
Empowerment und Gemeinschaft im „Mädchen_kulturhaus“ Bremen
Ein Ort für Kreativität, Austausch und Selbststärkung für Mädchen und MINTA im Ostertor
Das „Mädchen_kulturhaus“ – kurz M_KH – ist eine besondere Freizeiteinrichtung für Jugendliche. Sie richtet sich an Teilnehmende im Alter von 7 bis 27 Jahren, die sich als Mädchen oder junge Frauen definieren, Mädchen sein wollen oder so aufgewachsen sind. „Das M_KH ist ein Kulturhaus für Mädchen, aber in Bezug auf das Thema Gender weiter gedacht. Wir beziehen alle MINTA mit ein, also Mädchen, Inter, Nicht-binär, Trans und Agender“, erklärt Pia Weber, die zusammen mit Pädagogin Nabila Badirou das Haus leitet. Der Unterstrich im Namen der Einrichtung „Mädchen_kulturhaus“ soll ebenso wie das Sternchen bei „Mädchen*“ die Vielfalt der Möglichkeiten verdeutlichen, sich in Hinsicht auf Gender zu verorten. Das M_KH soll die Teilnehmenden für den Alltag stärken, ihnen Raum zur persönlichen Entfaltung geben und einfach ein abwechslungsreicher Treffpunkt für die Freizeit sein.
Vielfältige Angebote für Mädchen, junge Frauen und MINTA

Das gemütliche Haus des M_KH in der Heinrichstraße mitten im Bremer Ostertor bietet viele verschiedene Räumlichkeiten und einen Garten. Geöffnet ist es zu den jeweiligen Gruppenangeboten. „Die Finanzierung der Jugendarbeit ist nicht so einfach. Aber dank einer neuen dreijährigen Förderung haben wir ein neues Angebot am Montag von 16 bis 19 Uhr: die Café-Oase“, freut sich Pia Weber. Die Café-Oase ist ist Teil des Projektes „Grüne Oase“, das durch das Programm Klimaschutz im Alltag der Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft gefördert wird. Es ist kein übliches Café, sondern ein Ort, wo die Teilnehmenden Gemüse aus dem Garten des M_KH verarbeiten können, wo Workshops stattfinden und alle sich austauschen können. „Dafür bekommen wir gerade einen neuen, ebenerdigen Raum dazu, in den eine barrierearme Küche eingebaut wird. Die Café-Oase wollen wir auch für Erwachsene und die Nachbarinnen aus der Heinrichstraße öffnen“, sagt die geschäftsführende Leiterin des M_KH.

Zurzeit kommen zudem viele Schülerinnen im Alter von 7 bis 12 Jahren in das Haus. „Wir haben eine Kooperation mit der Bürgermeister-Smidt-Schule. Die Mädchen* nutzen unsere Kreativwerkstatt am Dienstag von 15 bis 18 Uhr, wo wir zusammen basteln, malen, Upcycling ausprobieren und so weiter“, erklärt Pia Weber. Die Kreativwerkstatt steht für weitere Teilnehmende immer offen. Wer sich das M_KH einmal anschauen möchte, kann einfach vorbeikommen.
Fast jeden Tag gibt es im „Mädchen_kulturhaus“ Bremen ein Angebot. Mittwochabends können Interessierte ab 13 Jahren ihr Geschick in der Kampfkunst schulen. In dem Kurs sind aktuell noch Plätze frei.
„Coole Mädchen* mit Beeinträchtigung“ und Teilnehmende mit Migrationserfahrung
„Eine wichtige Gruppe, die auch schon sehr lange im Haus ist, ist CM*mB, die ,Coolen Mädchen* mit Beeinträchtigung‘. Diese Gruppe gibt es schon rund zehn Jahre“, erzählt Pia Weber. „Die Teilnehmenden sind als Kinder gestartet und bis heute dabei geblieben. Inklusivität ist bei uns in jeder Hinsicht ein großes Thema.“ Auch für externe Gruppen, die sich zum Beispiel kulturell oder gesellschaftlich engagieren möchten, steht das Mädchen_kulturhaus Bremen auf Anfrage hin offen.

„Wir haben noch weitere Angebote wie die ,Schwarze Mädchen*Gruppe‘, wo sich schwarz positionierte Mädchen* und junge Frauen treffen. Die Gruppe ist dafür da, sich gegenseitig zu empowern und auszutauschen – auch über Rassismuserfahrungen“, schildert Pia Weber. In der Gruppe „Starke Mädchen*“ haben sich Jugendliche mit Fluchterfahrungen zusammengetan, um gemeinsam Zeit zu verbringen und Themen zu besprechen, die sie beschäftigen. Das Projekt „Mein Körper – Mein Haus“ mit Selbstbehauptungs-Workshops für Teilnehmende im Alter von 11 bis 16 Jahren zielt ebenfalls in Richtung Empowerment. Ein weiteres Projekt behandelt den Themenbereich Mobilität und Medien. Dabei geht es um Fragen wie: „Was brauche ich, damit ich mich sicher fühle als Mädchen oder MINTA im öffentlichen Raum?“
„Mädchen_kulturhaus“ Bremen: Ein sicherer Raum für Mädchen und MINTA
Das M_KH bietet den Teilnehmenden also viele Möglichkeiten, sich auszuprobieren und starke Strategien für den Alltag zu entwickeln. Träger des „Mädchen_kulturhauses“ Bremen ist der Bund Deutscher Pfadfinderinnen (BDP), Landesverband Bremen/Niedersachsen. Dieser Jugendverband engagiert sich unter anderem in Antidiskriminierungs- und feministischer Arbeit.
„Generell ist es heute immer noch wichtig, Schutzräume zu haben beziehungsweise Räume, wo Empowerment stattfinden kann – in einem Setting, in dem sich die Menschen sicher fühlen. Wir haben noch nicht die Gesellschaft, die Mädchen und Frauen in allen Bereichen die gleichen Rechte zuspricht oder auch das gleiche Gefühl, wie sie sich in der Gesellschaft bewegen können“, gibt Pia Weber zu bedenken. „Deswegen ist der Begriff Empowerment wichtig, wo sich die Mädchen gegenseitig stärken. Wichtig ist auch die Frage, wie man das Thema Gender so behandeln kann, dass sich Menschen frei fühlen, sich damit auseinanderzusetzen. Unsere optimale Vorstellung von Jugendarbeit ist, dass sie generell das Thema Gender reflektiert und einen Schritt weiterdenkt.“
Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite des „Mädchen_Kulturhaus Bremen“.