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Bohlenweg im Ruschdahlmoor in Bremen-Lesum
Kristina Bumb

Verborgenes Juwel: Das Ruschdahlmoor in Lesum

Das kleine Hochmoor ist das wahrscheinlich tiefste Moor Europas

Im Nordwesten von Bremen, eingebettet in die leicht hügelige Landschaft der Vegesacker Geest, liegt ein Naturschutzgebiet, das selbst vielen Bremerinnen und Bremern kaum bekannt ist: das Ruschdahlmoor, auch Lesumer Moor genannt. Was auf den ersten Blick wie ein unscheinbares Feuchtgebiet wirkt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als ein kleines Juwel – mit einem europaweit einzigartigen Hochmoor.

Auf einem Bohlenweg durch das Ruschdahlmoor wandern

Blick ins Naturschutzgebiet Ruschdahlmoor
Auf einem Bohlenweg und Trampelpfaden lässt sich das Ruschdahlmoor gut erkunden. Kristina Bumb

Mitten im Wohngebiet, in einer Senke zwischen den gemütlichen Einfamilienhäusern von Lesum und Ihlpohl gelegen, erstreckt sich das Ruschdahlmoor. Wer das kleine Areal besucht, taucht ein in eine urtümliche Landschaft mit Röhricht, Laubbäumen und mäandernden Bächen. Von der Straße gelangt man über Trampelpfade in das sonnenbeschienene Moor. Schnell merkt man, dass man nicht nur auf einem Sonntagsspaziergang ist, denn der Boden ist feucht und schwingt beim Gehen leicht mit. Zu Füßen mehrerer Erlen beginnt dann der Bohlenweg, dank dem man trockenen Fußes über das Moor wandern kann. Die Bohlen sind schon älter und teils verwittert. Röhricht und Gräser wachsen bis dicht heran, und es brummt von Insekten.

Schließlich enden die Bohlen und sumpfiger Untergrund verwehrt das Weitergehen. Und das ist auch gut so, denn wer möchte seine Schritte schon in ein 33 Meter tiefes Moor lenken? So tief ist die Torfschicht des nördlich gelegenen Trichters. Damit gilt dieses kleine Hochmoor als eines der tiefstgründigsten Moore Europas.

Das Lesumer Hochmoor brauchte Jahrtausende zum Wachsen

Das Lesumer Moor ist geprägt durch zwei sogenannte Erdfalltrichter – tiefe, natürliche Senken, die durch den Einsturz unterirdischer Hohlräume im Lesumer Salzstock 150 Meter unterhalb der Erdoberfläche entstanden sind. In diesen trichterförmigen Vertiefungen konnte sich über Jahrtausende hinweg ein Moor bilden.

Moore entwickeln sich äußerst langsam – im Durchschnitt wächst die Torfschicht nur etwa einen Millimeter pro Jahr. Die beeindruckende Torfmächtigkeit von 33 Metern im Lesumer Moor zeugt daher von einer vermutlich über 30.000 Jahre andauernden natürlichen Entwicklung.

Sonnentau im Hochmoor Bremen
Besondere Vegetation, wie der fleischfressende Sonnentau, ist im Hochmoor zu finden. Hans Toom/Pixabay

Hochmoore sind nährstoffarme, dauerhaft feuchte Lebensräume, deren Wasserhaushalt ausschließlich durch Niederschläge gespeist wird. Torfmoose bilden hier das ökologische Rückgrat – sie wachsen extrem langsam, sterben unter Licht- und Sauerstoffmangel ab und bilden so über Jahrtausende die charakteristische Torfschicht. In dieser besonderen Umgebung gedeihen spezialisierte Pflanzenarten wie Wollgras oder der fleischfressende Sonnentau, der den Stickstoffmangel des Hochmoors durch den Fang von Insekten ausgleicht – ein faszinierendes Beispiel für Anpassung an extreme Lebensbedingungen.

Moore in Bremen: Größer als man ahnt

Nicht nur das Ruschdahlmoor in Bremen-Nord ist erwähnenswert. Bremen verfügt über bemerkenswerte Moorflächen, die ökologisch wertvoll und auch für den Klimaschutz von zentraler Bedeutung sind. Insgesamt gibt es geschätzt 3600 Hektar Moore in Bremen, die sich überwiegend am östlichen Stadtrand erstrecken.

Das Blockland mit seinen typischen Feuchtwiesen gehört zu den Niedermooren in Bremen und ist ein Ausläufer vom Teufelsmoor. Der Niedermoorgürtel setzt sich bei Oberneuland und Borgfeld fort. Besonders eindrucksvoll zeigt sich die Dynamik eines Niedermoors im Naturschutzgebiet Borgfelder Wümmewiesen. Ursprünglich von Röhrichten und Erlenbrüchen geprägt, wurde hier durch menschliche Nutzung eine Kulturlandschaft aus Feuchtwiesen geschaffen, die heute vielfältige Lebensräume bietet.

Im Unterschied zu Hochmooren beziehen Niedermoore ihr Wasser aus dem Grund- oder Oberflächenwasser. Sie sind dadurch nährstoffreicher und beherbergen eine artenreiche Pflanzenwelt. Zugleich speichern sie enorme Mengen an Kohlenstoff – eine Funktion, die angesichts des Klimawandels besonders in den Fokus rückt. Wie sich Naturschutz und landwirtschaftliche Nutzung in Einklang bringen lassen, zeigt das Bremer Projekt „Green Moor“. Es erprobt, wie eine klimaschonende Nutzung von Moorböden wirtschaftlich tragfähig gestaltet werden kann.

Blick ins Ruschdahlmoor
Blick ins Ruschdahlmoor, das Hochmoor in Bremen
Bohlenweg im Ruschdahlmoor in Bremen-Lesum
Bachlauf im Ruschdahlmoor, eines der Moore in Bremen
Blick ins Ruschmoor
Blick ins Ruschdahlmoor in Bremen-Lesum

Ruschdahlmoor in Bremen-Nord

Das Ruschdahlmoor liegt an den Straßen „Im Ruschdahl“ und „Zum Rusch“ in Bremen-Lesum. Es ist am besten mit dem Fahrrad ab Bahnhof Lesum oder mit dem Pkw zu erreichen.

Der Besuch des kleinen Naturschutzgebietes lohnt sich zusammen mit einer Stippvisite im Lesumer Ortskern, einem Spaziergang durch den Friedehorst-Park oder das benachbarte, malerische Dorf Platjenwerbe.

Autorenbild Kristina Bumb

Von Kristina Bumb

Für die Leserinnen und Leser außergewöhnliche Orte erkunden und interessante Menschen kennenlernen – das macht den Beruf der rasenden Reporterin so spannend.

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