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Frauke Fischer
Golden City

„TraumWeltStadt“ – Neues Golden-City-Projekt

Eine filmisch-musikalische Collage von Bremerinnen und Bremern für ihre Heimatstadt

Das Projekt Golden City ist ein Sehnsuchtsort. Es vereint charmant-schräges Hafenflair und Fernweh, Kultur sowie Subkultur. In der Vergangenheit war die temporäre Hafenbar zum Beispiel am Europahafen und am Lankenauer Höft ein besonderer Treffpunkt mit Theater, Musik und einer ordentlichen Portion Maritimem. Seit der Corona-Pandemie geht es nun hauptsächlich digital weiter – im vergangenen Jahr mit dem Quarantäne-Orchester, nun mit der „TraumWeltStadt“. Und Bremerinnen und Bremer können dabei mitmachen.

Die Idee hinter der „TraumWeltStadt“

Frauke Fischer und Nomena Struß Golden City
Ramona Ariola alias Frauke Fischer (rechts) und Ramon Locker alias Nomena Struß kreieren mit Bremerinnen und Bremern ihre „TraumWeltStadt“. Golden City

„Wir wollen eine Video-Collage schaffen, die Bremen aus Sicht der Menschen zeigt, die hier leben – denn sie bestimmen die Atmosphäre der Stadt“, erzählt Frauke Wilhelm. Sie steckt gemeinsam mit Nomena Struß hinter der Idee des Golden-City-Teams. Zentrale Fragen seien dabei: Was ist den Leuten in der Stadt wichtig? Welche tollen Plätze kennen sie? Worauf kann man aufbauen? Was soll es mehr und was weniger geben? Das Besondere daran ist, dass die Antworten auf künstlerische Art gegeben werden, über kleine Videoclips. „Diese schneide ich dann zu einer filmisch-musikalischen Collage zusammen“, erläutert Frauke Wilhelm. Das Ergebnis verspricht also einen Blick auf die Hansestadt, den man so wahrscheinlich noch nicht bekommen hat.

Ausgangspunkt der Aktion ist ein von der Kunstfigur Ramona Ariola alias Frauke Wilhelm geschriebenes Lied über Bremen. Dazu stellen sie und Nomena Strauß alias Ramon Locker Aufgaben für Bremerinnen und Bremer, die mitmachen möchten.

Sie konnten bereits Videos einreichen, in denen sie den Refrain „Wir singen die Stadt, wir tanzen die Stadt, wir feiern die Stadt, wir sind die Stadt“ singen sowie Strophen und Bridge instrumental aufnehmen. Dazu sollten die Mitwirkenden an ihre Lieblingsstellen in Bremen gehen, aber auch an „Albtraumorte“ – und das Ganze gern verkleidet und mit einer Performance gestalten. Der künstlerischen Freiheit waren also keine Grenzen gesetzt. Es ging jedoch ebenso darum, Geräusche aufzunehmen. „Und im April kann auch noch abgetanzt werden“, weist Initiatorin auf den abschließenden Teil hin. Der Aufruf für die letzte Aufgabe wird auf der Website veröffentlicht.

Erste Kostproben online

Dort sind bereits erste Eindrücke der bisherigen Beiträge zu sehen. „Mit dabei sind Leute, die alle diese Stadt lieben, das merkt man jedem Video an. Alle bringen ganz viel Energie und tolle Ideen dafür ein, sodass es richtig gut und witzig wird“, freut sich Frauke Wilhelm.

Die Mitwirkenden seien eine Mischung aus Golden-City-Fans und Profis. Einige waren bereits im vergangenen Jahr beim 80-köpfigen Quarantäne-Orchester mit von der Partie, andere haben über Mundpropaganda vom Projekt erfahren. „Es ist also auch dieses Jahr wieder multikulti.“

„Für uns sind diese digitalen Projekte eine wahnsinnig tolle Weiterentwicklung“, erzählt Frauke Wilhelm. „So haben wir noch nicht mit den Fans gearbeitet. Wir wissen nicht, welche Voraussetzungen sie musikalisch mitbringen, wie sie sich inszenieren, verkleiden und wie sie aus dem Video etwas Besonderes machen.“  Daher sei auch für das Golden-City-Team selbst unglaublich spannend, was am Ende dabei herauskomme.

Das erste Fazit fällt euphorisch aus: „Wir sind jedes Mal umgehauen von dem, was da kommt.“ Es seien ganz eigene Klänge durch diese Mischung, die nicht steuerbar ist. Mal kämen viele Beiträge mit Saxofon, dann sei jemand mit einem außergewöhnlichen Fagott dabei – und eine Frau mit Nasenflöte. „Letztlich zählt die Arbeit mit ganz unterschiedlichen Menschen. Wir sind ja kein Hochkulturprojekt“, betont Frauke Wilhelm. Vielmehr sei es eine Kunstaktion, bei der jede und jeder mit ihren beziehungsweise seinen Stärken, Schwächen und vielleicht auch mit einem freakigen Charakter mitmachen könne. „Und so steht die Aktion im Gegensatz zu vielen Dingen, die gerade die Bremer Innenstadt bestimmen. Diese zeigt sich nämlich unlebendig, was durch die Corona-Pandemie noch verstärkt wird – und wir sind dagegen quirlig.“

So geht es weiter mit der „TraumWeltStadt“

„Natürlich wollen wir das Video nach der Fertigstellung nicht nur via Internet zeigen, sondern auch zur Wiedereröffnung unserer temporären Hafenbar“, betont Frauke Fischer. Dazu solle dann live gespielt werden. Das werde aber dieses Mal wohl nicht mit allen Beteiligten wie beim Quarantäne-Orchester im Licht-Luft-Bad 2020 möglich sein. Wann und wie es raus ins „echte“ Leben gehe, hänge zudem von der anhaltenden Corona-Pandemie ab.

„Wir sind dabei, die Saison vorzubereiten. Wir wissen aber wie alle nicht, ob es im Sommer überhaupt möglich ist, vor Publikum zu spielen. Wer es dieses Jahr schafft, Konzerte zu machen, ist wahrlich heldenhaft“, schildert die Künstlerin die Arbeit in der Krise. „Es ist so ein Stress, dies unter den gegebenen Umständen zu planen. Die Welt hat sich sehr verändert, und auf alles, was man bauen konnte, kann man sich nicht mehr verlassen.“

Umso wichtiger sei es, mit solchen erst einmal digitalen Projekten wie dem Quarantäne-Orchester und der „TraumWeltStadt“ den kulturellen Kosmos zu erhalten. „So sind wir weiter mit den Fans zusammen, schaffen gemeinschaftlich tolle Bilder und nähren die Hoffnung, dass man daran später anknüpfen kann.“

Später heiße erst einmal – wenn alles gut geht –, das Golden City am 26. Juni zu eröffnen. Dieses Jahr soll es auf dem ehemaligen Kellogg’s-Gelände eine Heimat finden, direkt am Wasser. Die Anträge dafür seien gestellt. „Das ist ein toller und so derzeit noch gar nicht zugänglicher neuer Ort“, freut sich Frauke Wilhelm.

Hintergrund:

„Golden City“ – das stand in den 1950er- und 1960er-Jahren für die Kneipen und Clubs im Waller Freihafen. Bis zu 50.000 Seeleute kamen vor dem schleichenden Niedergang des Hafens monatlich dort an Land. Mit dem Projekt „Golden City“ holt das Team um Frauke Wilhelm diese Zeit in die Gegenwart – mit Musik, Theater, wahren wie fiktiven Geschichten sowie vielen Gastkünstlern und -künstlerinnen. Los ging es 2011 mit einer 72-stündigen Bespielung der Bar Krokodil in Walle. 2013 eröffnete erstmals die temporäre Hafenbar Golden City am Europahafenkopf. Zu den Programmhighlights zählen bis heute die „Lokalrunden“ mit Liedern von Lale Andersen, Hildegard Knef und Freddy Quinn zum Mitsingen. Hinzu kommen zum Beispiel  jährliche Theaterprojekte und die „Sehnsuchtslieder“.

Autorenbild Steffi Urban

Von Steffi Urban

Vom Harz in die Hansestadt: Inzwischen lebe ich seit mehr als zehn Jahren in Bremen und entdecke mit Kamera und Klapprad immer noch tolle neue Ecken.

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