
Ein kleiner wilder Garten
Bei Claudia Werner in Kattenesch grünt und blüht es
Der Anblick von Blumen und ihr Duft sorgen für eine besondere Atmosphäre in einem Haus oder einer Wohnung – ganz gleich, ob diese als Strauß gebunden sind oder als einzelne Blüten dekoriert werden. Schnittblumen kaufen die meisten Menschen bisher im Blumenladen, auf dem Markt oder im Supermarkt. Meist gibt es dort das ganze Jahr über die gleichen Sorten. Sie haben oft eine lange Reise hinter sich und sind mit Pestiziden behandelt. Geht es auch anders? Diese Frage hat sich Claudia Werner aus Kattenesch gestellt.
Slowflower-Bewegung setzt auf Nachhaltigkeit

Die Hobby-Gärtnerin hat sich schon früher mit dem biologischen Anbau von Gemüse auseinandergesetzt und sich und ihre Familie viele Jahre fast ausschließlich selbst versorgt. Ihr kleiner wilder Garten war für sie ein Ort zum Entspannen, Experimentieren und Ernten. „Wild, weil wir nie Zeit zum Jäten hatten“, sagt Claudia Werner lachend. Sie hat schon damals gern Sträuße aus ihren Gartenblumen gebunden. 2020 hat sie ihr Hobby zum Beruf gemacht. Aus ihrem kleinen wilden Garten entstand ein Unternehmen. Als Mitglied der Slowflower-Bewegung legt sie dabei Wert auf Klimaschutz und baut ihre Schnittblumen saisonal, regional und nachhaltig an.
Schnittblumen frei von Pestiziden und Giften: Das ist nämlich das Ziel der Slowflower-Bewegung. Menschen aus dem Blumenanbau und dem Floristikhandwerk haben sich zu einer Initiative zusammengeschlossen, die mit den Geschenken der Natur verantwortungsvoll umgehen und das Klima schützen wollen. Zweimal im Jahr treffen sie sich, um über Erfahrungen und Wissen zu sprechen und voneinander zu lernen.
Bald sind die Sommerblumen da

Auf 1600 Quadratmetern blühen im Schwarmer Weg 5 in Kattenesch momentan vor allem Rosen. „Jetzt ist Rosenzeit“, sagt die Gärtnerin schwärmerisch. Sie liebt Rosen. Aber auch Levkojen, Rittersporn, Kornblumen, Wilde Möhre und verschiedene Gräser wachsen hier um die Wette. Manch alte Blumenart feiert ihr Comeback und verhilft ihren Blumensträußen zu besonderen Arrangements. „Bis vor Kurzem gab es tolle Ranunkeln. Demnächst kommen dann die Sommerblumen, die wir gerade ins Beet pflanzen“, berichtet die Gärtnerin.
„Ich gehe mit der Natur. Jede Blume hat ihre Zeit im Jahr. Das sorgt für Abwechslung“, sagt Werner. „Viele Menschen kennen alte Blumenarten wie die Wilde Möhre gar nicht mehr, weil sie einfach in Vergessenheit geraten sind.“ Sie arrangiert diese Sorten zu wunderschönen Sträußen, die der Jahreszeit entsprechen. Sind die Rosen verblüht, kommen die Sonnenblumen an die Reihe, im Herbst dann die Astern und die Fette Henne. Und auch im Winter ist es nicht so trist und grau, wie es oft auf den ersten Blick erscheint. „Man muss die kleinen Wunder nur sehen. Wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht, bemerkt man auch in der kalten Jahreszeit noch viel Schönes wie eingetrocknete Beeren oder Ilexzweige. Auch braune Farne haben ihren ganz eigenen Charme“, betont Werner, die sich jeden Tag aufs Neue freut, um 5 Uhr morgens für ihre Pflanzen aufzustehen. „Ich liebe es, in der Natur zu arbeiten. Dafür stehe ich gern zeitig auf. Im Winter ist das dann wieder anders, dann kann ich ausschlafen.“
Gärtnerin fordert Umdenken beim Anbau von Blumen

Statt Pestiziden und anderen Giften setzt Werner auf die Mittel aus der Natur. „Wenn es notwendig ist, setze ich einen Sud aus Brennesseln oder Schachtelhalm an, um die Pflanzen zu stärken“, erklärt Claudia Werner. Ein guter Umgang mit dem Boden ist ihr wichtig. Anzuchterde muss torffrei sein. Statt umweltschädlichem Steckschaum stellt sie Unterlagen für Kränze aus Weingeflecht und Moos her, die sich ebenso gut wässern lassen. „Man muss nur kreativ sein und ein wenig ausprobieren, dann findet man Alternativen“, berichtigt die Gärtnerin. Bei den Treffen der Slowflower-Bewegung gibt es dazu Anregungen und Erfahrungen der anderen Mitglieder.
Nun sei nur noch das Umdenken bei den Menschen notwendig. „Über die Herkunft und Anbauweise von Lebensmitteln wird nachgedacht, aber bei Blumen ist das leider noch nicht in den Köpfen verankert“, sagt Werner, die gern in dieser Hinsicht zur Aufklärung beiträgt. Immer montags und donnerstags liefert sie ihre frisch gebundenen Sträuße übrigens in Bremen aus. Wer auf der Suche nach einem besonderen Blumenarrangement aus Blüten der Saison ist, wird in der Füllerei Findorff, im Oecotop Neustadt oder im Oecotop Schwachhausen fündig. „Meine Blumen kommen frisch vom Feld. Sie sind weder gespritzt noch anderweitig behandelt. Und sie haben keine lange Reise hinter sich, das macht sie haltbarer“, erklärt die Gärtnerin. „Ich finde, wir müssen uns mehr darauf besinnen, es gut zu machen. Auch wenn es manchmal nicht einfach ist. Meiner Meinung nach sollte beim Anbau von Blumen auf das gleiche wie beim Anbau von Gemüse geachtet werden“, findet Werner.
Autorin: Daniela Conrady
Schnittblumen bietet Claudia Werner neben gebundenen Blumensträußen immer freitags von 15 Uhr bis 18 Uhr in ihrem Kleinen Wilden Laden im Garten im Schwarmer Weg 5 in Kattenesch zum Verkauf an. An Wochenenden findet man die leidenschaftliche Gärtnerin oft mit ihren Schnittblumen der Saison auf umliegenden Märkten wie am 22. September im Kreismuseum Syke beim Pflanzen- und Bauernmarkt.
Weitere Infos gibt es unter: www.kleinerwildergarten.de und www.slowflower-bewegung.de.