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Grillmaster Flash im Dinopark
Benjamin Eichler

Stadtteilköpfe: „Bremen-Nord ist nicht Bremen“

Grillmaster Flash im Interview zum neuen Album und seiner Heimat Bremen-Nord

Es gibt besondere Menschen im Stadtteil. Sie fallen auf, weil sie besonders präsent sind, sich für etwas engagieren oder in der Nachbarschaft aktiv sind. Einer dieser „Stadtteilköpfe“ ist Grillmaster Flash.


Grillmaster Flash heißt eigentlich Christian Wesemann. Doch den Bremerinnen und Bremern (und nicht nur denen) ist er vielmehr unter seinem Künstlernamen bekannt. „Grilli“ ist Musiker durch und durch. Mal tritt er solo vor kleinem Publikum auf, mal sind es die großen Konzerte gemeinsam mit seiner Band The Jungs. So waren sie beispielsweise zum Abschluss des „Club 100“-Konzertreigens zusammen mit Thees Uhlmann auf dem Gelände des Kämmerei-Quartiers in Bremen-Blumenthal zu erleben. Der gebürtige Bremen-Norder erzählt im Interview von seinem neuen Album und von seiner Heimat, die irgendwie anders ist.

Grillmaster Flash vor einer Achterbahn
Christian Wesemann aka Grillmaster Flash ist bereits seit vielen Jahren musikalisch aktiv. Benjamin Eichler

Dein neues Album „Komplett Ready“ ist im Mai erschienen. Was ist daran so „komplett ready“?

Grillmaster Flash: Ach, das ist einfach ein gutes Motto, das man für viele Sachen verwenden kann. Ich fand es griffig genug, um meine Platte so zu benennen. Es passt zum Album, weil es einfach gut geworden ist.

Der Titel hat also nichts damit zu tun, dass dieses Werk formvollendet ist und dein Schaffen und deine Lage in Gänze widerspiegelt?

Grillmaster Flash: Eigentlich nicht … und irgendwie auch schon. Wenn man eine Platte macht, dann bildet man immer ein Zeitfenster von dem ab, was man gerade tut beziehungsweise getan hat. Allerdings hat es bis zum Erscheinen ganz schön lange gedauert. Zum einen wegen der Corona-Pandemie, zum anderen wegen eines Presswerkstaus. Das Album war schon letztes Jahr im Spätsommer fertig – und kam jetzt im Mai raus. Ich glaube, dass man gerade schwer zeitaktuell sein kann – insbesondere, wenn man Platten macht, die auf Tonträger erscheinen (lacht).

Grillmaster Flash: Das Cover zum Album "Komplett Ready"
Das neue Album von Grillmaster Flash trägt den Titel „Komplett Ready“. GHvC

Aktuelle Einflüsse lassen sich damit schwer unterbringen …

Grillmaster Flash: Ja, aber das ist sowieso nicht mein Interesse. Ich mache keine zeitaktuelle Musik, sondern ich versuche, sie eher allgemein zu halten. Ich habe keine Lust, ein Lied zu schreiben, das man nur ein Vierteljahr lang hören kann.

Hat sich seit deinem Album „Stadion“, das 2018 erschienen ist, musikalisch oder inhaltlich etwas geändert?

Grillmaster Flash: Es ist noch einmal bisschen poppiger geworden. Ich habe Lust gehabt, etwas mehr auszuprobieren. Meine Musik entwickelt sich gerade weiter. Vielleicht mache ich irgendwann etwas ganz anderes. Es ist im weitesten Sinne immer noch Pop- und Rockmusik.

Du bist hauptberuflich Musiker. In deiner ersten Single-Auskopplung „Wo ich jetzt bin“ besingst du dein Leben in diesem Beruf. Und das durchaus augenzwinkernd: „2000 YouTube-Klicks / ist wenig / aber auch nicht nichts“. Hast du dir in den vergangenen Monaten – mit Blick auch auf die Zwangspausen im Rahmen der Pandemie – mal überlegt, alles an den Nagel zu hängen?

Grillmaster Flash: Immer mal wieder. Aber ich will gar nicht damit aufhören, weil es mir Spaß macht. Und ich kann auch eigentlich nichts so richtig gut wie das. Ich habe Lust, weiterzumachen. Aber die Umstände sind schwierig. Andererseits muss ich ehrlich sagen: Sie waren auch schon vor Corona für mich schwierig. Es hat sich eigentlich nicht viel verändert – außer, dass ich nicht auftreten konnte.

Ich finde, dass es keinen Grund gibt, wenn man Kunst macht, dauernd zu jammern. Man muss sich mit den Umständen auseinandersetzen – oder man sucht sich etwas anderes.

Das Video zur neuen Single „Wo ich jetzt bin“ spielt im Viertel. Du bist jetzt mittlerweile ein Viertelkind, aber eigentlich geborener Bremen-Norder?

Grillmaster Flash: Ich bin auf jeden Fall kein Viertelkind! Ich bin ein Bremen-Norder, der ins Viertel gezogen ist. Ich wohne jetzt schon eine ganze Weile in der Stadt, aber auch in anderen Stadtteilen. Ich habe hier einfach mehr Möglichkeiten.

Du hast immer eine Lanze für Bremen-Nord gebrochen …

Grillmaster Flash: Ja, natürlich! Man muss sich auch irgendwie erklären können. Die Leute fragen sich: Was stimmt mit diesem Typen nicht? Wenn ich dann sage, „ich komme aus Bremen-Nord“, dann können mich viele schon besser verstehen (lacht). Bremen-Nord ist was anderes als Bremen.

Was ist so anders an dir als an Leuten aus Bremen-City?

Grillmaster Flash: Bremen-Nord ist völlig anders. Wie die Leute dort drauf sind, wie es dort aussieht – es ist eher ein kleinstädtisches Milieu. Es gibt auch einen speziellen Bremen-Norder Humor. Auch wenn die Entfernung nicht groß ist: Bremen-Nord ist nicht Bremen. Zumindest nicht vom Feeling her.

Empfiehlst du allen Innenstadt-Bremerinnen und -Bremern, mal nach Bremen-Nord zu fahren?

Grillmaster Flash: Ja, klar! Es gibt dort schöne Ecken!

Im November spielst du wieder einmal in der Hansestadt – und zwar im Tower. Dieses Mal nicht solo, sondern mit The Jungs. Wer sind denn eigentlich die Musiker?

Grillmaster Flash: Sie sind ein gut gehütetes Geheimnis. Sie stammen aus einer Top-40-Band, die ich quasi mal von den Stadtfesten gerettet habe. Jetzt können sie coolere Musik spielen – aber eben für weniger Geld (lacht).

Grillmaster Flash & The Jungs treten am Samstag, 19. November, ab 19 Uhr im Tower auf.

Weitere Infos zum Musiker gibt es auf seiner Website.

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Autorenbild Linda Bussmann

Von Linda Bussmann

Ich bin eine waschechte Ostfriesin und überzeugte Norddeutsche. Vor vielen Jahren zog es mich in die Hansestadt. Bremen ist seitdem meine zweite Heimat geworden.

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