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Eine Konservendose voll mit gesammelten Kippen
Katrin Zeise

Clean Up Your City: Engagierte Bremerinnen und Bremer im Kampf gegen den Müll

Von der Idee zum Engagement: Wie der Verein Bremen zur saubereren Stadt macht

Clean Up Your City ist ein Verein, der sich dem Kampf gegen die Verschmutzung unserer Straßen verschrieben hat. Die Idee entstand, als Gründerin Katrin Zeise während eines Urlaubs an einem Strand Müll sammelte und zurück in Bremen realisierte, dass das Problem vor der eigenen Haustür genauso präsent ist. Im Interview mit SPOT erzählt sie über bisherige Erfolge, Kooperationen und Pläne für die Zukunft.


 

Abgebildet ist Katrin Zeise, die einen Eimer voller Müll hochhält
Das Motto von Gründerin Katrin Zeise lautet: Machen, nicht meckern. Katrin Zeise

Wie kam es denn überhaupt zur Gründung des Vereins Clean Up Your City und was motiviert euch, die regelmäßigen Müllsammelaktionen zu organisieren?

Katrin Zeise: Etwa 2017 habe ich angefangen, meinen Müllverbrauch und Plastikkonsum zu hinterfragen aufgrund zahlreicher Reportagen über Plastik im Meer, die mich sehr schockiert haben. Ich hatte das Bedürfnis, etwas dagegen zu unternehmen. Etwas, das auch nach außen sichtbar ist, und so begann ich mit dem Müllsammeln. Erst im Urlaub, dann zu Hause in Bremen beim Sonntagsspaziergang mit meinem Mann. Aber ich wollte noch mehr Leute für den aktiven Umweltschutz begeistern. Ich schloss mich einer Müll-AG der Klimawerkstatt an und gründete eine Facebook-Gruppe, über die sich Freiwillige zum Müllsammeln verabreden konnten. Das war der Start. Es haben sich immer mehr Engagierte zusammengefunden, die regelmäßig auf Müllsammeltour gegangen sind, sodass wir 2022 beschlossen haben, einen Verein zu gründen: Clean Up Your City e.V.


„Die Clean Ups kann man fast als Teambuildingmaßnahme verstehen.“


Was uns motiviert, ist einerseits, dass so viel Müll herumliegt. Es wird ja leider nicht weniger, sondern man hat eher das Gefühl, dass es immer mehr wird. Und andererseits motiviert uns der zwischenmenschliche Faktor. Die Clean Ups kann man als Teambuildingmaßnahme verstehen, sie bringen unterschiedlichste Menschen zusammen. Man kann sich dabei unterhalten und neue Leute kennenlernen. Gleichzeitig tut man etwas Gutes für die Umwelt und unsere Stadt. Und damit auch für das eigene Wohlbefinden.

Ihr arbeitet mit der Bremer Stadtreinigung zusammen. Wie kam das zustande und wie läuft die Zusammenarbeit ab?

Ich habe mich damals an die Stadtreinigung gewandt und gefragt, ob wir Unterstützung bekommen können. Daraufhin kam die Antwort, dass das sehr gern unterstützt wird. Wir arbeiten gut zusammen und bekommen Zangen, Handschuhe, Mülleimer und Bollerwagen von der Stadtreinigung gestellt – also das gesamte Sammelequipment. Dazu bekommen wir die Bremer Müllsäcke, in denen wir den Müll sammeln. Die einzige Bedingung ist, dass wir die vollen Säcke nicht einfach irgendwo an den Straßenrand stellen, sondern zu unseren privaten Mülltonnen dazustellen, die dann an den regulären Abfuhrtagen kostenlos abgeholt werden.


„Der Kippen-Marathon ist auf unserem Mist gewachsen.“


Was sind denn die bisher größten Erfolge des Vereins?

Eine Badewanne vollre Kippenstummel im Rahmen einer Müllsammelaktion
Besonders Zigarettenstummel finden die Cleaner auf jedem Clean Up zur Genüge. Katrin Zeise

Also einer unserer größten Erfolge ist, dass wir den Kippen-Marathon angestoßen haben. Der ist sozusagen auf unserem Mist gewachsen. Was wir bei unseren Clean Ups am meisten finden, sind Zigarettenstummel auf Gehwegen, in Blumenbeeten oder Wiesen – einfach überall. Die Stummel sind aber giftig, und leider ist das noch viel zu wenigen Leuten bewusst, dass Zigaretten in der Umwelt einen großen Schaden anrichten und sowohl unsere Gewässer als auch unser Trinkwasser vergiften.

Um dem Thema Zigarettenmüll mehr öffentliche Aufmerksamkeit zu verschaffen und für Aufklärung zu sorgen, wollten wir das Ganze mit einer Charity-Aktion verknüpfen: Kippensammeln für den guten Zweck. Da wir das als kleiner Verein alleine nicht auf die Beine stellen konnten, haben wir die Idee der Stadtreinigung vorgeschlagen. Unterstützt wurden wir dabei vom Meeresschutzbüro des BUND Bremen, der uns Informationsmaterial zur Verfügung gestellt hat. Und mittlerweile ist der Kippen-Marathon ein jährliches Event in Bremen, das die DBS mit vielen Sponsoren ausrichtet und so auch Aufklärung über Kippengifte in der Umwelt leistet.

Das Prinzip ist ganz einfach: Alle Bremer Stadtteile treten gegeneinander an und wer am Ende innerhalb einer Woche die meisten Kippen gesammelt hat, bekommt eine Prämie beziehungsweise ein vorher von den Sammelnden nominierter Verein bekommt eine Prämie. Der diesjährige Kippen-Marathon ist vom 5. bis 12. Juni. 


„Das, was auf den Verpackungen draufsteht, ist nicht immer logisch oder verständlich.“


Welche Herausforderung seht ihr allgemein in Bezug auf das Müllbewusstsein der Bremerinnen und Bremer?

Die größte Herausforderung ist, dass richtige Müllentsorgung sehr komplex und auch ziemlich kompliziert ist. Den Gelben Sack gibt es schon seit 1991, und noch immer wissen viele Menschen nicht, unabhängig davon, ob sie in Deutschland geboren oder zugezogen sind, was da eigentlich wirklich reinkommt. Auch da versuchen wir bei Aktionstagen aufzuklären.

Das, was auf den Verpackungen draufsteht, ist nicht immer logisch oder verständlich. Und man darf nicht vergessen: Der beste Müll ist der, der gar nicht erst entsteht. Aber leider leben wir in einer Konsum- und Wegwerfgesellschaft. Konsum gilt bei uns als Wohlstand. Dabei sollte uns eine saubere Umwelt viel wichtiger sein.

Mit Clean Up Your City wollen wir deshalb ein Bewusstsein für Müll in der Stadt schaffen. Wenn man einmal drauf achtet, ist es Wahnsinn, wie viel Müll überall auf der Straße rumliegt. Im besten Fall hebt den dann jemand auf, wirft ihn in den nächsten Mülleimer und übernimmt somit Verantwortung für die eigene Umgebung. Außerdem sind unsere Clean Ups sehr sinnstiftend und es sind schon viele Freundschaften unter unseren Cleanerinnen und Cleanern entstanden.


„Ein erstes Pilotprojekt mit einer Schulklasse gab es bereits und das hat viel Spaß gemacht.“


Gibt es Projekte oder Initiativen, die in der Zukunft geplant sind?

Ein überfüllter Mülleimer am Bremer Osterdeich mit sehr viel Müll, der daneben liegt
Vermüllte Gehwege sind kein schönes Bild und verschmutzen zudem unsere Gewässer. Katrin Zeise

Unser Team in der Neustadt hat ein ganz tolles Projekt angestoßen. Und zwar sollen die Clean Ups an Schulen gebracht werden und somit ein Bestandteil des Unterrichts werden. Ende letzten Jahres haben wir dafür sogar Unterstützung vom Beirat in der Neustadt bekommen und es wurden Westen mit unserem Logo und Zangen für die Kinder angeschafft. Ein erstes Pilotprojekt mit einer Schulklasse gab es bereits und das hat allen viel Spaß gemacht. Im besten Fall werden irgendwann an allen Bremer Schulen regelmäßig Clean Ups als Umweltbildungsformat etabliert.

Außerdem sind wir gerade in Gesprächen mit der Bremer Handelskammer und versuchen, Unternehmerinnen sowie Unternehmer mit ins Boot zu holen und diese als Stadtteilpaten und -patinnen zu gewinnen. Eine Idee wäre, dass Geschäfte in Einkaufsstraßen Handschuhe, Müllzangen und Eimer für freiwillige Clean Upper bereitstellen und im Gegenzug für den gesammelten Müll einen Benefit verteilen. Oder dass wir innerhalb des Unternehmens Mitarbeitende durch Firmen-Clean Ups schulen und gleichzeitig Teamwork fördern.


„Mein Wunsch ist, dass es uns irgendwann nicht mehr braucht.“


Was möchtest du den Bremerinnen und Bremern sonst noch mitgeben?

Mein Wunsch ist, dass es unseren Verein irgendwann nicht mehr braucht. Die Idee dahinter ist, dass alle von uns ein wachsames Auge für Müll, der auf der Straße rumliegt, entwickeln und den einfach in die nächste Mülltonne bringen. Es sollte selbstverständlich sein, den Ort, an dem man lebt, zu pflegen und sauber zu halten. Es geht ja auch darum, ein Vorbild zu sein und andere Leute anzustecken und zu motivieren. Wer Lust hat, sich unserem Team anzuschließen oder mit unserer Hilfe als CUYC-Stadtteilpate oder -patin regelmäßige Müllsammelaktionen starten will, der darf sich sehr gern bei uns melden. Wir brauchen noch viel mehr Freiwillige. Und auch Spenden für unsere Aufklärungsarbeit sind sehr willkommen.

Dazu passend sind am 12. und 13. April 2024 wieder die Bremer Aufräumtage. Dort konnten sich im Vorfeld Klassen, Vereine, Firmen oder Privatpersonen anmelden und den städtischen Frühjahrsputz unterstützen. Im Rahmen dessen machen wir zwei Clean Ups am 13. April um 11 Uhr: Eines in Bremen-Vegesack am Sedanplatz und eines am Umwelt-Container in der Emil-Richter-Straße in Kattenturm. Das ist also eine herzliche Einladung an alle Interessierten, sich zu beteiligen.

Weitere Informationen über Clean Up Your City sowie aktuelle Termine für die nächsten Clean Ups gibt es bei Instagram.

Ein Kontakt ist per Mail möglich.

Aufräumtage 2024
Aufräumtage 2024

Am 12. und 13. April 2024 finden in Bremen wieder die Aufräumtage statt.

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Dieser Beitrag ist Teil unseres Themenspecials „Vereine in Bremen“. Sind Sie interessiert an mehr Artikeln dieser Art? Schauen Sie sich unsere Sammlung von Beiträgen rund ums Thema an.

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Von Sarah Meyer

Als waschechtes Küstenkind liebe ich alles, was der Norden zu bieten hat. Vor einigen Jahren zog es mich von der Wurster Nordseeküste in die Hansestadt – und jetzt schlägt mein Herz für die Weser.

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