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Golden City
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Stadtteilköpfe: Frauke Wilhelm im Interview

„Es waren so viele wundervolle Projekte dabei!“

Es gibt besondere Menschen im Stadtteil. Sie fallen auf, weil sie präsent sind, sich für etwas engagieren oder in der Nachbarschaft aktiv sind. Im vergangenen September endete mit einer letzten Abschiedsgala die Geschichte des Golden City in der Überseestadt. Seit 2013 war die temporäre Hafenbar mit ihren frechen Shows und frischen Ideen an unterschiedlichen Standorten ein beliebter Treffpunkt für Besucherinnen und Besucher aus Bremen und der Umgebung. Im Rahmen unserer Reihe „Stadtteilköpfe“ trafen wir die Initiatorin Frauke Wilhelm zum Interview und sprachen über Vergangenheit, Zukunft und Wünsche.

Wie begann das eigentlich alles mit dem Golden City?

Frauke Wilhelm
Frauke Wilhelm ist Initiatorin des Golden City und Buchautorin. Golden City

Frauke Wilhelm: Ich bekam 2003 vom Waller Brodelpott einen Auftrag, doch einmal etwas über die Kneipen im Stadtteil zu machen. Mir fiel bei der Recherche schnell auf, dass die ganzen ehemaligen Hafenbars an der Waller „Küste“ eine Menge interessanter Geschichten bieten. RamonaRamonRammé lernten sich bei der legendären 72-stündigen Bespielung des „Krokodils“ 2012 kennen und forderten selbstbewusst: Bremen braucht eine Hafenbar! Sie erweiterten in der Folge die berühmten drei T´s des bekannten Stadtentwicklers Richard Florida: „Talente, Toleranz und Technologie“ mit Blick auf die Überseestadt noch um drei weitere Begriffe mit dem Buchstaben T: „Titten, Theken, Temperamente“. Als meine Idee dann 2013 als eines von neun Bremer Projekten im Wettbewerb „Leuchttürme der Kreativwirtschaft“ ausgewählt wurde, konnte die Hafenbar Golden City endlich Wirklichkeit werden.

Was bleibt Dir von den zehn Jahren besonders in Erinnerung?

Frauke Wilhelm: Es waren so viele wundervolle Projekte dabei. Von der Arbeit mit den Geflüchteten im Projekt „Sehnsuchtslieder von der Gegenküste“ 2016 bis hin zur „TraumWeltStadt“, bei der wir während des zweiten Lockdowns mit über 50 Bremer Profis und Laien eine filmisch-musikalische Collage über die Stadt machten. Wir haben am Europahafen, im Lankenauer Höft und jetzt auf Kellogg´s gemeinsam großartige und manchmal verrückte Kulturideen realisieren können. Und haben in 500 Shows und Konzerten echte Hafengeschichten, Musik und Theater, aber auch Stadtdialoge auf die Bühne gebracht. Die gerade veröffentlichte Filmdokumentation ist übrigens ein bewegender und spannender Rückblick auf die Geschichte des Golden City.


„Mein derzeitiger Traum ist eine Popband!“


Warum endete die Ära der Hafenbar im vergangenen Jahr?

Frauke Wilhelm: So ein Projekt bringt auch immer sehr viel Effet mit. Es war super geil, aber auch super anstrengend, jedes Jahr die Bedingungen für eine neue Saison der Hafenbar zu schaffen. Denn am 1. Januar standen wir jedes Mal mit Null Euro da. Und mussten jeweils bis ins Frühjahr hinein bangen, ob wir für unsere guten und präsenten Ideen mit Stadt(teil)-Bezug genug Sponsoring, Spenden und Förderung akquirieren konnten. Denn seitens der Stadt war es nicht möglich, die Hafenbar mit einer dauerhaften adäquaten Förderung zu begleiten.

Wie geht es nun für Dich persönlich weiter?

Frauke Wilhelm: Die Arbeit bei Golden City bestand zu knapp 90 Prozent aus organisatorischen Dingen und zu zehn Prozent künstlerischer Arbeit. Mir ist es persönlich sehr wichtig, dass sich das zukünftig ändert. Mein derzeitiger Traum ist eine Popband. Es gibt sogar bereits ein paar Songs von mir, die ich richtig cool finde. Dieses Jahr wird zeigen, in welche Richtung es gehen wird. Mit dem Golden City war es immer sehr auf den Ort konzentriert – in der Zukunft wäre ich gern mehr unterwegs auf Tour und möchte meine Energie mehr in die künstlerische Arbeit und die Musik stecken.

Suchst Du dafür noch Mitstreiterinnen und Mitstreiter?

Frauke Wilhelm: Absolut! Ich freue mich über kreative Menschen und die Zusammenarbeit an der Kunst. Vor allen Dingen über Frauen aus Bremen und der Umgebung.


„Alle sind da und dann geht das Licht an – das war schon einzigartig!“


Fehlt Dir die Bühne eigentlich schon?

Frauke Wilhelm: Nö. Aber frag mich gern nochmal im Juli (lacht). Es ist auch einfach ein Wahnsinn gewesen mit dem Golden City: Alle sind da und das Licht geht an – das war schon einzigartig. Wie wirklich über zehn Jahre lang die Menschen zu uns gekommen sind und sich bei uns wohlgefühlt und Freude empfunden haben. Toll.

Deine Wünsche für Bremen und die Kulturförderung?

Frauke Wilhelm: Es ist einfach so schön hier in Bremen. Ich würde mir wünschen, dass mehr darauf geschaut wird, wer und was in der Stadt bereits da ist und was man daraus machen kann. Es ist wichtig, dass Kultur die Menschen vor Ort einfach zusammenbringt.

Dein Rat für junge Menschen mit künstlerischen Ideen?

Frauke Wilhelm: Also wegen des Geldes sollte man es nicht machen (grinst). Einfach mit anderen guten Leuten zusammentun und loslegen. Am Ende bleiben die Erinnerungen und das Gefühl an die glücklichen Menschen, die man begeistert hat. Und das lohnt sich immer.


Weitere Informationen zu Frauke Wilhelm finden Interessierte auf dieser Seite.

Die Bremer Künstlerin ist übrigens auch als Autorin des Buches „Stahlschnitt Schweisser Stapellauf“ in Erscheinung getreten. In dem Werk berichtet Wilhelm auf 224 Seiten von der harten und gefährlichen Arbeit auf der AG Weser. Das Buch ist in einigen Bremer Buchhandlungen, bei Made in Bremen in der Stadtwaage oder per Post nach einer Bestellung per Mail an info@goldencity-bremen.de zu erstehen.

Autorenbild Tjark Worthmann

Von Tjark Worthmann

Ich fahre am liebsten mit der Vespa oder der Schwalbe durch unsere schöne Hansestadt und entdecke dabei immer wieder geheime Wege und versteckte Orte.

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