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Verein SpielLandschaftStadt: Kinder haben Spaß auf dem Spielplatz
Freepik.com/Pressfoto

„SpielLandschaftStadt“: Der Verein macht sich für Kinder stark

Die Ziele sind eine bespielbare Stadt und mehr Lebensqualität für Familien

Seit 1999 setzt sich der Verein „SpielLandschaftStadt“ mit Sitz in Horn für die Rechte der Kinder, mehr Spielflächen und Lebensqualität für Familien ein. Es geht um eine bespielbare Stadt. Wenn Bürgerinnen und Bürger eine temporäre Spielstraße einrichten möchten, finden sie dort das notwendige Know-how und Unterstützung. Ebenso zählen das Erschließen von Spiel- und Aktionsräumen in der Stadt zu den Aufgabenfeldern sowie die Bereitstellung des Bewegungsernährungsmobils „bemil“.

SpielLandschaftStadt: Temporäre Spielstraße, bei der Spielzeug auf der Straße liegt
Temporäre Spielstraßen, wie hier in der Bremer Neustadt, bieten sich als Treffpunkte für Kinder an. SpielLandschaftStadt e.V.

Über die Gemeinschaftsaktion „SpielRäume schaffen“, finanziert vom Deutschen Kinderhilfswerk und der Sozialsenatorin, bietet die Institution Beratung und finanzielle Unterstützung für Spielrauminitiativen an.

Wer sich in seinem Stadtteil umfassend über Spielmöglichkeiten informieren möchte, dem sei der „Bremer Familienstadtplan“ empfohlen. Hinweise auf Institutionen wie Schulen, Kultureinrichtungen und Sportvereine sind dort ebenfalls zu finden. „SpielLandschaftStadt“ bietet diesen an und aktualisiert ihn regelmäßig.


Im Gespräch mit uns berichtet der Vereinsvorsitzende Heiner Rehling, wie wichtig es ist, Kindern eine Stimme zu geben. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern, die 1999 den „SpielLandschaftStadt e.V.“ ins Leben riefen. Seitdem arbeiten die Mitglieder kontinuierlich daran, dass Kinder und Jugendliche ihre Spielorte mitgestalten. Das ist zum Beispiel mittels Beteiligungsverfahren möglich, wenn ein neuer Spielplatz entstehen soll.

Verein SpielLandschaftStadt: Kinder malen mit Kreide auf der Straße
Die Straße kann ein Spielraum und idealer Treffpunkt für Kinder sein. Freepik.com/Freepik

Herr Rehling, welche Intention steckte 1999 dahinter, den Verein „SpielLandschaftStadt“ zu gründen?
Heiner Rehling: Es sollte insgesamt mehr Wert auf das Spielen im öffentlichen Raum gelegt werden.

Das BewegungsErnährungsMobil bemil ist eine flexibel nutzbare Bewegungslandschaftvon SpielLandschaftStadt,
Das Bewegungsernährungsmobil „bemil“ ist eine flexibel nutzbare Bewegungslandschaft, die man sich beim Verein „SpielLandschaftStadt“ für beispielsweise Straßenfeste, Schul- und Kindergartenveranstaltungen ausleihen kann. SpielLandschaftStadt e.V.

Es ist also damals jemand auf Sie zugekommen?
Ich habe schon vorher in dem Bereich gearbeitet, und es gab den Förderfonds „SpielRäume schaffen“, eine Gemeinschaftsaktion der Bremer Senatorin für Jugend und Soziales und des Deutschen Kinderhilfswerk. Dieser sollte beim Verein angesiedelt werden. Das Ganze fußte auf dem Konzept „Spiel im öffentlichen Raum“ der senatorischen Stelle, das Mitte der 1990er-Jahre erstmals herausgekommen ist.

Wie sieht in Ihren Augen eine bespielbare Stadt aus?
Da geht es um die Frage: Wem gehört eigentlich der öffentliche Raum? Bei uns ist dieser sehr durch Autos geprägt. Deutschland ist Autoland – und der öffentliche Raum ist den Kindern immer mehr genommen worden. Früher konnten sie noch auf der Straße spielen. Dieser öffentliche Raum muss eigentlich zurückerobert werden. Und das ist schwierig, weil er von verschiedensten Interessengruppen beansprucht wird – seien es Menschen auf Fahrrädern, in Autos oder eben Kinder.


„Es ist in Bremen zwingend notwendig, eine Beteiligung der Kinder zu haben.“


Wir setzen uns dafür ein, dass der öffentliche Raum für Kinder mehr ins Bewusstsein kommt. Junge Menschen müssen Spielorte haben und diese fußläufig erreichen können. Das ist ein großes Problem, weil Straßen häufig Stadtteile durchschneiden oder für Kinder einfach nicht überquerbar sind. Das ist das Wichtigste überhaupt für die bespielbare Stadt: dass Kinder sich treffen, gemeinsam spielen können und verschiedene Spielorte haben – sei es im naturnahen oder städtischen Spielraum.

SpielLandschaftStadt: Kinder rutschen mit Spaß eine Rutsche hinunter
Kinder sollten mitentscheiden können, welche Spielgeräte und Bewegungsräume es auf den Spielplätzen in ihrer Umgebung gibt. So ist Spielspaß garantiert. Freepik.com/Gpointstudio

Das Ganze hat natürlich eine Auswirkung auf die Stadtteilplanung. Es ist in Bremen zwingend notwendig, Kinder zu beteiligen. Es gibt Beteiligungsprojekte bei allen Spielplatzplanungen. Das ist bei Neugründungen und Sanierungen vorgeschrieben.  Dann werden die anwohnenden Kinder gefragt, wie der Spielplatz gestaltet werden müsste, damit sie dort gern spielen würden.

Darüber hinaus gibt es die Elterninitiativen. Die bestehen aus Eltern, die kleinere Spielräume für ihre Kinder schaffen und die wir im Förderfonds unterstützen, indem sie dafür Geld bei uns beantragen können.

Was haben Sie in den vergangenen Jahren bewirken können?
Gegenüber früher ist schon eine ganze Menge gelungen. Da war die Beteiligung der Kinder überhaupt nicht im Fokus der Stadtplanung. Man hat Spielplätze gebaut und diese möbliert. Und dann hat man gesagt: Na gut, das ist ein Spielplatz. Aber was die Kinder wirklich haben wollen oder welche Interessen sie haben, ist wenig oder gar nicht berücksichtigt worden. Das geschah mehr aus der Sicht der Erwachsenen.


„Bremen bemüht sich, eine familienfreundliche Stadt zu sein.“


Ist denn Bremen an sich schon recht familienfreundlich – oder geht da noch mehr?
Die Frage ist schwierig. Es gibt sicherlich irgendwo schlechtere Beispiele mit mehr verdichteten Räume als hier. Bremen bemüht sich, eine spielbare, familienfreundliche Stadt zu sein. Das sieht man zum Beispiel daran, dass die Spielleitplanung immer mehr auch Bestandteil der Stadtplanung wird. Ebenso an der Unterstützung des Vereins „SpielLandschaftStadt“, der sich für die Interessen der Kinder und Jugendlichen einsetzt. Und dass wir temporäre Spielstraße gestalten können. Da bewegt sich einiges.

Es wird immer viel davon geredet, dass Kinder unsere Zukunft sind. Doch wo ist diese Zukunft? Sie werden bei zahlreichen Angelegenheiten einfach nicht berücksichtigt, weil man andere Schwerpunkte setzt und meint, das Klientel hat noch nicht so viel Einfluss. Insofern sollten Erwachsene die Beteiligung wahrnehmen und die Interessen der Kinder vertreten.

Spielstraßen in Bremen: Blick in die Kantstraße
Temporäre Spielstraßen: Treffpunkt direkt vor der Haustür

Temporäre Spielstraßen – davon gibt es in Bremen mittlerweile neun Stück. Nummer zehn steht kurz vor der Einrichtung. Über einen gewissen Zeitraum – üblicherweise April bis Oktober – ist eine Strecke an einem Nachmittag die Woche für drei Stunden für den fließenden Verkehr gesperrt. Anwohnerinitiativen, die sich die Öffnung der Straßen für die Kinder wünschen, erfahren dabei Unterstützung vom Verein „SpielLandschaftStadt e.V.“.

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Was können denn erwachsene Bremerinnen und Bremer tun?
Zum Beispiel, dass sie ihre Kinder zu Fuß zur Schule schicken. Es gibt den Schulexpress. Kinder gehen zusammen von Haltestelle zu Haltestelle zur Schule. Dadurch lernen sie ihre Umgebung kennen und können sich sicherer im Stadtbezirk bewegen. Dann spielen sie auf dem Heimweg und brauchen vielleicht länger nach Hause – aber sie lernen auch mehr. Junge Menschen sollten möglichst draußen spielen. Dazu gibt es die temporären Spielstraßen in der Stadt, damit sie mit anderen Kindern agieren und soziale Kontakte haben. Das ist wichtig, damit sie soziale Wesen werden.

Zudem sollte man Kindern Freiräume bei Entscheidungen lassen – und nicht immer das Denken der Erwachsenen übernehmen. Wir sollten ihnen Vertrauen schenken in dem, was sie machen.

Um die Stadt spielenswerter zu machen und zu gestalten, ist es natürlich wichtig, sich auch politisch für die Rechte der Kinder einzusetzen. Wir haben die UN-Konvention über die Rechte der Kinder. Darin enthalten ist auch das Recht auf Spiel. Das vergessen wohl die meisten – und das sollte ihnen eigentlich wieder ins Bewusstsein kommen.

Einen Leitfaden zur Einrichtung einer temporären Spielstraße gibt es als Pdf zum Download auf der Website. Wer sich über den Förderfonds „SpielRäume schaffen“ informieren möchte, wird hier fündig sowie auf der Website www.spielend-stadt-gestalten.de.

Spielplätze in Bremen
Spielplätze in Bremen

Klettern, springen, schaukeln, buddeln, rennen, wippen, toben – für kleine wie große Kinder gibt es nichts Schöneres, als an der frischen Luft auf einem Spielplatz zu spielen. Auf SPOT gibt es zu vielen Stadtteilen in Bremen eine Top 5 der Spielplätze – von der Neustadt bis zu Obervieland, von Schwachhausen bis nach Burglesum.

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Dieser Beitrag ist Teil unseres Themenspecials „Spielplätze in Bremen“. Sind Sie interessiert an mehr Artikeln dieser Art? Schauen Sie sich unsere Sammlung von Beiträgen rund ums Thema an.

zum Themenspecial „Spielplätze in Bremen“

Dieser Beitrag ist Teil unseres Themenspecials „Vereine in Bremen“. Sind Sie interessiert an mehr Artikeln dieser Art? Schauen Sie sich unsere Sammlung von Beiträgen rund ums Thema an.

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Autorenbild Linda Bussmann

Von Linda Bussmann

Ich bin eine waschechte Ostfriesin und überzeugte Norddeutsche. Vor vielen Jahren zog es mich in die Hansestadt. Bremen ist seitdem meine zweite Heimat geworden.

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