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Polizei – Verkehrskontrolle
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Bindeglied zwischen der Polizei und den Menschen im Stadtteil

Hannes Leefers berichtet von seinem Beruf als Kontaktpolizist in Obervieland

Hannes Leefers ist ein KOP in Obervieland. Die Abkürzung steht für Kontaktpolizeibeamte. Sie stehen dabei als Bindeglied zwischen den Bürgerinnen und Bürgern sowie der Polizei, sind für Präventionsarbeit zuständig und haben immer ein offenes Ohr für die Menschen in ihrem Stadtteil. Auf SPOT berichtet Hannes Leefers aus seinem Arbeitsalltag.

Könnten Sie bitte kurz den normalen Tagesablauf in Ihrem Aufgabengebiet als Kontaktpolizist beschreiben?

Kontaktpolizist Hannes Leefers
Hannes Leefers ist seit über 21 Jahren Kontaktpolizist in Habenhausen. Polizei Bremen

Hannes Leefers: Ich betreue im Stadtteil Obervieland den Ortsteil Habenhausen. Dieser hebt sich durch folgende Besonderheiten hervor, die mein Aufgabenfeld bestimmen. Es gibt in Habenhausen vier Schulen, fünf Kindergärten, eine Unterkunft für unbegleitete, minderjährige Ausländerinnen und Ausländer, Alten- und Jugendeinrichtungen, zwei SOS-Kinderwohngruppen, ein kleines Einkaufszentrum, Handel, Industrie und soziale sowie kirchliche Einrichtungen.

Einen „normalen Tagesablauf“ zu beschreiben, ist eigentlich nicht möglich, da kein Tagesablauf dem anderen gleicht. Die Wünsche der Bürgerinnen und Bürger sowie die Einsatzlage des vergangenen und des laufenden Tages bestimmen den Ablauf. Ein Tag ohne Besonderheiten beginnt mit einem Besuch in beiden weiterführenden Schulen, eventuell auch in den Grundschulen. Hier geht es um Informationsgewinnung in Gesprächen mit Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern. Dazu kommen das Führen von Normen-verdeutlichenden Gesprächen beziehungsweise das Fertigen von Strafanzeigen unter Einbeziehung der Eltern bei Konflikten in der Schule und das Erarbeiten von Verhaltensregeln für die Zukunft. Weitere Angebote sind, dass wir Einbruchsopfer aufsuchen, Sicherheitsberatungen durchführen und Hilfsmöglichkeiten bei schweren Victimisierungen anbieten.


„Es gibt Tage, die komplett ausgebucht sind.“


Verkehrserziehung
Verkehrserziehung ist Teil des Berufs der Kontaktpolizisten und -polizistinnen. User21473825/Freepik.com

Der Besuch der Ausländerwohneinrichtungen gehört zum Alltag – inklusive Beratungen für Jugendliche und Betreuende sowie die strafrechtliche Abarbeitung von Delikten. Ansprechbarkeit in Einkaufszentren und an öffentlich stark frequentierten Orten sind weiterhin sehr wichtig. Das Abarbeiten von Nachbarschaftsstreitigkeiten nimmt ebenfalls viel Zeit in Anspruch. Dazu kommen noch Berichterstattung und eventuell auch Ermittlungen und Amtshandlungen für andere Behörden. Es gibt zudem Tage, die komplett ausgebucht sind: beispielsweise mit Workshops in den Schulen – etwa zu Gewaltprävention, Zivilcourage und Fahrradausbildung – sowie frühkindliche Verkehrsprävention in Kindergärten und nachmittags mit Veranstaltungen in Alteneinrichtungen.

Wie viele Anfragen erreichen Sie persönlich im Monat?

Hannes Leefers: Im Durchschnitt dürften mich als KOP täglich zwischen sieben und zehn Anrufe erreichen. Behörden, Personen aus dem Netzwerk und die meisten Bürgerinnen und Bürger besitzen Visitenkarten ihres KOPs und rufen direkt an.


Häufige Anfragen zu Erziehung und Straßenverkehr


Straßenverkehr
Die KOPs beantworten häufig Anfragen rund um den Straßenverkehr. Wirestock/Freepik.com

Was sind die häufigsten Fragestellungen?

Hannes Leefers: Die häufigsten Anfragen liegen bei mir in den Bereichen Schule und Erziehung, Fragen zum Straßenverkehr, Hinweise auf unklare Ausschilderungen und Änderung von Ampelschaltungen. Aber es gibt auch Fragen wie: „Ich habe da etwas beobachtet und weiß nicht, ob ich mich mit der Frage lächerlich mache.“

Was war die kurioseste Frage in Ihrer Berufslaufbahn?

Hannes Leefers: Die kurioseste Frage stellte einmal ein Kind in der ersten Klasse. Er war sehr interessiert, sagte aber im Unterricht kein Wort. Nach Ende der Stunde, als bereits alle Kinder den Raum verlassen hatten, traute es sich, kam zu mir, berührte schüchtern meine Uniformjacke und stellte folgende Frage: „Herr Leefers, kannst du nächste Woche mal mein Papa sein?“ Durch das schnelle Eingreifen der Lehrerin, die den Jungen sofort in die Pause schickte, blieb mir die Antwort erspart.


„Manches hat graue Haare hinterlassen.“


Haben Sie auch bereits einmal schlechte Erfahrungen gemacht?

Hannes Leefers: Nach über 46 Dienstjahren bei der Polizei, davon 42 Jahre am Revier Obervieland und über 21 Jahren Dienst als Kontaktpolizist in Habenhausen, gab es gelegentlich auch schlechte Erfahrungen. Es war manchmal schwer, wenn man mit ansehen musste, wie ein Mensch trotz aller meiner Maßnahmen und Gespräche in die Drogensucht abrutscht und man keine Chance mehr hat, ihn zu halten. Das Schönste, manchmal aber auch der Fluch für einen KOP, ist, dass er immer näher an den Menschen in seinem Stadtteil – speziell an den Schülern und Schülerinnen – ist als der „normale Streifenpolizist“.

Besonders stark hat mir die Ermordung einer Schülerin zugesetzt, eben weil ich sie kannte und sie durch viele Schuljahre begleitet hatte. Die Trauerfeier sowie die Arbeit mit der Familie haben schon graue Haare hinterlassen.


„Für viele war ich als KOP erstmals ein Gesicht für die Institution Polizei.“


Einbruchschutz
Straftaten zu verhindern – etwa durch Einbruchschutz – ist Hannes Leefers sowie seinen Kolleginnen und Kollegen wichtig. Sebdeck/Freepik.com

Welche Wichtigkeit hat Ihre Aufgabe im Stadtteil?

Hannes Leefers: Der Kontaktpolizist beziehungsweise die Kontaktpolizistin ist ein Teil des Netzwerks im Stadtteil. Er oder sie kennt Problemfamilien und viele Problemfelder. Ein KOP, der nicht nur in sein Amt gerufen wurde, sondern sich dazu berufen fühlt, kann seinen Ortsteil formen. Für viele Bürgerinnen und Bürger war ich als KOP erstmals ein Gesicht für die Institution Polizei. Ich sehe einen engagierten KOP als extrem wichtig für den Stadtteil an. Das bedeutet für mich auch oftmals, dass der Dienst nicht nach acht Stunden endet, sondern dass häufig Überstunden anfallen, wenn ich ein Schadenereignis dadurch vereiteln oder eine straffällige Person von der Begehung einer weiteren, schweren Straftat abbringen kann.


„Wichtig sind Zusammenarbeit, Menschlichkeit, Vertrauen und vor allem Ehrlichkeit.“


Was wären Ihre Wünsche an die Bevölkerung?

Hannes Leefers: Ich wünsche mir von der Bevölkerung Ehrlichkeit und Vertrauen in die Polizei und in ihren KOP. Zusammenarbeit ist wichtig, Menschlichkeit, Vertrauen und vor allem Ehrlichkeit. Unsere Bürgerinnen und Bürger sind die Augen der Polizei, der Polizist selbst ist fast immer wie ein getauchtes U-Boot. Das Periskop ist die Bevölkerung. Ich wünsche meinem Nachfolger die gleiche Chance in Habenhausen, wie ich sie erfahren durfte.

Wenden Sie sich immer gerne mit Fragen an uns. Helfen Sie uns, ein sicheres Zusammenleben zu ermöglichen. In diesem Sinne wünsche ich allen frohe Festtage, Gesundheit und ein etwas anderes Jahr 2021.

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Autorenbild Tjark Worthmann

Von Tjark Worthmann

Ich fahre am liebsten mit der Vespa oder der Schwalbe durch unsere schöne Hansestadt und entdecke dabei immer wieder geheime Wege und versteckte Orte.

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