
„Jede Kippe zählt“: Alexa Rasch kämpft mit Kreativität und Aufklärung gegen Zigarettenmüll in Bremen
Einsatz gegen Kippenmüll und für mehr Umweltbewusstsein
Zigarettenkippen sind winzig – ihre Wirkung auf die Umwelt ist dagegen gewaltig. Die Bremerin Alexa Rasch hat das früh erkannt und 2020 die Umweltbildungsinitiative „Jede Kippe zählt“ gegründet. Seitdem ist sie mit Greifzange, Kunstinstallationen und Aufklärungskampagnen in ganz Bremen unterwegs – unterstützt von einem stetig wachsenden Netzwerk.
Vom Upcycling-Projekt zur Umweltbewegung
„Ursprünglich habe ich 2020 mit einem anderen Projekt angefangen – mit GOODis, einer Idee für Upcycling von Altkleidern, doch durch die Pandemie fing ich an, Müll zu sammeln“, erinnert sich Alexa Rasch. Beim Sammeln von Müll fiel ihr damals auf, wie extrem häufig Zigarettenkippen im öffentlichen Raum zu finden waren – egal, ob ein Mülleimer oder Aschenbecher in der Nähe stand.

„Das hat mir gezeigt, dass wir nicht nur Müll sammeln müssen, sondern vor allem aufklären – über die Umweltgefahr, die von einer einzigen Kippe ausgeht.“ So entstand 2022 „Jede Kippe zählt“ – ein Projekt, das sich heute weit über Bremen hinaus einen Namen gemacht hat und eng mit dem Bremer Verein Clean Up Your City zusammenarbeitet.
Aufmerksamkeit durch ungewöhnliche Aktionen
Zentrale Bestandteile der Initiative sind Kunstaktionen, mobile Sammelstellen und Informationsmaterial. Besonders auffällig: die sogenannte Badewannen-Installation, eine Badewanne, die mit tausenden gesammelten Kippen gefüllt wird.
„Die Wanne macht sichtbar, was sonst untergeht. Sie zeigt auf einen Blick, wie viel Kippenmüll wirklich auf unseren Straßen landet und was das bedeutet. Denn bereits eine Kippe verunreinigt bis zu 1000 Liter Grundwasser, das entspricht etwa sechs Vollbädern. Die Badewanne dient also als visueller Maßstab“, erklärt Rasch.
Die Reaktionen auf solche Aktionen sind durchweg positiv. „Ich würde sagen, die Aktionen kommen zu 130 Prozent gut an“, sagt sie schmunzelnd. „Viele Menschen wissen schlicht nicht, wie problematisch das Thema ist. Seit das Rauchen aus Innenräumen verbannt wurde, gab es keine große Aufklärungskampagne mehr – obwohl sich das Problem nach draußen verlagert hat.“
Zusammenarbeit mit Partnern – und Einhörnern

Unterstützt wird Alexa Rasch dabei von einem engagierten Netzwerk – unter anderem von Clean Up Your City und der Sparkasse Bremen. Gemeinsam mit Clean Up Your City wurde vor fünf Jahren die Idee des „Kippenmarathons“ geboren, eine groß angelegte Sammelaktion in mehreren Bremer Stadtteilen, der jährlich erfolgreich in Zusammenarbeit mit der Bremer Stadtreinigung durchgeführt wird.
Auch bei großen Veranstaltungen wie SummerSounds oder der Breminale ist „Jede Kippe zählt“ präsent – und kreativ. „Wir sind dann auch mal im Dino- oder Einhornkostüm unterwegs“, erzählt Rasch. „Das kommt besonders bei Kindern gut an. Wichtig ist, dass man ins Gespräch kommt – und trotzdem ernst genommen wird.“
Erfolgreich ist eine Aktion dann, wenn sie Wirkung zeigt. „Leider heißt erfolgreich oft: Wir haben viele Kippen gesammelt. Aber es bedeutet auch, dass viele Menschen mitgemacht und wir Bewusstsein geschaffen haben.“
Kleine Hilfen mit großer Wirkung
Ein wichtiges Instrument der Aufklärungsarbeit sind sogenannte Taschenaschenbecher. Sie ermöglichen Raucherinnen und Rauchern, ihre Kippen unterwegs sauber zu entsorgen.

„Wir haben uns bewusst für Taschenascher mit Drehverschluss entschieden – sie sind langlebiger, auslaufsicher und praktischer als andere Modelle“, so Rasch.
Zusätzlich werden Kippenfänger an öffentlichen Plätzen angebracht. Diese bestehen aus einem Überzieher aus LKW-Plane mit einem Aufdruck, in die ein leerer Ein-Liter-Tetra-Pak hineinkommt, der die Kippen auffängt. Es passen etwa 250 Stummel in die Kippenfänger. Beim letzten SummerSounds-Festival kamen so über 9.000 Kippen zusammen, die andernfalls vielleicht auf dem Boden gelandet wären. „Zudem haben wir über 1000 Taschenascher verteilt und wollen nächstes Jahr noch aufstocken. Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis“, sagt die Umweltschützerin.
Eine Vision für Bremen
Was wünscht sich Alexa Rasch für die Zukunft?
„Mehr Vernetzung, vor allem mit der Stadtreinigung – und mehr Beteiligung von Unternehmen. Sponsoring ist wichtig, aber es wäre toll, wenn sich auch mehr Leute auf der Straße engagieren würden.“
Ein neuer Schwerpunkt liegt inzwischen auf Bildungsarbeit. Schulen in Bremen, wie in der Neustadt, sind mit an Board. „Mittlerweile wurden über 100 Kippenfänger mit Unterstützung durch Clean Up Your City und einer Finanzierung des Beirats Neustadt an Schulen in der Neustadt verteilt“, freut sich Alexa Rasch.
„Das ist ein großer Schritt. Denn Kippen sammeln ist die Königsdisziplin des Müllsammelns – es ist mühsam, aber wirksam. Und wenn mehr Menschen mitmachen, wächst auch das Bewusstsein schneller, denn gemeinsam kann man viel mehr bewegen.“
