Innere Mission Bremen: Hilfe für Menschen in Not
Der Verein feiert 2024 seinen 175. Geburtstag
Seit 175 Jahren stehen hilfesuchende Menschen beim Verein für Innere Mission Bremen im Fokus ihres Handelns. Die Aufgabe der Mitarbeitenden orientiert sich damals wie heute an den christlichen Werten. „Aus diesem Verständnis heraus halten wir zahlreiche Hilfeleistungen für unseren Nächsten vor“, sagt Ute Schneider-Smietana, Vorstandssprecherin und diakonische Vorständin des Vereins. Ziel ist es, diesen Menschen Perspektiven aufzuzeigen und sie auf ihrem Weg zu begleiten.
Im Wandel der Zeit
„Die gesellschaftlichen Herausforderungen sind geblieben, aber die Problemlagen mittlerweile komplexer geworden. Wir stellen uns diesen und sind uns der Verantwortung für die Menschen bewusst“, sagt Ute Schneider-Smietana. Allerdings habe sich die Art der Arbeit im Laufe der Jahre verändert – sie sei heute professioneller und von einer hohen Fachlichkeit geprägt. „Der Wunsch zu helfen bildet aber nach wie vor die Klammer zu den Anfängen“, betont sie weiter. Die stärker werdende Ökonomisierung stelle bei der Finanzierung bestimmter Angebote hierbei eine Herausforderung dar.
Ohne Ehrenamt geht es nicht
Nur durch das Engagement der rund 300 Ehrenamtlichen können manche Angebote wie der Sozial-Kleiderladen „Anziehungspunkt“ oder die Secondhand-Boutique „BemerkensWert!“ aufrechterhalten werden. „Auch im Hospizbereich ist die ehrenamtliche Mitarbeit nicht wegzudenken“, betont die Vorständin. Rund 670 Mitarbeitende, die sich um die unterschiedlichen Bedürfnisse ihrer Mitmenschen kümmern, beschäftigt die Innere Mission Bremen fest im Jahr 2024.
Vielfältige Problemstellungen – breites Angebotsspektrum
Beratung, Beschäftigung und verschiedene Hilfen bietet die Innere Mission Bremen für Menschen jedes Alters unabhängig von Konfession und Herkunft an – und das stationär, teilstationär sowie ambulant. Dazu gehören die Bereiche Beratung, Beschäftigung, Flucht und Migration, psychosoziale Hilfen, Wohnungslosenhilfe sowie spezielle Angebote für Kinder und Jugendliche. Die ambulante Pflege, die ambulante Palliativversorgung und die stationäre Hospizarbeit sind in drei separaten Tochtergesellschaften organisiert.
Wem hilft der Verein?
Wenn beispielsweise Menschen ein Verlust der Wohnung droht, können sich diese an die Innere Mission Bremen wenden. Aber auch Personen, die bereits auf der Straße leben, erhalten dort Hilfe. Die Streetworkteams der Wohnungslosenhilfe sind täglich im Einsatz und an den bekannten Szenetreffs und Anlaufstellen in der Stadt zu finden. Sie suchen den regelmäßigen Kontakt, bauen Vertrauen auf und bieten Hilfe an. „Die Anfrage muss aber letztendlich immer vom Hilfesuchenden ausgehen. Wir können nur Türen öffnen“, erklärt Ute Schneider-Smietana. Oft komme der Erstkontakt über die Einladung zu einem Kaffee oder einer Suppenterrine zustande.
Frauen stehen das „Frauenzimmer“ und der „Frauenraum“ offen. In Ersterem finden wohnungslose Frauen Zuflucht, genau wie solche mit wenig Geld und diejenigen, die nicht wissen, wohin sie sollen. Männern bietet das „Café Papagei“ einen ähnlichen Anlaufpunkt. Im „Frauenraum EigenArt“ geht es um den Austausch miteinander und um kreative Angebote. Dort können Frauen mit und ohne Psychiatrieerfahrung jederzeit ohne Anmeldung zusammenkommen. Laut Ute Schneider-Smietana erkenne man an der guten Resonanz die Bedeutung solcher geschützten Räume.
Dies alles ist aber nur ein kleiner Teil der bestehenden Angebotspalette. Darüber hinaus gibt es weitere, die speziell für Menschen mit psychosozialer Unterstützung, mit Beratungsbedarf oder auch bei Langzeitarbeitslosigkeit vorgehalten werden. Dazu zählen etwa verschiedene Treffpunkte, Wohnhäuser und strukturierende Beschäftigungsangebote.
175 Jahre im Einsatz für notleidende Menschen
Die wachrüttelnde Rede, die der Hamburger Theologe Johann Hinrich Wichern im Januar 1849 in der ehemaligen Gelehrtenschule (heutiges Humanistisches Gymnasium) hielt, gab den Ausschlag für die Gründung des Vereins für Innere Mission. Rund 60 Bremer Frauen und Männer taten sich mit dem Ziel zusammen, sich intensiv für notleidende Personen in Bremen einzusetzen. Der Fokus lag neben dem diakonischen Gedanken darauf, den Menschen das Evangelium nahezubringen.
Ein großer Geburtstag – das muss gefeiert werden
Zum Geburtstag bietet sich allen Interessierten über das gesamte laufende Jahr ein buntes Veranstaltungsprogramm. Begonnen hat das Jubiläumsjahr mit einem Festgottesdienst im Februar. Als Nächstes steht ein gemeinsames Mittagessen auf dem Platz vor und neben der Kirche Unser Lieben Frauen (Schoppensteel) in der Bremer Innenstadt auf dem Programm. Dann lädt die Innere Mission zu „Mahlzeit zusammen! – Mittagessen für Leib und Seele“ ein und schafft damit am Donnerstag, 20. Juni 2024, zwischen 12 und 14 Uhr Raum für Begegnungen beim gemeinsamen Mittagessen. Serviert wird eine typische Bremer Spezialität.
Enden wird das Jubiläumsjahr dann am Sonntag, 24. November 2024, mit einem Gedenkgottesdienst für verstorbene Wohnungslose in der Kapelle auf dem Waller Friedhof.
Autorin: Daniela Conrady
Dieser Beitrag ist Teil unseres Themenspecials „Vereine in Bremen“. Sind Sie interessiert an mehr Artikeln dieser Art? Schauen Sie sich unsere Sammlung von Beiträgen rund ums Thema an.