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Tjark Worthmann

Bremen historisch: Straßenbahnmuseum

Geschichte persönlich erleben

Wir sind in unserer Serie „Bremen historisch“ dieses Mal in Sebaldsbrück. In der Schloßparkstraße befindet sich im Depot der BSAG das Straßenbahnmuseum. Durch die umfangreiche Sammlung können Besucherinnen und Besucher eine echte Zeitreise in die Geschichte der Hansestadt erleben. In einem alten Pferdebahnwagen mit der Nummer 23 treffen wir dort auf Gerd Borcherding.

Gerd Borcherding ist erster Vorsitzender des Vereins Freunde der Bremer Straßenbahn. Tjark Worthmann

Borcherding ist erster Vorsitzender des Vereins Freunde der Bremer Straßenbahn. Seit 2003 betreibt die Gemeinschaft in Sebaldsbrück das Bremer Straßenbahnmuseum. Zahlreiche Ausstellungsstücke warten in einer großen Halle und im Depot auf die Gäste. Diese dürfen dann auch in die Hand genommen und ausprobiert werden. Auf vier Gleisen stehen außerdem zahlreiche museale Fahrzeuge, die einen direkten Eindruck davon vermitteln, wie sich früher der öffentliche Personennahverkehr angefühlt haben muss.

Unter der Firmierung Aktiengesellschaft Bremer Pferdebahn fuhren im Jahre 1876 erstmals Waggons durch die Straßen der Hansestadt – gezogen von Pferden. Im Laufe der folgenden 146 Jahre hat sich der Nahverkehr innerhalb der Stadt enorm gewandelt. Mit der GT8N-2 Siemens Avenio bietet das neueste Modell der BSAG neben Klimaanlage und Multimediaeinrichtungen auch Panoramablick und Barrierefreiheit für die Fahrgäste.

Wenige Jahre nach Gründung der jetzigen BSAG muss wohl eins der Highlights der Ausstellung im Depot seine Indienststellung erfahren haben. „Das genaue Herstellungsdatum lässt sich nicht mehr herausfinden“, sagt Borcherding. „Wir schätzen das Baujahr des Pferdebahnwagens Nummer 23 auf 1888“, so der Straßenbahn-Enthusiast. „Mein Urgroßvater war übrigens Straßenbahnfahrer erster Generation in Bremen“, ergänzt er. „Ich fahre privat aber eher wenig Straßenbahn“, gibt der Vorsitzende zu.

Straßenbahnmuseum erhält historisches Fundstück

Bremer Pferdebahn
Der historische Pferdewaggon Nummer 23. Borcherding rettete ihn aus einem Garten. Tjark Worthmann

Aus einer Gartenkolonie rettete er zusammen mit einem Freund aus dem Verein den Wagen vor dem Verfall. Bewuchs mit Efeu und jahrzehntelange Witterung hatten dem Gleisfahrzeug ordentlich zugesetzt. Doch Borcherding hatte beim ersten Anblick bereits eine Vision im Kopf: Nummer 23 muss zurück auf die Schiene.

Über zehn Jahre später und mit vielen helfenden Händen wurde der Traum Wirklichkeit, und Nummer 23 steht wieder auf den Gleisen. Inzwischen ist der Waggon laut Borcherding „fast fertig – es fehlen nur Kleinigkeiten“. Mit glänzenden Augen berichtet er anschließend über viele kleine Details und welche Unterstützung vom wem genau dafür nötig war.

Spannendes Engagement rund um die Straßenbahn

Der gelernte Kundendienstler im Bereich Fernmeldeelektronik profitiert bei der Restaurationsarbeit auch von seiner Berufserfahrung. Alle Fahrzeuge nach den Pferdewagen fuhren schließlich elektrisch auf den Straßen Bremens. Die Pflege der betagten Maschinen erfordert daher von den aktiven Vereinsmitgliedern neben Kenntnissen der Elektrik auch viele weitere handwerkliche Fähigkeiten. Aktive und passive Mitglieder sind im Vereinsleben übrigens herzlich willkommen und bedürfen keiner besonderen Qualifikation. In mehreren Arbeitsgruppen bieten sich die unterschiedlichsten Möglichkeiten für spannendes Engagement rund um die Historie der Straßenbahn in Bremen.

Interessierte können zudem eines der historischen Fahrzeuge inklusive Besatzung mieten. „Das kann eine spannende Geschichte für den nächsten Betriebsausflug, eine Stadtrundfahrt oder eine Überraschung zu einem Geburtstag oder der Hochzeit sein“, berichtet Borcherding über die erfolgreichen Ausfahrten. Die Fahrzeuge sind dabei im gesamten Straßenbahnnetz einsetzbar, und die Verantwortlichen planen gern die mögliche Fahrtstrecke. Alle Einnahmen der ehrenamtlichen Arbeit dienen dabei ausschließlich dem Betrieb und Erhalt des Straßenbahnmuseums Bremen.


Das Straßenbahnmuseum im Depot in der Schloßparkstraße in Sebaldsbrück öffnet an jedem zweiten Sonntag des Monats von 11 bis 17 Uhr. Die nächsten Termine sind der 13. November und der 11. Dezember. Weitere Informationen erhalten Interessierte auf dieser Seite.

Fotos Slider: Straßenbahnmuseum, Tjark Worthmann

Gerd Borcherding ist erster Vorsitzender des Vereins Freunde der Bremer Straßenbahn.
Bremer Pferdebahn
Der historische Pferdewaggon Nummer 23. Borcherding rettet ihn aus einem Garten.
„Bremen historisch“ auf SPOT
„Bremen historisch“ auf SPOT

In unserer Serie „Bremen historisch“ forschen wir tief in den Geschichtsbüchern der Stadtteile Bremens. Engagierte Menschen in der ganzen Hansestadt sorgen an vielen Orten mit ihren Archiven und intensiver ehrenamtlicher Arbeit dafür, dass wichtige lokale Geschehnisse für die Zukunft erhalten bleiben.

Alle Beiträge der Reihe „Bremen historisch“
Autorenbild Tjark Worthmann

Von Tjark Worthmann

Ich fahre am liebsten mit der Vespa oder der Schwalbe durch unsere schöne Hansestadt und entdecke dabei immer wieder geheime Wege und versteckte Orte.

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