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Tjark Worthmann

Stadtteilköpfe: Gemeinschaft und Zusammenhalt

Die Bremer DLRG unterhält die Station am Werdersee

Es gibt besondere Menschen und Institutionen im Stadtteil. Sie fallen auf, weil sie besonders präsent sind, sich für etwas engagieren oder in der Nachbarschaft aktiv sind. Wir haben mit Constantin Schulz und Martin Reincke von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft gesprochen.


Dunkle Wolken ziehen an diesem Sommernachmittag über dem Werdersee auf. Ein schneller Blick in die Wetter-App zeigt: „Achtung, starke Gewitter“. Die DLRG-Mitglieder am Strand bleiben trotzdem ruhig und nehmen sich noch etwas Zeit für unser Gespräch.

Constantin Schulz und Martin Reincke sind zwei der rund 230 freiwilligen Helfer und Helferinnen der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft in Bremen und Bremerhaven. Im letzten Jahr haben sie mehr als 30000 Stunden abgeleistet und einen großen Beitrag zur Sicherheit an den Gewässern des Bundeslandes geleistet. Bundesweit absolvierten 2018 knapp 5000 Menschen bei der DLRG drei Millionen Wachstunden.

Schon viele Jahre ehrenamtlich dabei

Martin Reincke (Bild rechts) ist in seinem normalen Arbeitsleben IT-Berater und ließ es sich in seiner Funktion als Präsident des Landesverbandes nicht nehmen, bei unserem Termin vor Ort zu sein. Er ist seit seiner Jugend in der DLRG: „Als 14-Jähriger habe ich meinen Rettungsschwimmerschein in Bronze gemacht und seitdem bin ich mit dabei.“ Constantin Schulz (Bild links) ist während seiner täglichen Arbeitszeit eigentlich auf dem Fahrrad als Kurier unterwegs und ebenfalls seit vielen Jahren im Verein engagiert: „Mich hat damals ein Freund mitgenommen, und ich bin einfach wiedergekommen“, sagt der Bremer.

Der Werdersee ist an vielen Tagen im Sommer das Einsatzgebiet von Schulz. „Die Maximaltiefe der ehemaligen Flutrinne beträgt knapp zweieinhalb bis drei Meter“, erklärt der Rettungsschwimmer. Mit bis zu zehn Kollegen und Kolleginnen teilt er sich die Schichten in der 1957 gebauten Station auf – ehrenamtlich natürlich. Nach einer anstrengenden Woche im Job sei es dann schon manchmal etwas mühsam, sich aufzuraffen, gibt er zu. Doch die Freundschaft und der tolle Zusammenhalt lässt seine Aufgabe nicht wie Arbeit wirken. „Man erfüllt seine Zeit einfach mit etwas Sinnvollem“, begründet er sein unentgeltliches Engagement. „Die Gemeinschaft ist auch das, was mich immer an der DLRG fasziniert hat“, berichtet Reincke. „Jeder, der Lust hat und mindestens 14 Jahre alt ist, kann gerne zu uns kommen und mitmachen. Es bieten sich wirklich optimale Ausbildungsmöglichkeiten. Man kann beispielsweise auch Rettungstaucher werden“, erzählt der Präsident der Gesellschaft.

Die wichtigsten Arbeitsgeräte der DLRG

Von Weitem ist die ehemalige Badeanstalt am Werdersee durch die markante Bemalung mit einem Mann mit Fernglas zu erkennen. „Das ist auch heute noch eines unserer wichtigsten Arbeitsgeräte“, berichtet Schulz. An der Wand neben dem Eingang hängt natürlich die klassische rote Rettungsboje, die viele bestimmt aus der TV-Serie „Baywatch“ kennen. Im Umkleidebereich sind einige Schlafkojen vorhanden, die laut Schulz bei längeren Einsätzen noch regelmäßige Verwendung finden. Am Steg vor der Station liegt das kleine Motorboot „Deichschart“, mit dem die Rettungsschwimmer und Rettungsschwimmerinnen oft auf dem Wasser unterwegs sind. „Der Badebereich vor unserem Stützpunkt ist natürlich unser Hauptaugenmerk. Doch wir versuchen auch, ein- bis zweimal pro Tag den kompletten See abzufahren, um zu schauen, was los ist“, berichtet er. Den Kontakt untereinander hält die Besatzung der DLRG-Station in der Neustadt dabei mit Funkgeräten.

Wir werden unterbrochen von einem jungen Mann, der auf die beiden Rettungskräfte zukommt. „Ich bin da vorne runtergesprungen und müsste einmal schnell verarztet werden“, gibt der Verletzte zu. Beide Knie bluten. Nur wenige Sekunden später erscheint eine Kollegin der beiden Gesprächspartner und versorgt den Mann. „Man sieht meist nicht, wie tief das Wasser ist“, erklärt Schulz eine Gefahrenquelle beim Baden. „Die meisten Verletzungen hier entstehen durch scharfe Steine, Muscheln oder sogar Scherben“, sagt er. Dann schiebt der Rettungsschwimmer auch gleich einen Wunsch hinterher: „Leider wird immer noch viel Müll am Strand zurückgelassen – da würden wir uns etwas mehr Rücksicht wünschen“, sagt Schulz. „Ich hätte außerdem gerne, dass Eltern wieder mehr auf ihre Kinder achten“, fügt Reincke hinzu. „Statt aufs Smartphone zu schauen, sollten sie sich da der Verantwortung bewusst sein.“

Abschalten im Urlaub können beide nicht

Ein ruhiger Urlaub am Meer oder abschalten bei einem privaten Besuch am Badesee ist für beide übrigens nicht so einfach möglich. „Man guckt einfach anders auf Wasser“, sagen die Rettungsschwimmer der DLRG.

Das drohende Gewitter ist inzwischen am Werdersee vorbeigezogen, und der Himmel klart etwas auf. Am Steg wird wieder gelacht, gerufen und mit Anlauf ins kühle Nass gesprungen. Und der Blick der Rettungskräfte, die unter dem Zeichen des aufs Wasser spähenden Adlers für Sicherheit sorgen, schweift am Ufer des Werdersees entlang.

Weitere Informationen zum Landesverband der DLRG Bremen und Bremerhaven sind hier zu finden.

Autorenbild Tjark Worthmann

Von Tjark Worthmann

Ich fahre am liebsten mit der Vespa oder der Schwalbe durch unsere schöne Hansestadt und entdecke dabei immer wieder geheime Wege und versteckte Orte.

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