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Der letzte Weg: Bestattungsvorsorge

Herwig Gründel vom GE·BE·IN erzählt, wie man die eigene Bestattung vorbereiten kann

Es klingt so profan, aber es stimmt: Der Tod gehört zum Leben dazu. Jeder muss sich früher oder später mit dem Thema Sterben beschäftigen. Wir wollen in einer Beitragsreihe Fragen rund um den letzten Weg eines Menschen beantworten und haben dafür mit Herwig Gründel vom Bestattungsinstitut GE·BE·IN gesprochen. Im vierten und letzten Teil geht es um die Bestattungsvorsorge. Was kann ich tun, um meinen Angehörigen nach meinem Tod zusätzliche Belastungen zu ersparen?


Warum ist eine Bestattungsvorsorge sinnvoll?

„Bestattungsvorsorge wird immer wichtiger – das ist natürlich begrüßenswert“, sagt Herwig Gründel. Für die Angehörigen stelle das schließlich im Sterbefall wirklich eine Erleichterung dar. „Dieses Gefühl, wenn ich jemanden verabschieden muss und nicht sicher bin, ob ich das in seinem oder ihrem Interesse mache – das lässt die Leute oft nicht los.“ Da sei es natürlich schön, wenn durch eine bestehende Bestattungsvorsorge ganz klar ist, was die Wünsche gewesen sind.

Was kann ich damit festlegen?

Bestattungsvorsorge
Eine umfassende Bestattungsvorsorge entlastet die Hinterbliebenen. Noxos/Freepik.com

„Regeln können Sie zu Lebzeiten alles“, erklärt Herwig Gründel. „Welchen Sarg, welche Urne, wer die Trauerrede halten soll, wie die Traueranzeige aussieht, welche Musik gespielt wird, auf welchem Friedhof die Beerdigung durchgeführt wird und ob sich die Leute hinterher noch zum Kaffeetrinken zusammensetzen – Sie können Ihre Bestattung wirklich komplett planen.“ Nur wenigen Menschen legten jedoch alles bis ins Detail fest, sodass es nichts mehr zu besprechen gäbe. Viele hätten dagegen eine klare Vorstellung. „Sie sagten beispielsweise: ‚Ich möchte eine Feuerbestattung, eine kleine Trauerfeier fände ich schön, und die Urne soll auf dem Huckelrieder Friedhof beerdigt werden. Aber wie etwa die Traueranzeige aussieht, ist für mich nicht wichtig. Das sollen dann meine Angehörigen entscheiden.‘“

Was kostet eine Bestattungsvorsorge?

„Bei einem guten Bestattungsunternehmen sind Vorsorgegespräche kostenlos. Dazu gehört etwa auch die Aufbewahrung der Ordner mit allen Wünschen und Dokumenten beziehungsweise Kopien“, so Herwig Gründel. Die Vorsorgevereinbarung könne zudem jederzeit angepasst oder aufgelöst werden.

Was gehört in meine Vorsorgeunterlagen?

Was für die Vorsorge benötigt wird, ist sehr individuell. Dokumente, Ausweiskopien und Ähnliches sollte man idealerweise zusammen an einem Ort, etwa in einem Vorsorgeordner, sammeln. Im Sterbefall wichtig sind etwa:

  • Geburtsurkunde
  • Heiratsurkunde
  • Versicherungsscheine
  • Krankenkassenkarte
  • Personalausweis
  • Rentennummer
  • Digitaler Nachlass (Zugänge und Passwörter)
  • Individuelle Wünsche

Sollte ich Details wie die Musik auf meiner Beerdigung schon jetzt auswählen?

Gerade in dem Bereich sei es eher schwierig mit der Planung, gerade weil sich der Musikgeschmack auch ändere, erläutert Herwig Gründel. „Wenn beispielsweise ein 40-Jähriger seine Bestattung plant, hat er ja – wenn alles gutgeht – noch einmal genau so viel an Lebensjahren, bis diese stattfindet.“ Viele Jüngere hielten sich daher zurück, es sei denn, sie seien schon lange Zeit große Fans einer bestimmten Band. „Wenn der Sterbefall eintritt und die Musikauswahl ist nicht klar geregelt, empfehlen wir Angehörigen ansonsten: ‚Wenn Sie nicht wissen, was die Person gern gehört hat, gucken Sie in ihren Musikschrank oder checken Sie ihre Spotify-Playlist.‘“

Kann ich bestimmen, dass ich anonym bestattet werde?

Bestattungsvorsorge
Oftmals wünschen sich Hinterbliebene einen eigenen Ort zum Trauern statt einer anonymen Grabstätte. grab-Rawpixel.com/Freepik.com

Das sei problemlos möglich, sagt Herwig Gründel. „Was mir bei der Vorsorge aber oft aufgefallen ist: Viele Menschen kommen zu uns und sagen, sie möchten anonym bestattet werden, weil sie ihren Kindern mit einem bestehendem Grab nicht zur Last fallen wollen. Diese sollen damit keine Maleschen haben. In diesem Fall sagen wir dann: ‚Das können wir natürlich vermerken – aber haben Sie mit Ihren Kindern darüber gesprochen, ob sie diese Maleschen vielleicht gerne hätten?‘“

Der Gedanke, die Angehörigen so zu entlasten, sei ja ehrenhaft. „Aus der Erfahrung kann ich aber sagen, dass das manchmal eine Belastung statt einer Entlastung darstellt. Bei einer anonymen Bestattung habe ich keinen konkreten Punkt, an dem ich meine Trauer lassen und vielleicht Zwiesprache halten kann.“ Und inzwischen könne man Gräber zudem so gestalten, dass eine Pflege nicht notwendig sei.

„Hinterbliebene sitzen dann manchmal hier und sagen: ‚Das ist überhaupt nicht das, was ich mir vorstelle. Ich hätte gern ein Grab – aber es war Mamas Wunsch.‘ Bei dieser Entscheidung versuchen wir daher, sicherzugehen, dass diese Entscheidung auch mit der Familie abgeklärt ist.“

Sollte man die Bestattungsvorsorge mit Angehörigen besprechen?

Herwig Gründel ist sich sicher: „Die beste Bestattungsvorsorge überhaupt ist die, miteinander zu sprechen. Wenn ich sterbe und niemand hat eine Idee, was meine Wünsche sind, wie soll man dann die Bestattung in meinem Interesse gestalten?“ Dabei müsse man auch gar nicht gleich alles schriftlich fixieren, sondern einfach erst einmal darüber sprechen.

Um für Klarheit im Sterbefall zu sorgen, sei ein Schriftstück aber hilfreich – gern gemeinsam mit Angehörigen verfasst. „Wir finden es immer schön, wenn zum Vorsorgegespräch auch Ehepartner oder Kinder kommen. Toll ist es, wenn eine ganze Familie erscheint – das ist aber sehr selten der Fall.“ Das liege natürlich auch an dem emotionalen Thema. „Wenn etwa die eigene Mutter sagt ‚Lass uns mal gemeinsam meine Bestattung regeln‘, dann schmerzt das die Kinder oft schon im Herzen“, erläutert der erfahrene Bestatter. „Viele sagen: ‚Ich weiß, das ist wichtig, aber ich will das jetzt noch nicht.‘“

Natürlich könne man das Vorsorgegespräch auch allein regeln. Nach mindestens zwei Terminen wird eine Vorsorgevereinbarung geschlossen. „Oft gehen die Leute damit anschließend in ihre Familien und informieren sie über ihre Wünsche. Dann kommt das in den Schrank und ist erst einmal erledigt.“

Wann sollte man sich über die eigene Bestattungsvorsorge Gedanken machen?

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Die Wahl der letzten Ruhestätte ist Teil der Bestattungsvorsorge. sargtraeger-Noxos/Freepik.com

„Das Herausfordernde bei dem Thema Vorsorge ist: Es führt mir vor Augen, dass mein eigener Tod irgendwann ein Thema sein wird“, erklärt Herwid Gründel. „Und daher sind wir alle großmeisterlich darin, es von uns wegzuschieben.“

Sein Rat lautet: „Wenn jemand klar weiß, was er zur Bestattung will, soll er das festhalten – egal, wie alt er jetzt ist.“ Die Vorsorge sei ja zudem auch nicht in Stein gemeißelt. „Wenn sich in fünf Jahren ein anderer Wunsch ergibt, ändert man sie einfach.“

Plane ich mit der Vorsorge auch gleich die Kosten für meine Bestattung?

Das ist möglich, aber nicht zwingend notwendig. Üblicherweise äußert jemand seine Wünsche und betreut eine Person mit dem Totenfürsorgerecht, die dafür sorgt, dass diese umgesetzt werden. „Diesen Menschen sollte man dann fairerweise finanziell in die Lage versetzen, das auch leisten zu können“, empfiehlt Herwig Gründel. Man könne die Vorsorge aber auch losgelöst von der finanziellen Absicherung regeln.

Bestattungsunternehmen bieten darüber hinaus eine Beratung zu diesem Thema an und zeigen auf, was es für Möglichkeiten gibt. „Dazu zählen beim GE·BE·IN zum Beispiel unsere eigene Sterbegeldversicherung und eine Vorsorge-Kombi.“ Letztere sei für Menschen zwischen 50 und 85 Jahren gedacht. „Wenn diese ihre genauen Bestattungswünsche bei uns festhalten und uns heute die entsprechende Summe zahlen, geben wir ihnen eine Preisgarantie. Wir übernehmen also das Risiko, dass beispielsweise 20 Jahre später die Preise gestiegen sind. Selbstverständlich haben wir aber auch Vorsorgelösungen für alle, die noch unter 50 Jahre oder bereits älter als 85 Jahre sind.“

Wie bewahre ich die Vorsorgeunterlagen auf?

Bestattungsvorsorge
Bei der Bestattungsvorsorge kann man seine Wünsche für die eigene Beerdigung festhalten. Noxos/Freepik.com

„Üblicherweise bewahren unsere Kundinnen und Kunden ihren Vorsorgeordner zu Hause auf“, sagt Herwig Gründel. Ein Exemplar mit Kopien aller wichtigen Dokumente lagere zudem in einem feuerfesten Safe beim GE·BE·IN. Und zusätzlich werde eine digitale Variante gespeichert. „Wenn Menschen gar keine Angehörigen oder Freunde haben, können sie auch unserem Institut die Totenfürsorge übertragen. Dann bewahren wir die Originale auf, um unserer Arbeit nachgehen und die jeweiligen Wünsche umsetzen zu können. In diesem Fall müssen die Finanzen natürlich vorher geklärt sein.“

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Das Bestattungsinstitut GE·BE·IN betreut eine Vielzahl der jährlichen Sterbefälle in Bremen und umzu. Es ist an zehn Standorten vertreten: Überseestadt, Lesum, Walle, Horn, Huchting, Hastedt, Neustadt, Arsten, Woltmershausen und Achim. Telefonisch ist es unter der Nummer 38 77 60 zu erreichen, per E-Mail an kontakt@ge-be-in.de.

Herwig Gründel informiert auch regelmäßig bei Terminen in Stadtteilfilialen darüber, worauf es bei einem Sterbefall ankommt. Die Ankündigungen finden sich auf den jeweiligen Filialseiten. Momentan sind allerdings Corona-bedingt alle Veranstaltungen mit Gästen ausgesetzt.

Autorenbild Alena Mumme

Von Alena Mumme

Ich bin Tagenbaren – meine Eltern und Großeltern sind also wie ich in Bremen geboren und aufgewachsen. Nur spannende Reisen locken mich aus meiner gemütlichen Heimatstadt.

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