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Heizung: Ein Mädchen liegt gemütlich im Warmem
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Neue Technik im Altbau: Heizen mit erneuerbaren Energien

Diese Möglichkeiten gibt es für Änderungen im Bestand

Nachhaltigkeit ist auch bei der Heizung das Gebot der Stunde. Daher kehren viele von fossilen Energieträgern wie Öl, Gas und Kohle ab, wissen Werner Müller von der früheren Bauberatung namens bauraum und Harald Klussmeier (Büro für Bautechnik). Die beiden Energieexperten betonen, dass es am wichtigsten sei, in jedem Fall zunächst den Wärmebedarf des Gebäudes soweit wie möglich zu senken – „auch wenn es vielleicht wenig innovativ oder Aufsehen erregend klingt. Dann erst kommt Heiztechnik in den Blick.“ Darüber hinaus rücke die Nutzung erneuerbarer Energien in den Fokus.

Heizen mit erneuerbaren Energien

Wärme durch erneuerbare Energien gibt es in mehreren Varianten. Das sind im Gebäudebereich vor allem:

  • Sonnenenergie in Form von Strom (Photovoltaik)
  • Wärme (Solarthermie)
  • nachwachsende Rohstoffe (Holz in Form von Pellets)
  • oberflächennahe Geothermie und Umweltwärme, die mit Wärmepumpen genutzt werden können

Welche Voraussetzungen sind für eine neue Heiztechnologie notwendig?

Prinzipiell könne die Wärmeverteilung im Haus mit dem vorhandenen Leitungssystem erfolgen, sagen Werner Müller und Harald Klussmeier. „Allerdings sollten die Wärmeüberträger, also Heizflächen, möglichst groß sein. Damit reichen möglichst geringe Heiztemperaturen aus. Flächenheizungen wie Wand- oder Fußbodenheizungen sind dafür ideal geeignet.“ Darüber hinaus sei außerdem eine möglichst gute Dämmung des Hauses Grundbedingung. „Denn Wärme, die man nicht benötigt, muss nicht erzeugt werden!“

So funktioniert eine Wärmepumpe

Heizung: Füße wärmen sich an einem Heizkörper
Kuschelig warm: So kommt zu Hause Gemütlichkeit auf. Freepik.com/Atlascompany

Wärmepumpen werden mit Strom betrieben, erläutern die Fachleute Müller und Klussmeier. Dabei „pumpen“ sie Umweltwärme aus dem Boden, dem Grundwasser oder auch aus der Umgebungsluft auf das für die Heizung (und gegebenenfalls die Warmwasserbereitung) erforderliche Temperaturniveau hoch. „Der Vorteil einer Wärmepumpe liegt darin, dass man aus einer Einheit Strom drei, vier oder mehr Einheiten Wärme gewinnen kann.“ Diese Form der „Stromheizung“ sei daher in der Regel allen anderen Varianten vorzuziehen.

Entstamme der Strom erneuerbaren Quellen, könne sogar eine quasi CO2-neutrale Wärmeversorgung erfolgen. „Ideal ist also die Nutzung selbst erzeugten Stroms aus Photovoltaik, wobei leider gerade im Winter auch die geringste Sonnenstrahlung gegeben ist. Deshalb wird man in der Praxis immer nur einen Teil der Anlagen mit eigenem Strom betreiben können.“

Eine Strom-Fußbodenheizung komme übrigens nur in einzelnen Ausnahmefälle infrage – bei wirklich richtig gut gedämmten Gebäuden.

Was kostet eine neue Heizungsanlage mit Wärmepumpen?

Die Kosten für Wärmepumpen seien je nach genutztem Medium sehr unterschiedlich, erläutern die Energieexperten Müller und Klussmeier.

  1. Am günstigsten ist in Anschaffung und Installation die Luftwärmepumpe. Der Wärmeaustausch erfolgt im Außenbereich und ist leider mit zwar geringen, aber hörbaren Schallemissionen verbunden. Daher ist der Einsatz der Technik in engen Hinterhöfen und dicht bebauten Gebieten eher kritisch. Das hängt aber sehr stark von der konkreten Positionierung ab. Außerdem kann man die Wärmepumpe beispielsweise nachts abschalten, wenn man Pufferspeicher nutzt. Ein systemischer Nachteil einer Luftwärmepumpe: Gerade dann, wenn die Lufttemperaturen am niedrigsten sind, ist auch am meisten Heizwärme nötig. Es braucht also viel Strom, um zum Beispiel -10 Grad kalte Außenluft auf 45 oder mehr Grad Heizwärme „hochzupumpen“.
  2. Teurer sind Flächenkollektoren, ausgelegt beispielsweise in 1,5 Metern Tiefe in großer Fläche. Sie sind deshalb eher für einen Neubau geeignet, wo sowieso Bagger vorhanden sind und noch kein Garten angelegt ist.
  3. Noch teurer sind Geothermiebohrungen. Dabei werden Wärmetauscher in 40 bis 100 Metern Tiefe in wasserführende Schichten positioniert. Der Vorteil: Sie garantieren ganzjährig gleichmäßige Temperaturen (beispielsweise 6 bis 8 Grad). Damit ist eine optimale Geräteabstimmung möglich.

Insgesamt sei eine präzise Preiseinschätzung schwierig. „Die Frage nach den Kosten kann natürlich nur ganz allgemein und überschlägig beantwortet werden.“ Sie lägen bei einer Luftwärmepumpe bei etwa 10.000 bis 12.000 Euro. Für Geothermie (Flächenkollektor oder Geothermiebohrung) müsse man ungefähr zwischen 20.000 und 25.000 Euro einplanen.

Allerdings gebe es die Möglichkeit, bis zu 35 Prozent Fördermittel zu erhalten. „Diese müssen von einem BAFA-zertifizierten Energieeffizienzberater beziehungsweise -beraterin beantragt werden, wobei auch die Energieberatung bezuschusst wird.“ Gefördert wird laut dem Bundesamt Für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) die Errichtung von effizienten Wärmepumpenanlagen, „wenn sie überwiegend der Raumheizung oder kombinierten Warmwasserbereitung und Raumheizung von Gebäuden oder der Zuführung der Wärme in ein Wärmenetz dienen“. Die Fördervoraussetzungen im Programm Heizen mit Erneuerbaren Energien finden sich online. Ab dem 1. März 2023 tritt dann die eigene Förderrichtlinie „Klimafreundlicher Neubau“ des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen in Kraft.

Was sind Vorteile und Nachteile einer Infrarotheizung?

Die Voraussetzung für eine Infrarotheizung sei ein geringer Wärmebedarf – möglichst Passivhausstandard, raten Werner Müller und Harald Klussmeier. Ausnahmen gebe es nur für Spezialfälle wie selten genutzte Räume.

„Die Planung und Berechnung sollten unbedingt Fachleute vornehmen. Schließlich sind bei Infrarotheizungen nicht nur die Strahlungsflächen und -temperaturen der Heizelemente maßgeblich, sondern auch deren Positionierung sowie die Farbe und Art der bestrahlten Flächen. Entsprechende Normen und Leitlinien werden gerade erst entwickelt.“

Ein Vorteil einer Infrarotheizung seien geringe Installationskosten (nur Stromanschluss) und so gut wie keine Wartungskosten. „Infrarotheizungen sind eine einfache Technologie und lange haltbar. Bei vermieteten Wohnungen ist die Abrechnung sehr einfach: ein Stromzähler genügt.“ Hier gelte ebenfalls der Rat, möglichst viel selbst erzeugten Strom zu nutzen – auch wenn gerade im Winter am wenigsten Strom selbst produziert werden könne. Eine eigene, leistungsfähige Photovoltaikanlage gehöre daher quasi dazu.

„Allerdings: 1 Kilowattstunde Wärme kostet rund 7 bis 9 Cent, 1 Kilowattstunde Strom aus dem Netz mehr als 30 Cent. Die direkte Verwendung von Netzstrom zum Heizen ist also grundsätzlich deutlich teurer.“

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Autorenbild Alena Mumme

Von Alena Mumme

Ich bin Tagenbaren – meine Eltern und Großeltern sind also wie ich in Bremen geboren und aufgewachsen. Nur spannende Reisen locken mich aus meiner gemütlichen Heimatstadt.

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