ZwischenZeitZentrale Bremen weckt schlafende Orte
Alten Gebäuden neues Leben einhauchen
Kein Licht im Fenster. Ein Vorhängeschloss vor der Tür. Grünes Gras überwuchert die gepflasterte Einfahrt. Ein klarer Fall für die ZwischenZeitZentrale (ZZZ). Dieses Projekt in Bremen weckt nach eigener Aussage seit 2009 „schlafende Häuser und schafft Entstehungsorte“. Wir konnten im Gespräch mit einem der Initiatoren mehr über die spannende Arbeit in der Hansestadt erfahren.
Oliver Hasemann ist Raumplaner und steht zusammen mit dem Architekten Daniel Schnier hinter dem Projekt ZZZ. Seit 2016 geben die beiden ungenutzten Gebäuden oder Geländen in der Stadt eine zweite Hoffnung. Sie entwickeln dabei immer jeweils passende Konzepte für eine Zwischennutzung und verwalten die zu vermietenden Objekte – entweder bis das betreffende Haus abgerissen wird oder das Grundstück einem neuen Zweck dient. „Wir entdecken alte Orte und bringen dort Leben rein“, fasst er die tägliche Arbeit der ZwischenZeitZentrale in wenigen Worten zusammen. Die beiden organisieren zusammen außerdem im Autonomen Architektur Atelier (AAA) Projekte und Aktionen an der Schnittstelle von Kunst und Stadtentwicklung.
Bürogebäude der ZwischenZeitZentrale in ehemaliger Wurstfabrik
Ursprünglich 2009 als Pilotprojekt der nationalen Stadtentwicklungspolitik des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung gestartet, trägt die ZwischenZeitZentrale sich inzwischen einzig aus Mitteln der Freien Hansestadt Bremen. Das Büro befindet sich derzeit sogar in einem eigenen Projekt der ZZZ: Das sogenannte „Wurst-Case“ in der ehemaligen Wurstwarenfabrik der Firma Könecke liegt im Bremer Stadtteil Hemelingen. Das fünfstöckige Gebäude stand nach der Aufgabe der Geschäftstätigkeiten in Bremen im Januar 2012 komplett leer. Die Büroetagen befanden sich jedoch noch in einem guten Zustand. So teilte die ZwischenZeitZentrale kurzerhand die Flächen auf, vermietete sie nach und nach zu günstigen Preisen – und zog dann kurzerhand ebenfalls in den Bürotrakt mit ein.
Monatlich circa 6,50 Euro pro Quadratmeter kosten die Räumlichkeiten inklusive Heizung und Sanitäranlagen. Die Zukunft des Areals am Sebaldsbrücker Bahnhof ist derzeit jedoch unklar. Bis dahin sorgen die vielfältigen Interessen und Beschäftigungen der Mietsparteien jedoch für eine Menge Leben auf dem Gelände. „Was aber am Ende mit dem Grundstück passiert, ist nicht raus“, berichtet Hasemann über die Perspektive des Zwischennutzungskonzeptes „Wurst-Case“.
Galopprennbahn bietet Möglichkeiten zur Zwischennutzung
An vielen weiteren Orten der Stadt finden sich Objekte der ZZZ: Die Galopprennbahn Bremen ist dabei eines der derzeit bekanntesten. Bis klar ist, was aus dem großen Areal zukünftig wird, ist eine langfristige Zwischennutzung geplant. Eine Befragung der Bürgerinnen und Bürger verhinderte vor einiger Zeit nämlich die geplante Bebauung der Fläche. Nun sollen ein runder Tisch der senatorischen Ressorts, der lokalen Wirtschaft, der Bürgerinitiative, Lokalpolitik und Ortsamt sowie weitere Interessenverbände die Zügel in der Hand halten und Vorschläge der ZZZ den Weg vorgeben. Die Zwischennutzung der Rennbahn ist dabei in einen langfristigen Prozess eingebettet. Und auch Bürgerinnen und Bürger können zukünftig mitentscheiden, was auf dem „Galop de Porc“ passieren wird.
Impulse für die Stadtentwicklung liefern
„Wir möchten Raum für spontane Ideen sowie kreative Formate geben“, sagt Hasemann. „Neue Impulse könnten so innovative Formen der Stadtentwicklung ermöglichen“, erklärt der diplomierte Raumplaner. Die Zwischennutzungen an vielen Orten in der Stadt bieten dabei auch eine Stärkung der Kultur- und Kreativwirtschaft: Lokale Bands erhalten Proberäume und kreative Kunstschaffende Ateliers und Platz. „Wir haben zwar derzeit mehr Anfragen als Flächen“, berichtet Hasemann aus dem Alltag, „doch Interessierte können sich gern mit ihren Ideen und Projekten bei uns melden.“ Und Besitzerinnen und Besitzer von stillgelegten Industrieflächen oder anderweitig ungenutzten Objekten ermutigt der Verantwortliche ebenso zu einer Meldung bei der ZZZ: „Alte Gemäuer bieten oft noch viele Chancen und Potenziale“, sagt er. Und Hasemann spricht dabei aus Erfahrung.
Die ZwischenZeitZentrale (ZZZ) ist ein Projekt der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa, der Senatorin für Klimaschutz, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau, des Senators für Finanzen und des Senators für Kultur. Mehr Informationen erhalten Interessierte auf dieser Seite.