisch für Wätjens Park.
Streuobstwiese in Wätjens Park
Eine Streuobstwiese gehört zu den Überraschungen des Nordbremer Parks.
Alte Wasserpumpe in Wätjens Park
Es lohnt sich, das verwunschene Gelände zu erkunden.
Gedächtnistempel in Wätjens Park
Der Gedächtnistempel erinnert an den Gründer der Anlage, Diedrich Heinrich Wätjen.
Schweizerhausgarten in Wätjens Park
Früher stand hier ein Schweizerhaus ähnlich dem des Bremer Bürgerparks.
Schweizerhausgarten von Wätjens Landsitz
Der Schweizerhausgarten ist ein Highlight des historischen Parks.
Schweizerhaus Wätjens Park
Von den Parkbänken aus blickt man auf die Fläche, wo früher ein Schweizerhaus stand.
Kropp-Brunnen in Wätjens Park
Der Bremer Bildhauer Diedrich Kropp entwarf den Brunnen.

Kunst in Wätjens Schloss

Fast wie eine Fata Morgana taucht Wätjens Schloss am Horizont einer Rasenfläche auf. Der mächtige Bau beeindruckt mit Zinnen und Türmchen. Nordbremerinnen und Nordbremer, denen der Glücksstern besonders geleuchtet hat, leben dort in Privatwohnungen.

Außerdem haben dort der bekannte Bremer Maler Peter KF Krüger und Galeristin Ulrike Kafka Atelier und Räumlichkeiten. Peter KF Krüger gestaltete das berühmte Wandgemälde „Blick aus dem Fenster“ am Rembertikreisel. Oma und Opa schauen dort im Riesenformat von einer Wand des AWO-Gebäudes. Jeden ersten Sonntag im Monat lädt der Maler von 17 bis 19 Uhr in seine Galerie in Wätjens Schloss ein.

Wätjens Schloss
Das märchenhafte, mächtige Schloss liegt mitten im Parkareal. Kristina Bumb

Die Geschichte von Wätjens Park: Grundsteinlegung

Die Geschichte von Wätjens Park geht bis ins Jahr 1830 zurück. Der Bremer Reeder und Kaufmann Diedrich Heinrich Wätjen ließ das Landgut Wätjen damals für sich und seine Familie anlegen. Er errichtete ein Sommerhaus als ländlichen Sommersitz. Der Landschaftsgärtner Isaak Altmann gestaltete die dazugehörige Grünanlage im Stil englischer Landschaftsgärten.

Der Sohn Christian Heinrich Wätjen führte die Tradition des Vaters fort und erwies sich dabei in jeder Hinsicht als geschickt und tatkräftig. So leitete er die Reederei des Vaters weiter, die mit bis zu 18 Schiffen zur weltgrößten Segelschiffsreederei avancierte. Ebenso baute er den Landsitz aus und prägte die Gestalt von Bauwerken und Park. Er führte die Sommerresidenz zu „voller gründerzeitlicher Prachtentfaltung“, wie es aus dem Bremer Landesamt für Denkmalpflege heißt.

Wätjens Park Gedächtnistempel
Der Sohn Christel Wätjen ließ für seinen Vater einen Gedächtnistempel mit Büste errichten. Kristina Bumb

Die Errungenschaften von Christian Heinrich Wätjen

Christian Heinrich (Christel) Wätjen ließ eine schlossartige Villa im Stil der englischen Tudorgotik bauen – Wätjens Schloss, das 1864 eingeweiht wurde. Der Bremer Architekt Heinrich Müller war dafür verantwortlich, der auch die Meierei, die Melchersbrücke und andere Bauwerke im Bremer Bürgerpark entwarf.

Außerdem erwarb Christel Wätjen weitere Grundstücke für den Landsitz, sodass das Gelände schließlich 50 Hektar umfasste. Auf England-Reisen eignete er sich Kenntnisse der dortigen Park- und Gartenkultur an und gestaltete zusammen mit seinem Gärtner Dehle das eigene Gelände entsprechend. Ein Vorbild fand er auch in der sogenannten Lenné-Meyerschen-Schule, die seinerzeit stilprägend für ländliche Parks und auch die Berliner sowie Potsdamer Volksparks und königlichen Gärten war. Der Städtische Gartendirector zu Berlin Johann Heinrich Gustav Meyer und der preußische Hofgartendirektor Peter Joseph Lenné hatten diesen naturalistischen Stil geprägt.

Pakrbank in Wätjens Park
Schlängelpfade und Parkbänke laden zum Spazieren und Verweilen ein. Kristina Bumb

Der Landschaftsgarten in Blumenthal umfasste denn auch weitläufige Wiesen mit Aussichtspunkten neben kleinen Wäldchen, Schlängelwege, einen künstlichen See, Teppichbeete, kleinere schmückende Bauwerke und ähnliches mehr. Für seine Kinder ließ Christel Wätjen eigene Häuser errichten. Eines davon ist das Schweizerhaus, dessen Garten erhalten geblieben ist. Das verschnörkelte Holzhaus, das der Meierei im Bürgerpark ähnelte, wurde im 20. Jahrhundert abgerissen. Auch Wirtschaftsgebäude für die zugehörige Landwirtschaft waren vorhanden. Einige davon sind bis heute in Wätjens Park zu sehen.

Erhalt dank Denkmalschutz und Förderverein

Nach der Jahrhundertwende gab die Familie Wätjen das Areal jedoch aus wirtschaftlichen Gründen auf. Umliegende Industriebetriebe, die Bremer Woll-Kämmerei und die Vulkan Werft, nutzten in der Folge das Gelände und seine Bauten. Erst in den späten 1990er-Jahren kaufte die Stadt Bremen einen Teil des ursprünglichen Areals zurück. Rund 35 Hektar bilden nun den öffentlich zugänglichen Wätjens Park, wobei die Wohnbebauung, darunter Wätjens Schloss, weiter in privater Hand ist.

2003 gründeten engagierte Nordbremer Bürgerinnen und Bürger den Förderverein Wätjens Park. Sie machten es sich zur Aufgabe, das grüne Kleinod zu pflegen und zu erhalten. 2007 stellte das Bremer Landesamt für Denkmalpflege die Anlage in ihrer Gesamtheit unter Schutz.

Anfahrt zu Wätjens Park und Schloss

Wätjens Park liegt an der Landrat-Christians-Straße 45-51 in 28779 Bremen.

Den Pkw stellt man am besten an der Straße Zur Westpier ab. Alternativ ist eine Anreise per Bahn möglich. Rund 500 Meter entfernt befindet sich der Bahnhof Blumenthal.

Einen Spaziergang durch Wätjens Park kann man perfekt mit einem Rundgang über das Gelände der historischen Bremer Woll-Kämmerei verbinden sowie mit einer Stippvisite im kleinen Blumenthaler Zentrum.

Weitere Informationen zu Wätjens Park findet man online in der Denkmaldatenbank des Bremer Landesamtes für Denkmalpflege.

Das könnte Sie auch interessieren

Autorenbild Kristina Bumb

Von Kristina Bumb

Für die Leserinnen und Leser außergewöhnliche Orte erkunden und interessante Menschen kennenlernen – das macht den Beruf der rasenden Reporterin so spannend.

Mehr Artikel von Kristina

Nutz doch die SPOT App!