Das Erzählfestival Feuerspuren
Eine ganze Straße erstrahlt in hellem Licht
Die Lindenhofstraße in Gröpelingen verwandelt sich am 10. November 2024 in eine Bühne für das beliebte Festival der mehrsprachigen Erzählkunst. An über 20 Orten können Interessierte aller Altersklassen über 100 Erzählerinnen und Erzähler erleben. „Wo der Mut wohnt“ lautet das Motto des diesjährigen Internationalen Erzählfestivals Feuerspuren. Mut brauchen laut dem Veranstaltungsteam nicht nur die kleinen und großen Künstler und Künstlerinnen, die sich an zahlreichen Orten entlang der bekannten Lindenhofstraße präsentieren, sondern ebenso auch alle Menschen, um jeden Tag aufs Neue trotz Klimakrise und Krieg optimistisch in die Zukunft zu sehen.
Viele Geschichten erzählen vom Mut
Wer am Sonntagabend das Festival verlässt, wird wohl jede Menge Mut getankt haben. Dafür sorgen 100 Erzähler und Erzählerinnen, die an diesem zweiten Novemberwochenende rund 100 Geschichten vom Mut im Gepäck haben. „Sie zeigen, wie Mut die Welt verändern kann“, sagt die Organisatorin und künstlerische Leiterin Julia Klein, die das Festival seit 2007 begleitet. „Damals waren acht Erzählstationen am Start, heute sind es über 15“, berichtet sie. Die Orte können dabei Waschsalon, Nagelstudio und auch Bibliothek sein, an denen rund um die Uhr das Motto des Festivals hörbar und erlebbar gemacht wird.
Lindenhofstraße wird für einen Tag zur Flanier- und Kunstmeile
Zwischen den Stationen gibt es Kunst zu bestaunen: Lichtobjekte, Laternen und Feuershows, die zu einem Gesamtkunstwerk verschmelzen und einen dunklen Novembertag mit Licht erhellen. „Die Lindenhofstraße wird an diesem Nachmittag zur Flaniermeile und Bühne. Je nach Tageslicht werden hier ganz verschiedene Stimmungen eingefangen und spürbar. Zieht die Dunkelheit hoch, beginnen die Lichtobjekte zu leuchten. Das ist immer ein ganz besonderer Moment“, sagt Andrea Munjic, Mitarbeiterin in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei Kultur Vor Ort e.V. Der Bremer Verein steht gemeinsam mit dem Bürgerhaus Oslebshausen e.V. neben zahlreichen Sponsoren als Veranstalter hinter dem Festival.
Amateure und Profis gemeinsam auf den Bühnen in Gröpelingen
Spannend und abwechslungsreich werden die Feuerspuren für Groß und Klein, denn alle können hier Geschichten hören, Darbietungen genießen, etwas essen und Menschen treffen. „Wir freuen uns auf einen tollen Nachmittag für Erwachsene und Kinder“, sagt Munjic. Besonders aber freuen sich die beiden Organisatorinnen darüber, dass einige neue Gruppen wie der Martinsclub mit dem inklusiven Improtheater und die Young adults des NaturKultur e.V. in diesem Jahr mit an Bord sind. Außerdem werden zusätzlich zur bisherigen Sprachenvielfalt noch weitere Sprachen wie Koreanisch und die deutsche Gebärdensprache mit dabei sein.
Farbenfrohes Festival – so bunt wie der Stadtteil im Bremer Westen
Menschen mit Wurzeln in der ganzen Welt leben in Gröpelingen und machen diesen Stadtteil so bunt und einzigartig. „Bei den Feuerspuren werden Geschichten auf Spanisch, Türkisch, Bulgarisch, Niederländisch, Russisch, Englisch, Farsi, Hoch- und Plattdeutsch, Arabisch sowie Kurdisch und ab jetzt auch auf Koreanisch erzählt“, berichtet Klein weiter. „Ob solo, im Tandem oder in der Gruppe, ob ein- oder mehrsprachig – wer aufmerksam zuhört und zuschaut, versteht die Geschichten und kann sich anderssprachige Teile durch Stimmungen, Gesten und Zusammenhänge gut erschließen“, unterstreicht Munjic. Mit Gesten beschreiben die Künstlerinnen und Künstler einzelne Worte. So stehen ausgebreitete Arme, die nach oben und unten gehen, beispielsweise für die auf- und untergehende Sonne.
Kostenlose Veranstaltungen beim Erzählfestival
Auf eine traditionelle koreanische Geschichte vom Tiger und Hasen können sich große und kleine Gäste freuen. Soogi Kang erzählt dann um 15.50 Uhr in der Erzähl-Jurte auf Deutsch und in ihrer Muttersprache Koreanisch diese überlieferte Geschichte und untermalt sie mit koreanischem Gesang. Drittklässler und Drittklässlerinnen des Theaterprojekts „Wo der Mut wohnt“ führen ihre Mut-Geschichten in der Bibliothek Gröpelingen auf. Eröffnet wird das Festival mit der „Langen Nacht des Erzählens“. Die Veranstaltung ist jedoch bereits ausgebucht. Alle weiteren Veranstaltungen am Sonntag in der Lindenhofstraße sind kostenlos. Der Einlass erfolgt bis zum Beginn der Performance der Erzählerinnen und Erzähler. Mit einem ab der Werftarbeiter/Grüne Dockstraße startenden Laternenumzug um 18 Uhr enden die Feuerspuren. Den krönenden Abschluss findet das Festival dabei auf dem Bibliotheksplatz.
Lange Historie: 30 Jahre Feuerspuren
Seit 1994 finden die Feuerspuren jährlich statt. Vor 30 Jahren wurde zunächst ein theatral inszenierter Lichterumzug mit Geschichten rund um Feuer und Licht, Liebe und Streit, Versöhnung und Zusammenhalt für den internationalen und multireligiösen Stadtteil Gröpelingen ins Leben gerufen. Damit wurde eine Veranstaltung geschaffen, die als Gegenentwurf zu den traditionell christlichen Martinsumzügen stand. 2007 wurde der Lichterumzug in das heutige Erzählfestival auf der Straße verwandelt. Der Name, die Feuershows, das Laternelaufen und die Musik sind erhalten geblieben.
Autorin: Daniela Conrady
Weitere Informationen und das gesamte Programm gibt es auf der Internetseite des Festivals Feuerspuren.