
Außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten: Antikolonialdenkmal Elefant
„Dieses Denkmal ist ein Symbol für die Verantwortung, die uns aus der Geschichte erwächst“
Stadtmusikanten, Roland, Weltkulturerbe Rathaus – kennt man doch. Wir stellen in unserer neuen Serie dagegen die unbekannteren Wahrzeichen der Stadt vor. Im zweiten Teil der Reihe „Außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten in Bremen“ geht es um ein Denkmal, dessen Bedeutung sich mit der Zeit gewandelt hat: das Antikolonialdenkmal Elefant.
Der Elefant steht im Nelson-Mandela-Park und fällt vielen Gästen der Stadt auf, die aus dem Hauptbahnhof Richtung Schwachhausen strömen. Die Statue aus roten Backsteinen hat schließlich eine beeindruckende Höhe von rund zehn Metern. Doch was es damit auf sich hat, lässt sich nicht auf den ersten Blick erschließen.

Wie Bremen als Handelsstadt von den deutschen Kolonien profitierte
Bis zum Ersten Weltkrieg hatte Deutschland zahlreiche Kolonien besetzt, insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent. Das Deutsche Reich beutete Land, Bodenschätze und Menschen aus, Aufstände wurden teils blutig niedergeschlagen. Gemäß dem Versailler Vertrag von 1919 musste Deutschland seine Kolonien in Übersee abtreten.

Finanziell hatte Bremen als Handelsstadt von den Kolonien in besonderem Maße profitiert. Daher wollten die Kaufleute hier ein „Reichskolonialehrendenkmal“ errichten lassen, um den alten Anspruch an den lukrativen Handel wieder aufleben zu lassen. Als Motiv bot sich ein Elefant an, der den afrikanischen Kontinent repräsentieren sollte.
Der Architekt Otto Blendermann errichtete schließlich 1932 das gemauerte Monument nach einem Entwurf des Bildhauers Fritz Behn. Darunter befindet sich eine Krypta, also ein begehbarer Unterbau. Ursprünglich lag darin ein Buch mit den 1.490 Namen aller deutschen, im Ersten Weltkrieg in den Kolonien gefallenen Soldaten. Dieses befindet sich mittlerweile im Staatsarchiv Bremen.
Zur Eröffnungsfeier am 6. Juli 1932 sagte Bremens Bürgermeister Theodor Spitta in seiner Rede über das Denkmal: „Möge es auch ein Symbol sein für die unverjährten und unverjährbaren Rechte Deutschlands auf gleichberechtigte koloniale Betätigung in der Welt.“
Zur Feier der Unabhängigkeit ehemaliger Kolonien

Jahrzehntelang stand der symbolträchtige Elefant in Schwachhausen. Doch im Rahmen der europäischen Aktion „Städte gegen Apartheid“ beschloss die Bremer Bürgerschaft am 19. September 1989, ihn zu renovieren und gleichzeitig umzuwidmen. Im Rahmen eines „Namibia-Freiheitsfest“ wurde der Elefant dann 1990 eingeweiht – fast zeitgleich mit der wiedererlangten Unabhängigkeit der ehemaligen deutschen Kolonie.
Bremens Bürgermeister Klaus Wedemeier sagte dabei in einer Rede: „Kein Kontinent unserer Erde ist durch den europäischen Kolonialismus derart zerstückelt, ökonomisch und ökologisch zerstört und in seiner Identität verletzt worden wie Afrika.“

Am Fuße des Denkmals findet sich zur Erinnerung an Deutschlands koloniale Vergangenheit eine Gedenktafel. Darauf steht unter anderem: „Dieses Denkmal ist ein Symbol für die Verantwortung, die uns aus der Geschichte erwächst.“
2009 entstand zudem in der Nähe des Monuments ein Erinnerungsort für die Opfer des Völkermords an den Nama und Herero durch die deutsche Kolonialmacht in Namibia. Mittlerweile ist die namibische Hauptstadt Windhoek eine Partnerstadt Bremens.
Das Antikolonialdenkmal liegt zentral in der Nähe des Hauptbahnhofs, an der Gustav-Deetjen-Allee. Es ist daher mit öffentlichen Verkehrsmitteln leicht zu erreichen. Ein Besuch lässt sich gut mit einem Ausflug auf die Bürgerweide oder in die ÖVB-Arena zu verschiedenen Veranstaltungen verbinden.
Für die Pflege des Denkmals ist der gemeinnützige Verein DerElefant! zuständig.