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Titel Kito
Kulturbüro Bremen-Nord

Stadtteilköpfe: Interview mit Malte Prieser vom Kulturbüro Bremen-Nord

„Das motiviert mich in meiner Arbeit“

Es gibt besondere Menschen im Stadtteil. Sie fallen auf, weil sie besonders präsent sind, sich für etwas engagieren oder in der Nachbarschaft aktiv sind. Im Rahmen unserer Reihe „Stadtteilköpfe“ sind wir heute zu Gast im Kulturbüro Bremen-Nord. Dort treffen wir auf Malte Prieser, der als programmatischer Geschäftsführer für das Kulturprogramm verantwortlich ist. Der 44-Jährige nutzt die Chance unseres Besuches und zeigt uns während des Interviews die zentralen Veranstaltungsorte der staatlich unterstützten Initiative.

Seit wann bist du beruflich in Bremen-Nord unterwegs?

Malte Prieser
Malte Prieser ist für die Ausrichtung des Kulturbüros Bremen-Nord zuständig. Tjark Worthmann

Malte Prieser: Seit der Gründung im Jahr 2007 arbeite ich für das Kulturbüro – zunächst als Programmgestalter im KITO und später, gemeinsam mit Holger Wenke, dann in der Geschäftsführung. Ich bin hier damals mehr so reingerutscht. Die Strukturen wurden gerade verändert, und ich habe direkt das riesige Potenzial und die Chancen für ein buntes Programm entdeckt. Ich habe mich eigentlich relativ schnell in den Stadtteil und die Aufgabe hier verliebt.

Wir kommen bereits an unserem ersten Ort der kleinen Rundreise durch Bremen-Nord an: dem Kulturbahnhof (kuba), der sich in den letzten Jahren zu einem bekannten kulturellen Markenzeichen Vegesacks und über die Grenzen hinaus etabliert hat. Das sehr flexible Nutzungskonzept bietet Platz für ein großes Programm rund um Kinder- und Jugendprojekte, Theater, Partys und Konzerte.

kuba Vegesack
Der Kulturbahnhof in Vegesack. Kulturbüro Bremen-Nord

Malte Prieser: Das ist einfach die perfekte Location mit Platz für 600 Menschen. Die tolle Architektur im kuba fasziniert Gäste sowie Künstlerinnen und Künstler gleichermaßen. Auch logistisch bieten sich uns hier sehr gute Möglichkeiten für die unterschiedlichsten Veranstaltungen.

Hast du einen Wunsch, welche Künstlerin oder welchen Künstler du gern einmal auf die Bühne bringen möchtest?

Malte Prieser: Puh, das ist schwierig. Ich habe natürlich Helden aus der Jugend wie NOFX, die ich aber selbst nicht veranstalten möchte. Da möchte ich einfach nur Musikfan bleiben.


Der Stadtteil befindet sich in einem Wandel


Wie verändert sich Bremen-Nord derzeit in deinen Augen?

Malte Prieser: Generell bemerken wir eine deutliche Verjüngung im Stadtteil in den vergangenen Jahren. Durch viele Neubauvorhaben oder auch den Berufsschulcampus in Blumenthal sollte sich das noch mehr verstärken. Das sichert uns als Kulturschaffenden vor Ort natürlich die Zukunft, denn Bremen-Nord braucht Angebote für alle Altersklassen.

Du standest früher in der Ska-Band Schwarz auf Weiß sogar lange selbst auf der Bühne, oder?

Malte Prieser: Das ist richtig. Mein erstes Konzert habe ich so im Alter von 14 oder 15 gespielt. Inzwischen bin ich beruflich und in meiner Freizeit lieber hinter der Bühne unterwegs – beispielsweise auf Tour mit Madsen, Grillmaster Flash oder Kettcar. Das ist aber auch sehr spannend, denn damit habe ich immer wieder die Chance, rauszukommen und zu sehen, was in der Kulturszene in Deutschland sonst noch so abgeht. Mit ein paar Freunden organisiere ich ehrenamtlich zudem das Aufmucken-gegen-Rechts-Festival in Weyhe hier in der Region.

KITO Vegesack
Das KITO im Alten Packhaus in Vegesack. Kulturbüro Bremen-Nord

Inzwischen sind wir im Alten Packhaus am Vegesacker Hafen angekommen. Im Obergeschoss ist dort das KITO beheimatet. Es bietet anspruchsvolle Unterhaltung aus den Bereichen Jazz, Blues, Folk, Chanson und Klassik. Der Dachboden ist dabei gleichzeitig der Veranstaltungssaal und sorgt mit seiner ebenso intimen wie rustikalen Atmosphäre dafür, dass manch bekannte Künstlerinnen und Künstler gern nach Vegesack reisen. Dem Programmdirektor fällt beim Plausch in der ersten Reihe des KITO und beim Blick auf den alten Steinberg-Flügel, der seit über 40 Jahren hier auf dem Dachboden steht, dann doch noch ein Wunschevent ein.

Malte Prieser: Ich würde mir Danger Dan an diesem Flügel im KITO wünschen. Das würde in die Historie des Hauses beim Thema Politikkabarett passen und eine perfekte Verbindung ergeben.

Was macht das KITO so besonders?

Malte Prieser: Die Architektur und die Umgebung. Viele Gäste sind beim ersten Besuch geflasht vom Ambiente hier oben. Ich stelle mich oft an den Einlass und beobachte gern die Menschen, die das erste Mal bei uns sind und glänzende Augen bekommen. Das motiviert mich in meiner Arbeit.


„Wo hat man sonst so einen Mix an Locations und Themen?“


Was zeichnet die Arbeit des Kulturbüros Bremen-Nord aus?

Overbeck-Museum
Das Overbeck-Museum in Vegesack. Kulturbüro Bremen-Nord

Malte Prieser: Ich denke, es sind drei Gründe: Viele Menschen kommen erstens wegen des interessanten Angebots und zweitens wegen der einzigartigen Veranstaltungsorte zu uns. Und wenn sie dann drittens noch auf den Events oder drumherum die Mitarbeitenden kennen lernen, die für die Aufgabe brennen und sich mit dem Job identifizieren, haben wir alles richtig gemacht. Das geht vielen Künstlerinnen und Künstlern übrigens genauso. Wo hat man sonst so einen Mix an unterschiedlichen Veranstaltungen, Locations und Themen? Diese Range finde ich einfach geil.

Wo liegen die Herausforderungen für die Zukunft?

Malte Prieser: Ganz klar ist das Thema Klimaschutz auch für uns sehr wichtig. Die Räume dürfen aber beispielsweise im Museum nicht komplett auskühlen. Die Herausforderung liegt darin, Wirtschaftlichkeit und die Notwendigkeit zusammenzubringen. Das Alte Packhaus ist beispielsweise aufgrund des Denkmalschutzes nicht sehr einfach im Unterhalt. Da muss sich die Stadt dann ganz bewusst zu entscheiden.

Und kulturell?

Malte Prieser: Wir schauen in viele Richtungen, was man Neues an Konzepten angehen könnte. Wir möchten mit den Menschen hier alt werden – aber auch unbedingt junge Menschen für unsere Veranstaltungen begeistern.

Der Cirkus Tohuwabohu im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus in Vegesack ist dafür ein sehr gutes Beispiel …  

Bürgerhaus Vegesack
Das Gustav-Heinemann-Bürgerhaus in Vegesack. Kulturbüro Bremen-Nord

Malte Prieser: Genau! Da wirken so viele Menschen unterschiedlichster Altersklassen mit. Es entsteht dort ein Programm, das weit über das pädagogische Konzept hinausgeht. Was die hier im Bürgerhaus jedes Jahr auf die Beine stellen, ist wirklich unglaublich und bewundernswert. Aber auch die vielen weiteren Veranstaltungen dort im Saal – wie etwa das immer gut besuchte und sehr beliebte Senioren-Tanzcafé – bilden unseren Erfolg bei den Menschen im Stadtteil ab. Natürlich gilt dabei der Dank auch den zahlreichen Sponsorinnen und Sponsoren wie beispielsweise der Sparkasse Bremen, die uns bei vielen Ideen sowie Projekten  vor Ort unterstützt.


Weitere Informationen zum Kulturbüro Bremen-Nord und den Veranstaltungen in den Locations erhalten Interessierte auf dieser Seite.

Autorenbild Tjark Worthmann

Von Tjark Worthmann

Ich fahre am liebsten mit der Vespa oder der Schwalbe durch unsere schöne Hansestadt und entdecke dabei immer wieder geheime Wege und versteckte Orte.

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