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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreicht den Verdienstorden an Hanns-Ulrich Barde.
Hanns-Ulrich Barde/FR

Stadtteilköpfe: Bundesverdienstkreuz für Hanns-Ulrich Barde

Auszeichnung für die Kinder- und Jugendarbeit mit dem Sportgarten

Hunderte Bremer Kinder und Jugendliche nutzen täglich die Angebote des Sportgarten. Der Verein organisiert Freizeitsport und mehr für Kinder und Jugendliche in der Pauliner Marsch, in der Überseestadt, in der P5 Skatehalle, im Postamt 5 und im GaloppGarten in der Vahr. In Kooperation mit Bremer Schulen wird die Sportakademie auf die Beine gestellt. Auch im Jugendaustausch mit Südafrika und bei der Organisation der „Nacht der Jugend“ im Bremer Rathaus zum Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht ist der Verein mit seinem geschäftsführenden Vorstand und tatkräftigen Manager Hanns-Ulrich Barde aktiv. Für sein außergewöhnliches Engagement erhielt der Mitgründer des Sportgarten e.V. jetzt das Bundesverdienstkreuz aus den Händen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.


Was war es für ein Gefühl, als Sie erfahren haben, dass Sie den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen bekommen sollen?

Hanns-Ulrich Barde: Es war eine echte Überraschung. Ich habe damit überhaupt nicht gerechnet. Ich habe den Brief erst gegen 23 Uhr aufgemacht – kurz, bevor ich zu Bett gehen wollte. Es war einfach toll. In dieser Nacht habe ich sehr gut geschlafen.

Ich empfinde die Ehrung aber nicht nur als persönliche Anerkennung, sondern als Anerkennung für das ganze Sportgartenteam und dafür, was Bremens Jugendliche hier erreicht haben. Dass wir jetzt bundesweit wahrgenommen werden, freut uns alle. Der Bundespräsident hat in seiner Ansprache etwas betont, das ich nur bestätigen kann: nämlich dass man mit Sport eben doch jede Menge zum Guten bewegen kann. Diese Erfahrung haben wir auch in Bremen gemacht.


„Die Kinder und Jugendlichen gestalten beim Sportgarten alles mit.“


Sportgarten Bremen Pauliner Marsch
Die gepflegten Anlagen des Sportgartens sind sehr beliebt und werden stark besucht. Sportgarten Bremen

Welche Idee steckte hinter der Gründung des Sportgartens vor 30 Jahren?

Ich war damals im Kulturzentrum Lagerhaus tätig, und wir haben dort Kinder- und Jugendarbeit gemacht. Zu der Zeit ist uns aufgefallen, dass es eine Reform der Jugendbeteiligung bräuchte – in dem Sinne, dass man nicht immer nur über Jugendliche bestimmt, sondern dass sie selbst mitgestalten sollten. In der Folge haben wir mit Unterstützung durch den Beirat und das Ortsamt Mitte 1995 das erste Bremer Kinder- und Jugendparlament ins Leben gerufen, das sogenannte Viertelparlament.

Es sind damals tatsächlich ganz viele Kinder und Jugendliche aus dem Stadtteil gekommen. Was man aus den gemeinsamen Gesprächen herausfiltern konnte: Ihnen fehlte ein sportlicher und kultureller Treffpunkt. Wir haben den Gedanken weiter bearbeitet und über viel Beteiligung wurde die Idee eines Sportgartens geboren, den die jungen Leuten mitgestalten sollten. Wir sind dann nur mit dieser Idee gestartet, wir hatten keine Finanzierung und kein Grundstück.

Was ist das Besondere an den Angeboten des Sportgartens?

Sportgarten Bremen Skatehalle
In der Indoor-Halle vom Sportgarten Bremen können sich Kinder und Jugendliche nach Herzenslust austoben, beispielsweise beim Skaten. Sportgarten Bremen

Der Sportgarten bietet Jugendfreizeit- und Sportstätten, wohin man kommen kann, wann immer und so oft man möchte, um den Sport zu machen, zu dem man gerade Lust hat. Die Kinder und Jugendlichen gestalten alles mit. Sie bauen neue Dinge für ihren Sportgarten mit, helfen bei der Pflege und organisieren Veranstaltungen mit. So identifizieren sie sich mit allem, und das ist unser eigentlicher pädagogischer Verdienst.

Zwar sind Betreuerinnen und Betreuer vor Ort, sie sind aber nicht zum Aufpassen da. Wir sprechen stattdessen von einem pädagogischen Management. Es sind oft gleichzeitig 300, manchmal 400 Kinder und Jugendliche allein im Sportgarten in der Pauliner Marsch. Sie haben unterschiedliche Altersgruppen, unterschiedliche Wertegemeinschaften und kulturelle Backgrounds. Im Konfliktfall sind unsere pädagogischen Mitarbeitenden für sie da, damit der Sportgarten ein sicherer Platz und ein Wohlfühlort bleibt.


„Ich habe diese Arbeit immer als Privileg empfunden.“


Das heißt also, die Jugendlichen machen nicht nur Sport bei Ihnen, sondern sie lernen auch etwas fürs Leben?

Die Jugendlichen lernen gegenseitigen Respekt und dass man mit Engagement etwas erreichen kann. Ich finde, die Jugendlichen sind viel besser als ihr Ruf. Man sollte sie ernst nehmen und mit ihnen zusammenarbeiten, statt nur Vorschriften zu machen und auf sie zu schimpfen.

Kinder spielen Basketball auf der Anlage des Sportgarten e.V. in der Bremer Überseestadt
In der Überseestadt ist der Sportgarten ebenfalls aktiv. Sportgarten e.V.

Was ich bei den jungen Leuten allerdings manchmal vermisse, ist das starke Gemeinschaftsgefühl, das es zu Beginn des Sportgartens noch gab. Heute haben viele ihre eigenen Befindlichkeiten und erleben im Alltag das Gemeinschaftliche nicht oder nur sehr, sehr selten. Das ist etwas, worüber wir uns ernsthaft Sorgen machen müssen. Wenn man Gemeinschaft nicht positiv erlebt, dann bekommt man am Ende sehr viele Individualisten, die nur ihren eigenen Erfolg suchen. Das ist für die Gesellschaft auf Dauer ein Problem. Ich möchte das den Jugendlichen aber nicht vorwerfen, sondern ich glaube, sie spiegeln tatsächlich nur uns Erwachsene wider. Ich bin mir aber sicher, dass die jungen Menschen das Gemeinschaftsgefühl suchen und es auch gut finden.

Sie haben den Sportgarten in der Pauliner Marsch und die weiteren Projekte ehrenamtlich mit aufgebaut. Inzwischen sind Sie hauptamtlicher Sportgarten-Vorstand, stecken aber weiterhin viele Stunden ehrenamtliche Arbeit hinein. Was ist Ihre Motivation?

Man bleibt in Bewegung, man bleibt fit. Es ist zwar ein anspruchsvolles Pensum, aber ich habe diese Arbeit immer als ein Privileg empfunden – weil man sehr viel gestalten kann, weil sehr viele Menschen uns unterstützen und sich auch engagieren. Dadurch bekommt man viel mehr zurück, als man investiert. Außerdem spürt man, dass die Arbeit den Kindern und Jugendlichen guttut. Wir brauchen unsere Jugend, jeden Einzelnen von ihnen, für ein friedliches und erfolgreiches Gemeinwesen. Darin kann man gar nicht genug investieren.

Welche neuen Pläne verfolgt Ihr Verein aktuell?

Zwei Kinder springen auf einem großen Trampolin vom Sportgarten e.V.
Auch in Zukunft wird das Engagement des Vereins für Kinder und Jugendliche nicht nachlassen. Sportgarten e.V.

Wir wurden gefragt, ob wir ein Areal der Galopprennbahn mitgestalten wollen. Daran arbeiten wir zurzeit. Im GaloppGarten soll ein Ort für Freizeitsport, für Breitensport, Kultur und Umweltinitiativen entstehen. Das ist total faszinierend. Und ich glaube, für Kinder und Jugendlichen im Bremer Osten ist das eine Riesenchance.

Außerdem verfolgen wir unter anderem das Projekt Sportakademie, das heißt also ein qualifiziertes Angebot für die Ganztagsbetreuung an unseren Bremer Schulen. Wir bieten schon jetzt wöchentlich 150 Sport- und Bewegungsangebote für 2500 bis 3000 Kinder. Aber es ist so viel Bedarf – es könnten auch 500 Angebote pro Woche sein. Dafür wollen wir die Struktur schaffen und kooperieren jetzt auch eng mit den Sportwissenschaften in Bremen, damit mehr Kinder und Jugendliche in Bewegung kommen. In eine Bewegung, die ihnen richtig viel Spaß macht und die sie glücklich macht.

Dieser Beitrag ist Teil unseres Themenspecials „Vereine in Bremen“. Sind Sie interessiert an mehr Artikeln dieser Art? Schauen Sie sich unsere Sammlung von Beiträgen rund ums Thema an.

zum Themenspecial „Vereine in Bremen“

Autorenbild Kristina Bumb

Von Kristina Bumb

Für die Leserinnen und Leser außergewöhnliche Orte erkunden und interessante Menschen kennenlernen – das macht den Beruf der rasenden Reporterin so spannend.

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