Stadtteilspaziergang: Mit offenen Augen durch die Natur
Naturlehr- und Erlebnispfad im Stadtwald
Durch die Nachbarschaft schlendern und dabei interessante und unbekannte Ecken erkunden: Wir stellen Strecken vor, die einen Stadtteilspaziergang zu etwas Besonderem machen. In Schwachhausen gehen wir an einen beliebten Ort – dem Stadtwald. Dort gibt es bei genauerer Betrachtung viel zu entdecken.
Fotos: Linda Bussmann/Bürgerparkverein Bremen (1)
Die Vögel zwitschern, Mücken schwirren umher, und ein Reh huscht scheu hinter den nächsten Baum. Nicht nur Menschen fühlen sich im Stadtwald wohl und nutzen diesen als beliebtes Ausflugsziel. Die grüne Oase ist zusammen mit dem Bürgerpark Bremens größte zusammenhängende Parkanlage. Daher gibt es dort sehr viel zu erkunden.
Stadtteilspaziergang im Schwachhausen: Naturlehr- und Erlebnispfad
Manch einer ist im Stadtwald vielleicht schon des Öfteren über Schautafeln gestolpert. Sie bieten Familien und Interessierten die Gelegenheit, einmal mehr über Flora und Fauna im Stadtteil Schwachhausen zu erfahren. Es handelt sich dabei um den Naturlehr- und Erlebnispfad, der insgesamt über 15 Stationen plus drei weitere Anlaufpunkte verfügt. Diese informieren über Pflanzen, Tiere und ihre Lebensräume. Zudem werden ökologische Zusammenhänge erklärt, einige Tafeln animieren zum Ausprobieren.
Los geht es direkt am Parkplatz zur Finnbahn. Eine große Informationstafel gewährt einen Blick auf alle Stationen und die Wege, die Interessierte absolvieren können. Ein Stadtteilspaziergang bietet sich natürlich an, um auch einmal links und rechts den Blick schweifen zu lassen. Mit dem Fahrrad können alle Stationen ebenfalls angefahren werden – sogar Abkürzungen sind möglich. So ist der Pfad drei Kilometer lang – die Abkürzung 1,5 Kilometer. Wegweiser mit einem Entensymbol zeigen die Richtung an.
„Das Ganze dauert schon rund drei Stunden, wenn ich alle Stationen ablaufe“, erklärt Ulrike Graf vom Bürgerparkverein, die jährlich zwischen 2000 bis 2200 Kinder aus Kindergartengruppen und Schulen im Stadtwald unterrichtet. Die Lehrerin für Umweltbildung hat den Pfad 1999 zu dem Zweck mitentwickelt, Interessierten die Natur noch näher zu bringen und um Fragen zu beantworten.
Bei einem Stadtteilspaziergang entdecken, lernen und beobachten
Was ist eine Benjeshecke? Wer lebt in den verschiedenen Stockwerken eines Baumes? Welche Tiere sind in den unterschiedlichen Lebensräumen im Wald zu finden? Jede Station hat ihren Schwerpunkt. Als vor mehr als 20 Jahren der Pfad in Zusammenarbeit mit der Landesjägerschaft Bremen und durch das Engagement viele Sponsorinnen und Sponsoren ermöglicht wurde, hat sich der Weg aus den Begebenheiten im Stadtwald ergeben – nicht anders herum.
„Es war uns wichtig, etwas anzubieten, an dem alle Spaß haben“, erklärt Graf. „Die Schwierigkeit bestand darin, es so hinzukriegen, dass man viele Altersgruppen anspricht.“ Und daher lautete das Ziel nicht, einfach nur Tafeln mit Informationen hinzustellen. Die Natur soll mit allen Sinnen erfahren werden. So können zum Beispiel Interessierte mit einer Lupe Wasserlebewesen beobachten (Station 1) und mit einem „Waldxylophon“ ausprobieren, ob Holz immer gleich klingt (Station 3). Auf einem Fußpfad (Station 10) lassen sich zudem verschiedene Materialien erfühlen.
Entdeckungen am Wegesrand
Mit ein bisschen Glück zeigen sich beim Stadtteilspaziergang die scheuen Tiere des Stadtwaldes. Seit ein paar Wochen ist zum Beispiel immer wieder eine Schildkröte im Stadtwaldsee zu beobachten, die auf sich auf einem Baumstamm sonnt. So schön sie auch anzusehen ist – vermutlich steckt eine traurige Geschichte dahinter: „Das Tier muss ausgesetzt worden sein“, vermutet Ulrike Graf, die die Schildkröte selbst noch nicht gesehen hat. Nicht unbekannt dagegen sind Vogelarten wie das Blässhuhn, auch Blässralle genannt, und ein Reiher, die sich am See heimisch fühlen.
Etwas abseits vom Naturlehr- und Erlebnispfad ist ein umgestürzter Baum zum Magnet für Kinder geworden. Ein Abstecher über die Fritz-Hollweg-Brücke ist nötig, um zu diesem Exemplar zu kommen, das inmitten des Waldes liegt. Der Baum lebt und wächst weiter – und das schon seit vielen Jahren. Er trägt den liebevollen Namen „Schlafender Riese“.
Es lohnt sich, bei einem Stadtteilspaziergang mit offenen Augen durch den Stadtwald zu laufen. Die Natur wird einfach nie langweilig!