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Titel Kleingärten
Bernd Schebesta

Zufluchtsorte in der Gartenlaube sind rar gesät

Schrebergärten erfreuen sich derzeit einer starken Nachfrage

Aufgrund der Corona-Krise suchen viele Menschen mit Stadtwohnung in Bremen derzeit den Weg ins Grüne. Oft liegt dabei der nächste Schrebergarten gar nicht so weit entfernt von der eigenen Haustür. Doch in Anlagen in Obervieland und der Neustadt gibt es leider keine freien Gartenlauben mehr für Interessierte.

Weserstadion
Der Blick aufs Weserstadion von der Werderinsel. Bernd Schebesta

„In den letzten Wochen seit dem Beginn der Corona-Krise haben wir einen deutlichen Zuwachs an Besucherinnen und Besuchern bemerkt“, berichtet Bernd Schebesta, stellvertretender Vorsitzender des Kleingärtnervereins Fresenbulten e.V.. Das Gelände des 1928 gegründeten Vereins liegt am linken Weserufer etwa 3,5 Kilometer flussaufwärts von der Stadtmitte entfernt auf dem Stadtwerder. Es ist somit schnell per Fahrrad aus den Wohngebieten des Viertels, Peterswerder oder der Neustadt zu erreichen. Umschlossen von Wasser bietet das Gebiet auch mit der Fähre Halöver eine gute Anbindung für die Pächter und Pächterinnen der 250 Gärten, die sich meist schon lange im Familienbesitz befinden.

Viele Gartenfans in der Hansestadt

Der Landesverband der Gartenfreunde Bremen e.V. ist als Dachverband des Kleingartenwesens in Bremen, Bremerhaven und Wesermünde für die Interessen von fast 17.000 Gartenfans aus über 100 Vereinen zuständig. Er tritt dabei als Pächter der jeweiligen Gelände von der Stadt auf. Die Corona-Krise macht jedoch auch vor einem Kleingarten nicht halt. Und somit informierte der Verein seine Mitglieder schon im März darüber, dass es nur bei Beachtung der geänderten Verhaltensregeln weiterhin erlaubt ist, die Kleingärten zu betreten und dort Gartenarbeit zu verrichten.

„Wir bekommen derzeit unentwegt Wünsche nach einem Kleingarten auf dem Stadtwerder“, berichtet Schebesta über die erhöhte Anzahl an Anfragen seit Ausbruch der Corona-Pandemie. „Leider haben wir gerade keine freien Gärten – und haben uns auch gegen eine Warteliste entschieden“, so der Verantwortliche des Vereins Fresenbulten.

Spielplatz werdersee
Viele Kleingartengebiete in Bremen haben auch einen Spielplatz auf dem Gelände. Bernd Schebesta

Ähnliche Beobachtungen vermeldet auch Peter Pukner vom Verein Weserwehr e.V. in der Nähe des Bootshafens flussaufwärts an der Weser: „Besonders an den warmen Tagen war bei uns richtig viel los“, berichtet der Vorsitzende. „Leider sind auch bei uns keine Gärten für Interessierte mehr frei“, so Pukner. Es gebe zwar eine Warteliste. Die verspricht aber für Stadtbewohner und -bewohnerinnen kaum große Hoffnung auf eine kleine Oase im Grünen. „Pro Jahr werden lediglich circa ein bis zwei Gärten bei uns frei“, bedauert Pukner.

Auch im Verein Kiebitzweide am Krimpelsee in Huckelriede (Obervieland) sieht es laut der zweiten Vorsitzenden Helga Möhlenkamp nicht gut aus für Interessierte. „Die Nachfrage nach freien Parzellen ist sehr stark gestiegen. Leider sind aber alle unsere 142 Grundstücke derzeit verpachtet“, berichtet Möhlenkamp. „Die Menschen haben einfach mehr Zeit und weniger Alternativen als sonst“, erklärt sich die Vorsitzende den derzeitigen Ansturm.

Übernachten ist oft nicht erlaubt

Blick Weser
Ein Blick über die Weser auf den Verein Fresenbulten. Bernd Schebesta

In den Gartenlauben der Hansestadt übernachten dürfen übrigens die wenigsten Pächterinnen und Pächter offiziell. Nach dem Zweiten Weltkrieg gestattete Bürgermeister Wilhelm Kaisen Ausgebombten und Flüchtlingen, in den beengten Häusern im Grünen zu leben. Das sollte erst nur ein Provisorium sein, oft entwickelten sich die Lauben aber zu festen Wohnsitzen der Menschen. Es wurde angebaut und ausgebaut – meist ohne Architekten oder Genehmigungen seitens des Bauamtes. Nur in diesen Kaisenhäusern darf heute noch offiziell übernachtet werden.

Freie Alternativen bieten sich laut Landesverband der Gartenfreunde eher in den Stadtrandlagen. Dort dürfte in vielen Gebieten auch ohne Warteliste noch ein Garten zu pachten sein. Menschen aus den innenstadtnahen Bereichen müssen dafür dann eine Anfahrt mit Pkw oder Fahrrad in Kauf nehmen. Informationen dazu erteilt der Verein auf seiner Homepage. 

Autorenbild Tjark Worthmann

Von Tjark Worthmann

Ich fahre am liebsten mit der Vespa oder der Schwalbe durch unsere schöne Hansestadt und entdecke dabei immer wieder geheime Wege und versteckte Orte.

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