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Fundamt Lager
Fundamt Bremen

Fundamt Bremen: Endlich wiedergefunden!

Die Mitarbeitenden im Fundamt Bremen machen Menschen glücklich

Dieser eine Moment. Der Griff an die Jackentasche. Dann ein kurzer Schock. Mist. Wo ist mein Schlüssel? Oder mein Portemonnaie? Weg. Geklaut? Verloren? Was nun? Als Erstes gilt es, Ruhe zu bewahren und zur Sicherheit einmal alle möglichen Ablageorte wie Handtasche, hintere Hosentasche oder auch das Ablagefach zu Hause zu checken. Wenn dort die „Verlustsache“ immer noch nicht aufgefunden wird, führt der Weg unweigerlich zum Fundamt Bremen.

Fundamt Bremen
Rainer Mildner ist der Leiter des Fundamtes in Bremen. RM

In der heutigen Zeit ist das Fundamt Bremen auf vielen Wegen zu erreichen: direkt persönlich vor Ort, telefonisch oder digital. „Fundamt heißt es eher umgangssprachlich“, korrigiert mich im Gespräch jedoch gleich Referatsleiter Rainer Mildner mit einem leichten Lächeln. Die offizielle Bezeichnung lautet Referat 12 für Fundangelegenheiten und ist zugegebenermaßen etwas sperrig. Das Fundamt Bremen oder halt Referat 12 ist dem Ordnungsamt und damit dem Senator für Inneres untergeordnet.

Fundsachen ab einem Wert von 10 Euro sind anzeigepflichtig

Laut Bürgerlichem Gesetzbuch sind Finderinnen und Finder übrigens dazu angehalten, ihren Fund zu melden: „Alles über einem Wert von 10 Euro ist anzeigepflichtig“, erklärt Mildner dazu. Eine Fundmeldung kann dabei direkt nach telefonischer Anmeldung im Fundamt Bremen oder sofort bei der Polizei Bremen erfolgen. Mildner ist seit 2007 für das Referat zuständig und kümmert sich mit drei Kolleginnen und einem Auszubildenden um die anfallenden Fundsachen in der Hansestadt. „Wir haben viele Fahrräder und Regenschirme, aber auch Geldbörsen, Schlüssel und Smartphones“, berichtet er.

Fahrräder Fundamt Bremen
Das Lager im Fundamt Bremen ist prall gefüllt mit Fahrrädern. Fundamt Bremen

Die kurioseste Fundmeldung der vergangenen Jahre dürften wohl die 50 neuen Brautkleider auf der Autobahn darstellen: „Die standen in Folie eingepackt und mit Preisschildern sauber aufgereiht auf Garderobenständern an einer Raststelle in Bremen“, erzählt Mildner belustigt. Dieser außerordentliche Fund ließ sich in der Folge niemandem zuordnen und gelangte in eine Versteigerung. „Ich habe dann immer drei bis vier Stück zusammen für circa 500 bis 700 Euro versteigern können“, erklärt Mildner.

Meldet sich nämlich innerhalb einer gesetzlichen Verwahrpflicht von sechs Monaten niemand, der die Fundsache besitzt, geht sie entweder der Finderin oder dem Finder zu – oder wird von den Verantwortlichen nach vorhergehender Bekanntmachung bei einer öffentlichen Versteigerung veräußert. Übrigens: Alle in den Auktionen erzielten Einnahmen gehen an die Stadt Bremen. Selbst mitbieten darf der Leiter des Fundamtes dabei übrigens nicht. Vor der Corona-Pandemie brachten die regelmäßigen Versteigerungen des Fundamtes Bremen von nicht abgeholten Fundsachen circa 5000 bis 8000 Euro ein. „Wir wollen bald gern wieder damit starten, denn langsam werden unsere Lager immer voller“, sagt Mildner mit einem Blick auf die vielen Fahrräder.

Fundamt Bremen: Riesige Menge Gold im Küchenschrank

Ein weiterer wohl einzigartiger Vorfall ist der Fund einer großen Menge Gold in der Hansestadt. 2018 fand ein junger Familienvater aus Hemelingen in einer Schublade eines alten Küchenbüffets drei große Goldbarren. Die insgesamt 2,5 Kilogramm schweren Edelmetallbarren hatten damals einen Marktwert von knapp 83.500 Euro und lagen versteckt an der Rückwand des Auszuges. Das Küchenbüfett stammte aus einem Nachlass in Bremen-Nord, die wertvollen Fundstücke aus Gold konnte den Nachkommen eines verstorbenen Mannes übergeben werden.

Der Hemelinger Familienvater erhielt für seine Ehrlichkeit einen Finderlohn von rund 2500 Euro. Bei Fundsachen besteht nämlich ein gesetzlicher Anspruch auf Finderlohn, wenn der Besitzende seine Sache zurückbekommt: fünf Prozent bis zu einem Wert von 500 Euro und drei Prozent bei einem Wert, der über 500 Euro hinausgeht.

Verlustmeldungen sind online in wenigen Minuten erstellt

„Die Leute sind viel ehrlicher, als man denkt“, gibt Mildner zu Protokoll. Der Leiter des Fundamtes ist immer sehr gerührt, wenn es bei erfolgreicher Zuordnung der Fundsache zu schönen Momenten kommt. „Wenn der Ehering wieder auftaucht, machen wir natürlich Menschen glücklich“, erzählt er.

Verzweifelt Suchende können übrigens auch online eine Verlustmeldung aufgeben. „Betroffene erhalten dann automatisch eine Benachrichtigung, sobald ihre Sache im Fundamt vorliegt“, sagt Mildner. Wenn eine Fundsache genaue Hinweise auf eine Person enthält, geht laut dem Leiter des Fundamtes Bremen immer eine schriftliche Benachrichtigung an die amtlich hinterlegte Meldeadresse.

Fundbüro der BSAG mit saisonbedingten Fundstücken

Fundbüro BSAG
Die Regale im Fundbüro der BSAG sind mit Taschen und Rucksäcken gefüllt. BSAG

Sollte einmal etwas in einem Fahrzeug der BSAG verloren gehen, sollten sich Suchende zuerst an das Fundbüro der Bremer Straßenbahn AG an der Domsheide wenden. Sebastian Stemminger ist dort für die Fundsachen zuständig und berichtet, dass hauptsächlich Taschen, Mützen und Rucksäcke gefunden werden. „Unser ungewöhnlichstes Fundstück im Lager ist derzeit eine schwere Gartenpumpe“, berichtet Stemminger und prophezeit mit dem Wetterbericht im Hinterkopf, dass an diesem Tag „wohl viele Regenschirme in unseren Straßenbahnen und Bussen vergessen werden“.

Suchende können laut Stemminger auch direkt online nach ihren Stücken stöbern. Das erfolgreiche digitale System dahinter ist das Gleiche wie auch im Fundamt Bremen. „Wir haben daher oft Berührungspunkte mit dem Referat 12“, erzählt der BSAG-Mitarbeiter. Und auch er schätzt es an seiner Arbeit sehr, wenn Besitzer oder Besitzerinnen ihre Fundsachen wiederfinden: „Viele sind einfach total happy, dass sie ihre Sachen zurück haben“, sagt Stemminger über die Arbeit im Fundbüro der BSAG.

Suchende finden eventuell im Fundamt Bremen oder beim Fundbüro der BSAG ihre verlorenen Sachen wieder.

Autorenbild Tjark Worthmann

Von Tjark Worthmann

Ich fahre am liebsten mit der Vespa oder der Schwalbe durch unsere schöne Hansestadt und entdecke dabei immer wieder geheime Wege und versteckte Orte.

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