Meine Favoriten

Menschen nutzen den Rollstuhl- und Blindenparcours
Team Perspektivwechsel

Rollstuhl- und Blindenparcours in der Überseestadt

Straßen und Wege wie Rollstuhlfahrende oder Sehbehinderte erleben

Die Welt im Rollstuhl oder wie ein erblindeter Mensch erleben – das macht der Rollstuhl- und Blindenparcours in der Überseestadt möglich. Seit April 2023 besteht die Einrichtung in der ehemaligen Kelloggs-Halle auf der Überseeinsel. Das Team Perspektivwechsel aus engagierten Bremer Organisationen hat den außergewöhnlichen Parcours eröffnet, um die Öffentlichkeit für die Bedürfnisse von Menschen mit Sehbehinderungen und von Rollstuhlfahrenden noch stärker zu sensibilisieren.

Barrierefreiheit im öffentlichen Raum ermöglicht Teilhabe

Andreas Bovenschulte im Rollstuhl- und Blindenparcours
Bremen Bürgermeister Andreas Bovenschulte (l.) war bei der Eröffnung im April 2023 dabei. Parcours-Initiator Professor Carsten-Wilm Müller betreute ihn. Team Perspektivwechsel

Rund 1,6 Millionen Rollstuhlfahrende gibt es in Deutschland. Rund 550.000 Menschen sind blind oder haben eine Sehbehinderung. Laut dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband sind es vermutlich noch deutlich mehr. Doch ist für diese beiden großen Bevölkerungsgruppen der Alltag oft schwer zu bewältigen und das liegt meist nur an wenigen Zentimetern. Denn wo Rampen und Lifte fehlen, werden Stufen und Bordsteinkanten für Rollstuhlfahrende zu kaum überwindbaren Barrieren. Eine normale Teilhabe am alltäglichen Leben wird so unmöglich. Für Blinde und Sehbehinderte wiederum sind diese Zentimeter Höhenunterscheid extrem wichtig. Denn sie benötigen zum Beispiel eine ertastbare Bordsteinkante, um den sicheren Gehweg eindeutig von der Straße mit ihrem motorisierten Verkehr abzugrenzen.

Um sich auf die besonderen Bedürfnisse dieser Bevölkerungsgruppen besser einzustellen, sind Einsicht und Einfühlungsvermögen in die Problematiken mehr als hilfreich. Genau da setzt der Rollstuhl- und Blindenparcours in der Überseestadt an. Die Bremer Straßenbahn AG, die Freunde der Bremer Straßenbahn, die AOK Bremen/Bremerhaven, die Hochschule Bremen, die Beratungsstelle Selbstbestimmt Leben e.V. und das Sanitätshaus Martens haben gemeinsam das Projekt Rollstuhl‐ und Blindenparcours ins Leben gerufen. Die „Überseeinsel“ unterstützt dieses Projekt.

Im Rollstuhl- und Blindenparcours in die Rolle von Betroffenen schlüpfen

Mann im Rollstuhl im Rollstuhl- und Blindenparcours Bremen
Kaum zu schaffen: Im Rollstuhl über einen sandigen Weg fahren. Team Perspektivwechsel

Interessierte Menschen, Gruppen, Schulklassen und Co sind eingeladen, den Bremer Rollstuhl- und Blindenparcours auszuprobieren.  Die Teilnehmenden sind dabei in Gruppen in der ehemaligen Kelloggs-Halle vor Ort. Die Besucherinnen und Besucher können dann in einem Rollstuhl Platz nehmen oder sich mit Augenmaske und Blindenstock ausstatten. An verschiedenen Stationen erleben sie selbst, vor welchen Herausforderungen die Betroffenen im Alltag stehen und wie wichtig Barrierefreiheit im öffentlichen Raum ist.

Jeweils fünf Teilnehmende sind dabei aktiv und nutzen den Rollstuhl oder ertasten sich als Blinde die Wege in der rund 200 Quadratmeter großen Halle. Ehrenamtliche der Beratungsstelle Selbstbestimmt Leben, Freunde der Bremer Straßenbahn und Studierende der Hochschule Bremen betreuen die Teilnehmenden, damit die Bewältigung des Parcours mit seinen Stolperfallen, Sandboxen, Rampen und Co sicher ist.

Gruppen können den Perspektivwechsel in der Halle an der Adresse Auf der Muggenburg 30 erleben. Je nach Gruppengröße dauert die Bewältigung des Rollstuhl- und Blindenparcours zwischen 45 und 90 Minuten. Das Angebot ist kostenfrei. Ein Besuch ist von Montag bis Freitag nach vorheriger Absprache per Mail an perspektivwechsel.bremen@web.de möglich.

Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite des Teams Perspektivwechsel oder auf Facebook.

Autorenbild Kristina Bumb

Von Kristina Bumb

Für die Leserinnen und Leser außergewöhnliche Orte erkunden und interessante Menschen kennenlernen – das macht den Beruf der rasenden Reporterin so spannend.

Mehr Artikel von Kristina

Nutz doch die SPOT App!