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Steffi Urban

Audiowalk zum Novemberpogrom in Bremen

Digitaler Stadtspaziergang erinnert an die jüdischen Opfer des Naziregimes

In der Serie „Offenes Ohr für den Stadtteil“ erkunden wir Bremen auf besondere Weise mithilfe von Audiowalks. Die Mischung aus Schnitzeljagd und Hörspiel ist spannend, interaktiv und informativ. Im dritten Teil geht es um die Geschichte des November-Pogroms 1938 in Bremen.

Fotos: Steffi Urban

Was thematisiert der Audiowalk?

Es ist ein dunkles Kapitel der Bremer Historie – eines, das aber nicht vergessen werden darf. In dem Audiowalk führt der versierte Stadtführer Joachim Bellgart die Zuhörerinnen und Zuhörer zurück zum 9. November 1938. Er zeichnet dabei an zehn Stationen in der Innenstadt das Leben und die Verfolgung von Bremer Jüdinnen und Juden nach. Dabei geht es ebenfalls um die Vorgeschichte und was danach geschah – auch anhand individueller Schicksale. Es geht außerdem um die Täter und ihre weitgehende Straffreiheit nach Ende des Nationalsozialismus.

Viele Spuren sind laut Joachim Bellgart in Bremen verschwunden oder zerstört. Die Geschehnisse der Zeit, speziell der Novemberpogrome, ebenfalls Reichskristallnacht, Kristallnacht und später Reichspogromnacht genannt, sowie die Verfolgung und Ermordung von Jüdinnen und Juden bleiben aber mahnend in Erinnerung – auch dank des Audiowalks.

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Audiowalk Bremen: Das Justizgebäude an der Domsheide ist eine Station. Dort berichtet Joachim Bellgart über Schrifttafeln, die von den Nazis verbannt wurden.
Diese Tafeln mit den zehn Geboten wurden zur Zeit der Nazidiktatur entfernt – weil diese Bezüge zur jüdischen Kultur herstellten.
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Das Rosenak-Haus ist die letzte Station des Audiowalks.
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In der Sögestraße erinnern Stolpersteine an das jüdische Geschäftsleben und die Opfer von Verfolgung und Ermordung.

Der Rundgang startet in der Obernstraße. Dort verweist der Stadtführer auf die jüdischen Inhaber und Inhaberinnen von Geschäften – und stellt dabei Bezüge zur Gegenwart her.  Eine weitere Station ist dann die Sögestraße. In dieser sind im Boden –  wie an vielen anderen Stellen in Bremen – sogenannte Stolpersteinen eingelassen. Sie erinnern an die Opfer des Naziregimes. Die nächsten Anlaufstellen sind zum Beispiel das Justizgebäude, die einstige Synagoge und als letzte Station das Rosenak-Haus. Dies war bis 1938 das jüdische Gemeindezentrum. Der Name geht auf den ersten Bremer Rabbiner Leopold Rosenak zurück.

Wie funktioniert der digitale Stadtrundgang?

Wer sich auf den Audiowalk begeben möchte, kann sich zum Beispiel die Audiodateien hier herunterladen. Diese können dann etwa auch offline abgespielt werden. Darüber hinaus gibt es eine Karte mit den Stationen zum Download.

Eine andere Möglichkeit ist, den digitalen Stadtrundgang mittels der Echoes-App zu absolvieren. Mit dieser werden die einzelnen Audiodateien direkt an den Standorten abgespielt. Je Station sind sie zwischen rund zweieinhalb und achteinhalb Minuten lang.

Wer hat den Audiowalk initiiert?

Der Audiowalk zum Novemberpogrom in Bremen ist ein Projekt von associazione delle talpe, einer Initiative gegen Antisemitismus. Es entstand 2020.

Joachim Bellgart ist in Bremen als Stadtführer tätig und bietet zahlreiche Führungen an. Dabei ist er unter anderem auf politische Themen spezialisiert.

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Autorenbild Steffi Urban

Von Steffi Urban

Vom Harz in die Hansestadt: Inzwischen lebe ich seit mehr als zehn Jahren in Bremen und entdecke mit Kamera und Klapprad immer noch tolle neue Ecken.

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