Wann sollte ich mir eine Immobilie kaufen? Was ist das beste Alter?
Baufinanzierungsexpertin Claudia Mader erklärt, welche Vor- und Nachteile es mit Mitte 20, Ende 30, über 50 und im Rentenalter gibt
Ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen, ist ein großer Schritt. Schließlich investiert man nur selten im Leben so langfristig. Andererseits bedeutet der Erwerb auch ein wirklich eigenes Zuhause – inklusive mietfreiem Wohnen bis ans Lebensende. Doch wann ist das beste Alter, um sich eine Immobilie zu kaufen?
Trotz guter Argumente hadern viele Menschen mit dem Gedanken, eine Immobilie zu kaufen. Die Zweifel klingen bei jedem unterschiedlich: „Gerade jetzt passt es beruflich nicht so gut …“ „Wer weiß, was in fünf Jahren ist?“ „Kann ich mir das schon leisten?“ „Lohnt sich das überhaupt noch?“
„Ich bin überzeugt: Das lohnt sich immer – egal, in welcher Lebensphase“, sagt Claudia Mader. „Schließlich bezahlt man sowieso eine Immobilie – entweder über die Miete für jemand anderen oder eben für sich selbst“, erklärt die Expertin der Sparkasse Bremen, die bereits seit 2010 Finanzierungen für Kundinnen und Kunden unterschiedlichen Alters macht. „Natürlich stellen sich in jeder Phase im Leben andere Fragen. Es gibt verschiedene Vor- und Nachteile.“
Gemeinsam mit der Baufinanzierungsexpertin stellen wir beispielhaft Menschen mit ganz unterschiedlichem Alter vor und zeigen, welche Fragen und vielleicht auch Sorgen für diese Personengruppe typisch sind.
Tom
(25 Jahre, Berufsanfänger nach dem Studium)
Wer in jungem Alter eine Immobilie kaufen möchte, steht meist vor der Hürde, noch kein eigenes Vermögen erwirtschaftet zu haben. Studierende müssen zudem oft noch Bafög zurückzahlen. Daher kann es für junge Menschen schwierig sein, die Kaufnebenkosten aus bestehendem Vermögen zu bezahlen. Das ist allerdings empfehlenswert, auch bei einer sonstigen Vollfinanzierung. „Da können wir aber im Gespräch gemeinsam schauen, welche Möglichkeiten es gibt, trotzdem den Traum vom eigenen Zuhause zu realisieren“, sagt Claudia Mader. Bei jüngeren Kundinnen und Kunden sind beispielsweise oft Eltern oder Großeltern bereit, sie finanziell zu unterstützen – sei es als Schenkung oder privates Darlehen. Damit könne man fehlendes Eigengeld ausgleichen. Eine Alternative sei etwa ein Kleinkredit.
Gerade in einer frühen Lebensphase stellt sich außerdem die Frage: Bleibe ich eigentlich hier? Ein Jobwechsel oder eine Familiengründung bringen schließlich manchmal einen Ortswechsel mit sich. Lohnt sich also der Immobilienkauf, wenn ein Umzug nicht ausgeschlossen ist? Claudia Mader findet, dass es dies kein Ausschlusskriterium ist: „Man weiß doch nie hundertprozentig, ob man ein Leben lang an einem Ort bleibt. Und wenn man immer alle Unwägbarkeiten ausschließt, kommt man letztendlich zu gar nichts.“ Außerdem könne der Eigentümer beziehungsweise die Eigentümerin die Immobilie auch vermieten oder wieder verkaufen.
Ein großer Vorteil beim Immobilienkauf in einem relativ jungen Alter: Man ist auch früh mit der Abzahlung fertig. „Eine Standardfinanzierung läuft 35 Jahre“, sagt Claudia Mader, „mit 60 Jahren ist damit also Tom durch.“ Dadurch müsse er bereits vor Renteneintritt keine Miete mehr bezahlen. Und: Wenn sich Bedürfnisse mit den Jahren ändern, lässt sich vieles anpassen, beispielsweise durch einen altersgerechten Umbau.
Das sollte ich beim Immobilienkauf mit Mitte 20 bedenken:
- Ohne eigenes Vermögen ist eine Vollfinanzierung oft die beste Wahl – die Kaufnebenkosten sollten allerdings anderweitig gezahlt werden.
- Die Flexibilität ist zwar eingeschränkt – aber ein Verkauf oder eine Vermietung ist möglich.
- Die Immobilie ist weit vor der Rente abbezahlt.
Anna und Alexander
(beide 39 Jahre und berufstätige Eltern)
„Menschen um die 40 Jahre sind für uns eine interessante Zielgruppe“, sagt Claudia Mader. Sie stünden mitten im Berufsleben, seien meist in der Beziehung oder der Familie gefestigt und wüssten, was sie wollen. Das sei wiederum manchmal genau das Problem: „Oft hat man in diesem Alter bereits feste Vorstellungen und Wünsche, von denen man nur schwer abrücken kann. Da soll es dann beispielsweise mindestens das Einfamilienhaus mit Garten sein, aber auch zentral gelegen und nicht zu teuer – also quasi die eierlegende Wollmilchsau.“ Entsprechende Objekte, die sich eignen, den Lebensmittelpunkt zu verlagern, seien daher oft gar nicht zu finden. Dementsprechend könne die Suche nach dem Traumhaus lange dauern.
Manchmal hätten Personen in dieser Lebensphase aber gleichzeitig eine Art Torschlusspanik, berichtet die Baufinanzierungsexpertin. Dann kämen Gedanken auf wie: „Müssen wir jetzt mal langsam, bevor wir zu alt sind?“ Bis zum Renteneintritt sei in diesem Alter aber ja noch genug Zeit, zumindest den Großteil der Finanzierung zu stemmen. Und dann stünde einem mietfreien Wohnen nichts mehr im Weg.
In Sachen Kapital ist die Lage bei Personen um die 40 schon anders als bei jungen Menschen wie Tom. Meist sei das Gehalt über die Jahre gestiegen. Manch einer habe zudem vielleicht bereits Rücklagen bilden können. Dazu kämen womöglich Erbfälle, die Auszahlung einer Lebensversicherung oder eines Bausparvertrags. „Aber auch ohne Eigengeld finden wir für diese Kundinnen und Kunden eine Lösung für die Finanzierung“, sagt Claudia Mader.
Das sollte ich beim Immobilienkauf mit etwa 40 Jahren bedenken:
- Wer schon länger im Berufsleben steht, hat ein regelmäßiges Einkommen und vielleicht auch schon etwas Eigenkapital anhäufen können.
- Oftmals sind die Idealvorstellungen vom Traumhaus überzogen – eine realistische Einschätzung kann hier helfen, die Suche zu verkürzen.
- Eine Abzahlung der Immobilie bis zur Rente ist durchaus realistisch.
Stefan
(54 Jahre, Leitender Angestellter)
In dieser Lebensphase denken viele darüber nach, dass sie ihren Erben später einmal etwas „Handfestes“ hinterlassen wollen. Für manche ist es vielleicht auch schon die Zweitimmobilie – sie wollen sich verkleinern, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Dann bietet sich eine barrierearme Wohnung eher an als ein mehrstöckiges Haus mit großem Garten.
„Aber bei Kundinnen und Kunden Mitte 50 ist häufig eine Hürde, dass sie sich in diesem Alter nicht mehr trauen, einen Immobilienkauf in Angriff zu nehmen„, berichtet Claudia Mader. Dabei sei das meist gar kein Problem. Schließlich seien Menschen in dieser Lebensphase oft gesetzter und in höheren Gehaltsklassen unterwegs. „Bei ihnen ist außerdem bereits ziemlich klar, was sie an Rente bekommen.“
Andererseits sei natürlich weniger Zeit, die Immobilie abzubezahlen. Um im höheren Alter dann mietfrei wohnen zu können, sei also ein gewisser Anteil an Eigengeld eine Voraussetzung. Am besten sei es, im Beratungsgespräch alle Zahlen für die individuell beste Lösung gemeinsam durchzugehen, empfiehlt die Baufinanzierungsexpertin.
Das sollte ich beim Immobilienkauf mit Mitte 50 bedenken:
- Die Zeit bis zum Renteneintritt ist absehbar, der Finanzierungszeitraum dementsprechend kurz.
- Ein oft höheres Vermögen und dementsprechendes Eigengeld sind daher Voraussetzung für ein mietfreies Wohnen im Alter.
- Wer jetzt investiert, kann später meist eine abbezahlte Immobilie vererben.
Birgit
(67 Jahre, Rentnerin)
Wer im höheren Alter eine Immobilie kauft, macht das häufig nicht zum ersten Mal. Vielfach ist eine Ferienwohnung das Ziel, manchmal aber eben auch ein Zuhause, das näher an der Familie liegt. Ein weiterer Grund ist der Umzug aus praktischen Gründen – also etwa vom Einfamilienhaus mit Garten in eine barrierefreie, ebenerdige Wohnung. Und schließlich besteht oft der Wunsch, etwas zu vererben, also seine Kinder oder Enkel zu unterstützen.
„Menschen im Rentenalter sind aber oft sehr angstbehaftet, was den Immobilienkauf angeht“, weiß Claudia Mader aus Erfahrung. Viele erwarteten gar nicht, dass sie den Kredit überhaupt bekommen, manche hätten gar schlechte Erfahrungen etwa bei Privatkrediten gemacht. „Auch deshalb trauen sich ganz viele diesen Schritt nicht zu“, bedauert die Expertin für Baufinanzierung. „Dabei kann ich versichern: Wir reden natürlich auch bei älteren Kundinnen und Kunden ganz auf Augenhöhe miteinander und besprechen alle Wünsche genau.“ Was bei älterer Kundschaft anders sei: „In der Beratung komme ich schon einmal auf die Zukunft zu sprechen. Also: Wie haben Sie das in Ihrem Testament geregelt, wie ist das mit der Erbschaft, wer ist der zukünftige Ansprechpartner beziehungsweise die Ansprechpartnerin?“
Für die eigenen vier Wände spreche etwa ein zuverlässiges Einkommen durch eine auskömmliche Rente. Oftmals liege zudem etwas Geld auf der hohen Kante, sodass ausreichend Eigenkapital vorhanden sei. Man müsse auch keine Sorgen haben, womöglich Schulden zu vererben – „schließlich erhält man nur so viel Geld für den Kredit, wie die Immobilie tatsächlich wert ist“. Das Team der Sparkasse Bremen habe einen realistischen Blick und Erfahrung in Sachen Baufinanzierung. „Für uns ist die Immobilie als Sicherheit ausschlaggebend.“
Das sollte ich beim Immobilienkauf im Rentenalter bedenken:
- Durch die Rente ist überwiegend ein regelmäßiges Einkommen garantiert.
- Auch Eigenkapital ist häufig vorhanden.
- Die Sorge, keinen Kredit zu erhalten, ist meist unbegründet: Die Immobilie ist als Sicherheit ausschlaggebend.
- Wer eine Immobilie erwirbt und abbezahlt, kann etwas Handfestes vererben.
Das Fazit: Welches Alter ist am besten, um eine Immobilie zu kaufen?
„Tatsächlich kann man das so gar nicht sagen“, fasst Claudia Mader zusammen. In jeder Lebensphase gebe es schließlich andere Hürden, aber jeweils auch Vorteile. „Somit ist ein Immobilienkauf in jedem Alter möglich. Ich finde für jede und jeden eine Lösung, um eine Immobilie zu finanzieren.“ Dann müsse sich der Kunde beziehungsweise die Kundin nur dafür entscheiden.
Oftmals sei eine diffuse Angst vor einem Schuldenberg vorhanden. „Aber ich frage dann immer: Was ist das Schlimmste, was passieren kann? Eine Immobilie kann man schließlich auch wieder verkaufen oder vermieten – nichts ist in Stein gemeißelt. Es gibt immer eine Möglichkeit – Sie müssen sich nur trauen!“
Kontakt
Claudia Mader ist Baufinanzierungsexpertin im Immobiliencenter der Sparkasse Bremen. Sie hilft bei allen Fragen rund um die Traumimmobilie.
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