Außergewöhnliche Sehenswürdigkeit: Wätjens Park
Historischer Nordbremer Park mit verwunschenen Wegen
Wätjens Park ist eine weitläufige Grünanlage mit langer Historie, die jedoch vielen Bremerinnen und Bremern gar nicht bekannt ist. Hinter einem schmiedeeisernen Zaun und hohen Bäumen versteckt sich das verwunschene Kleinod, das sogar ein Schloss zu bieten hat. Es lohnt sich, dort auf den verschlungenen Pfaden zu spazieren sowie Wätjens Park und Wätjens Schloss zu entdecken.
Wätjens Park – ein märchenhaftes Idyll
Wer die Landrat-Christians-Straße zwischen Fähr-Lobbendorf und Blumenthal entlang fährt, passiert auch den langgestreckten, schmiedeeisernen Zaun von Wätjens Park. Die prächtigen Steinsäulen, die die Eingänge flankieren, machen neugierig, was sich hinter dem Zaun und den hohen Bäumen verbirgt. Wenn man dort einen Stopp einlegt und in die verschlungenen Pfade der ältesten Nordbremer Parkanlage eintaucht, wird man mit märchenhaften Anblicken belohnt.
Die Spazierwege führen durch kleine Waldstücke, wo sich Eule und Hase „Gute Nacht“ sagen. Hohe Bäume von der Fichte bis zum exotischen Zuckerahorn dämpfen die Straßengeräusche und man versinkt in der verwunschenen Atmosphäre der historischen Parkanlage. Die Schlängelpfade führen den Gast plötzlich auf weitläufige Lichtungen mit Wiesen und blühenden Rhododendren. Überraschend entdeckt man einen liebevoll angelegten Obstbaumgarten, den historischen Gedächtnistempel, Wohngebäude aus der Entstehungszeit der Anlage und den Garten des ehemaligen Schweizerhauses mit seinen blühenden Beeten.
Kunst in Wätjens Schloss
Fast wie eine Fata Morgana taucht Wätjens Schloss am Horizont einer Rasenfläche auf. Der mächtige Bau beeindruckt mit Zinnen und Türmchen. Nordbremerinnen und Nordbremer, denen der Glücksstern besonders geleuchtet hat, leben dort in Privatwohnungen.
Außerdem haben dort der bekannte Bremer Maler Peter KF Krüger und Galeristin Ulrike Kafka Atelier und Räumlichkeiten. Peter KF Krüger gestaltete das berühmte Wandgemälde „Blick aus dem Fenster“ am Rembertikreisel. Oma und Opa schauen dort im Riesenformat von einer Wand des AWO-Gebäudes. Jeden ersten Sonntag im Monat lädt der Maler von 17 bis 19 Uhr in seine Galerie in Wätjens Schloss ein.
Die Geschichte von Wätjens Park: Grundsteinlegung
Die Geschichte von Wätjens Park geht bis ins Jahr 1830 zurück. Der Bremer Reeder und Kaufmann Diedrich Heinrich Wätjen ließ das Landgut Wätjen damals für sich und seine Familie anlegen. Er errichtete ein Sommerhaus als ländlichen Sommersitz. Der Landschaftsgärtner Isaak Altmann gestaltete die dazugehörige Grünanlage im Stil englischer Landschaftsgärten.
Der Sohn Christian Heinrich Wätjen führte die Tradition des Vaters fort und erwies sich dabei in jeder Hinsicht als geschickt und tatkräftig. So leitete er die Reederei des Vaters weiter, die mit bis zu 18 Schiffen zur weltgrößten Segelschiffsreederei avancierte. Ebenso baute er den Landsitz aus und prägte die Gestalt von Bauwerken und Park. Er führte die Sommerresidenz zu „voller gründerzeitlicher Prachtentfaltung“, wie es aus dem Bremer Landesamt für Denkmalpflege heißt.
Die Errungenschaften von Christian Heinrich Wätjen
Christian Heinrich (Christel) Wätjen ließ eine schlossartige Villa im Stil der englischen Tudorgotik bauen – Wätjens Schloss, das 1864 eingeweiht wurde. Der Bremer Architekt Heinrich Müller war dafür verantwortlich, der auch die Meierei, die Melchersbrücke und andere Bauwerke im Bremer Bürgerpark entwarf.
Außerdem erwarb Christel Wätjen weitere Grundstücke für den Landsitz, sodass das Gelände schließlich 50 Hektar umfasste. Auf England-Reisen eignete er sich Kenntnisse der dortigen Park- und Gartenkultur an und gestaltete zusammen mit seinem Gärtner Dehle das eigene Gelände entsprechend. Ein Vorbild fand er auch in der sogenannten Lenné-Meyerschen-Schule, die seinerzeit stilprägend für ländliche Parks und auch die Berliner sowie Potsdamer Volksparks und königlichen Gärten war. Der Städtische Gartendirector zu Berlin Johann Heinrich Gustav Meyer und der preußische Hofgartendirektor Peter Joseph Lenné hatten diesen naturalistischen Stil geprägt.
Der Landschaftsgarten in Blumenthal umfasste denn auch weitläufige Wiesen mit Aussichtspunkten neben kleinen Wäldchen, Schlängelwege, einen künstlichen See, Teppichbeete, kleinere schmückende Bauwerke und ähnliches mehr. Für seine Kinder ließ Christel Wätjen eigene Häuser errichten. Eines davon ist das Schweizerhaus, dessen Garten erhalten geblieben ist. Das verschnörkelte Holzhaus, das der Meierei im Bürgerpark ähnelte, wurde im 20. Jahrhundert abgerissen. Auch Wirtschaftsgebäude für die zugehörige Landwirtschaft waren vorhanden. Einige davon sind bis heute in Wätjens Park zu sehen.
Erhalt dank Denkmalschutz und Förderverein
Nach der Jahrhundertwende gab die Familie Wätjen das Areal jedoch aus wirtschaftlichen Gründen auf. Umliegende Industriebetriebe, die Bremer Woll-Kämmerei und die Vulkan Werft, nutzten in der Folge das Gelände und seine Bauten. Erst in den späten 1990er-Jahren kaufte die Stadt Bremen einen Teil des ursprünglichen Areals zurück. Rund 35 Hektar bilden nun den öffentlich zugänglichen Wätjens Park, wobei die Wohnbebauung, darunter Wätjens Schloss, weiter in privater Hand ist.
2003 gründeten engagierte Nordbremer Bürgerinnen und Bürger den Förderverein Wätjens Park. Sie machten es sich zur Aufgabe, das grüne Kleinod zu pflegen und zu erhalten. 2007 stellte das Bremer Landesamt für Denkmalpflege die Anlage in ihrer Gesamtheit unter Schutz.
Anfahrt zu Wätjens Park und Schloss
Wätjens Park liegt an der Landrat-Christians-Straße 45-51 in 28779 Bremen.
Den Pkw stellt man am besten an der Straße Zur Westpier ab. Alternativ ist eine Anreise per Bahn möglich. Rund 500 Meter entfernt befindet sich der Bahnhof Blumenthal.
Einen Spaziergang durch Wätjens Park kann man perfekt mit einem Rundgang über das Gelände der historischen Bremer Woll-Kämmerei verbinden sowie mit einer Stippvisite im kleinen Blumenthaler Zentrum.
Weitere Informationen zu Wätjens Park findet man online in der Denkmaldatenbank des Bremer Landesamtes für Denkmalpflege.