
Außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten: Metalhenge
Ausflug mit Ausblick und Astronomie
Stadtmusikanten, Roland, Weltkulturerbe Rathaus – kennt man doch. Wir stellen in unserer neuen Serie dagegen die unbekannteren Wahrzeichen der Stadt vor. Der erste Teil der Reihe „Außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten in Bremen“ ist astronomisch, maritim und industriell zugleich: Metalhenge in Walle.

Auf dem höchsten Berg Bremens ragen sie auf, als hätte eine Urgewalt sie vor langer Zeit dort kreisrund in den Boden gerammt: rostrote, krumme und schiefe Metallstreben. Tatsächlich ist die Kunstinstallation aber noch gar nicht alt. Erst seit Juli 2021 ist sie auf dem stillgelegten Teil im Osten der Blocklanddeponie zu finden. Der Ort ist als astronomischer Aussichtspunkt gestaltet – in Anlehnung an Stonehenge und ähnliche archäo-astronomische Bauwerke.
Ein- und Ausblicke auf dem Müllberg

Die 1969 in Betrieb genommene Blocklanddeponie nennen die Einheimischen seit jeher Müllberg. Als Künstler und Schauspieler Thomas Roth einmal die Gelegenheit hatte, von oben einen Blick auf die Stadt zu werfen, fasste er einen Plan: ein Aussichtspunkt, der an Stonehenge erinnert. Gemeinsam mit der Bremer Stadtreinigung errichtete er dann Metalhenge innerhalb von drei Jahren. Damit die astronomische Ausrichtung der Anlage stimmt, erhielten sie dabei Unterstützung von Dieter Vornholz, Physiker und ehemaliger Leiter des Olbers-Planetariums Bremen.
In Serpentinen auf den höchsten Berg Bremens

Auf Infotafeln am Start steht Wissenswertes über die Geschichte des Ortes und die Installation. In Serpentinen angelegte Wege schlängeln sich den Hügel empor, wobei auch Treppen als Abkürzung dienen. In rund 40 Metern Höhe (Bremerinnen und Bremer sprechen hier stolz von einem „Berg“) hat man einen tollen Rundum-Blick. Bei sehr klarer Sicht reicht dieser bis zu 50 Kilometer, bei „außergewöhnlich klarer Sicht“ sogar bis zu 280 Kilometer.
Viele Landmarken sind bereits mit bloßem Auge erkennbar, ein Fernglas erweitert den Radius noch einmal. Je nach Himmelsrichtung entdecken Besucherinnen und Besucher beispielsweise den Fallturm an der Uni, den Hafen, die Roland-Mühle, die Altstadt mit Dom und Co, den Weser-Tower, die Hochhäuser in Osterholz-Tenever und den Waller Fernsehturm.

Ein Ort der Astronomie
Auf dem Plateau sind die Stelen in einem Radius von 25 Metern aufgestellt. Sie bestehen aus recycelten Hafenspundwänden und sind 2,5 bis 4 Meter hoch. Ausgerichtet sind sie nach astronomischen Himmelsobjekten, zum Beispiel Sternen.
Steht man in der Mitte des Platzes, kann man durch Löcher in einigen Stelen den Verlauf und die Bahn einzelner Gestirne am Himmel nachvollziehen. Darüber hinaus bieten Bodenmarken – zwölf runde Steine – Informationen. Ein Blick auf sie vom Zentrum aus verrät, wo sich bestimmte Orte durch das Erdinnere auf der Welt befinden.

Audioguide und Planetenweg-App bieten zusätzliche Infos
Wer auf dem etwa einem Kilometer langen Aufstieg nicht nur die Aussicht genießen will, dem sei der passende Audioguide von Henri Leinfelder vom Olbers-Planetarium empfohlen. Darin erfährt man unter anderem etwas über die Analogie zu Stonehenge, den Zusammenhang zwischen Müll und Kultur, die Bedeutung der Stelen und den Planetenwanderweg.
Ein weiteres Erlebnis ist der Planetenwanderweg rund um Metalhenge. Auf der Strecke können Interessierte die Entfernung zwischen Planeten zu Fuß zurücklegen – im Maßstab 1 : 1 Milliarde. Wer das Sonnensystem auf diese Weise erkunden möchte, kann dafür die Planetenweg-App (bislang nur für Android) nutzen.

Drohnenflug über Metalhenge
Einen tollen ersten Blick auf die außergewöhnliche Sehenswürdigkeit in Bremen-Walle bietet das Video eines Drohnenflugs über Metalhenge.
Fotograf: Alexander Wachowski
Für einen Ausflug nach Metalhenge reist man besser mit dem Fahrrad an, da die Parkplätze bei gutem Wetter schnell besetzt sind. Die Bushaltestelle Hohweg liegt knapp 2 Kilometer entfernt.
Weitere Informationen sowie eine Anfahrtsbeschreibung gibt es auf der Website von Metalhenge. Dort finden sich auch ein Audioguide, Beschreibungen zum Planetenweg sowie Quizze. Eine Führung ist nach Absprache mit dem Anbieter StattReisen möglich. Und über das Olbers-Planetarium lassen sich begleitende Veranstaltungen buchen.