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Corona-Lockerungen nach dem Shutdown

Bremer Geschäftsleute berichten über den Neustart

Nach dem Corona-Shutdown kommen nun die Lockerungen. Der Weg zurück zu einer neuen Normalität ist das bestimmende Thema in allen Lebensbereichen. Gastronomiebetriebe, kleine und große Läden, Friseursalons, Reisebüros, Fitnessstudios: Sie alle und viele mehr können wieder öffnen –  allerdings nur mit Einschränkungen. Hygiene- und Abstandsregeln müssen zum Beispiel zwingend eingehalten werden.

Wie erleben Gewerbetreibende jeglicher Couleur diese neue Normalität? Wie ist der Start gelungen, und welche Erwartungen haben sie an die nahe Zukunft? Wir haben uns zum Beispiel in Horn-Lehe und Burglesum umgehört.

Sylvia Hüttich hat im Laden Tee & Confiserie Hüttich in Horn-Lehe während des strengen Shutdowns nur vormittags Ware verkauft. „Wir durften öffnen, weil wir als Lebensmittelgeschäft gelten. Aber die Kundschaft kam nicht wie gewohnt. Daher haben wir die Zeiten eingeschränkt“, berichtet sie. Nun ist wieder ganztägig offen. „Und es läuft schleppend an.“ Viele Menschen sind laut Hüttich noch sehr verunsichert. Ihr Geschäft habe insbesondere eine große ältere Stammkundschaft, die ihre Einkäufe auf das Wesentliche beschränkt. „Hinzu kommt, dass weniger Geschenke nachgefragt werden, weil Hochzeits- und Konfirmationsfeiern wegfallen.“ Vor diesem Hintergrund ist Sylvia Hüttich in Sorge, „dass es eine lange Zeit braucht, bis die wirtschaftliche Situation wieder besser wird“.

Große positive Effekte bleiben nach Corona-Lockerungen vorerst aus

„Schleppend“ ist ebenfalls das Wort, das Martin Bielefeld wählt, wenn er die erste Woche der Öffnung seines Gastronomiebetriebes Zum Platzhirsch in Horn beschreibt. „Die Leute sind noch sehr verängstigt – und es fehlt vielen natürlich jetzt das Geld für einen Restaurantbesuch.“ Der Vorfall mit mehrfachen Ansteckungen in einer Gastronomie in Leer sei auch nicht hilfreich, um Bedenken zu zerstreuen, sagt er. Es werde nun darauf ankommen, wie die Gäste die Lockerungen aufnehmen. „Zumindest an Himmelfahrt war der Biergarten sehr gut besucht“, so der Gastronom. Er hat den Vorteil, dass trotz Einhaltung der Abstände  37 Tische im großen Außenbereich aufgestellt werden dürfen. Daher hofft Martin Bielefeld auf gutes Wetter, das die Leute in den Biergarten lockt. „Und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt“, spricht er sich Mut zu.

Ein positiv denkender Mensch ist auch Susanne Blair, Inhaberin des Kosmetikstudios Meine Zeit in Burglesum. „Wir freuen uns über alle, die hereinkommen, und strahlen sie mit unseren Augen an. Den Mund sieht man ja unter der Maske nicht“, betont sie. 50 Prozent der Kundinnen und Kunden seien zurück. „Wir rufen aktuell ganz viele an und animieren sie, wieder Termine zu buchen.“ Die aktuellen Hygienevorschriften, die die Corona-Lockerung überhaupt möglich machen, sind dabei förderlich und hinderlich zugleich. „Wir halten diese selbstverständlich genau ein. Das nimmt der Kundschaft die Angst, sich anzustecken.“ Aber die Vorschriften würden natürlich auch einen Zusatzaufwand bedeuten. „Allein für das Saubermachen nach jeder Behandlung sowie die Aufnahme der Daten geht Zeit verloren. Und damit können weniger Kundinnen und Kunden behandelt werden.“ Susanne Blair hat zwar keine Angst, dass ihr Studio diese Corona-Zeit nicht überleben wird. „Aber das wird harte Arbeit.“

Prognosen sind schwierig

Eine Voraussage möchte Susanne Janssen von der Wollstube am Lesumer Bahnhof für ihr Geschäft noch nicht abgeben. Nach fünf Wochen Shutdown ist dort das Geschäft in den ersten 14 Tagen hoffnungsstiftend angelaufen, flaut jetzt aber wieder etwas ab. „Der gute Start kann die lange Schließung natürlich nicht kompensieren“, sagt Susanne Janssen. Eine Prognose sei daher erst in etwa zwei Monaten möglich. „Viele Kundinnen und Kunden sind gleich am Anfang gekommen, und haben betont, wie sehr sie sich freuen, wieder bei mir einkaufen zu können.“ Seit 45 Jahren gibt es das Geschäft für Mode, Wolle und Accessoires bereits. Nun hofft Susanne Janssen auf gutes und warmes Wetter, um die Sommermode verkaufen zu können. Doch klar sei auch, dass viele, die zum Beispiel momentan in Kurzarbeit sind, derzeit eher weniger einkaufen. Und große Rabatte würden dem Geschäft finanziell auch nicht helfen. Aber sie betont: „Der positive Beginn macht mir insgesamt Mut.“

Was ist in Bremen aktuell wieder erlaubt?

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Ob im Supermarkt, in Restaurants, Modegeschäften oder im Kosmetikstudio: Die Corona-Lockerungen sind an strenge Hygienevorgaben und Maskenpflicht gekoppelt. Pixabay

Jede Woche entscheidet derzeit der Bremer Senat über Regelungen, die das Privatleben, die Freizeit und die Berufsausübung in Zeiten der Corona-Pandemie betreffen. Dabei immer im Blick: die aktuelle Zahl der Infizierten. Diese bestimmt letztlich, wie schnell die Lockerungen nach dem Shutdown voranschreiten – oder ob bestimmte zurückgewonnene Freiheiten doch wieder eingeschränkt werden müssen. Das Maß aller Dinge lautet dabei in Bremen: 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen. Aktuell wird dieser Wert nicht überschritten. Vor diesem Hintergrund hat der Bremer Senat bereits einige Regelungen gelockert – und entschärft in nächster Zeit zum Beispiel folgende Beschränkungen:

  • Private Kontakte: Mehrere Menschen aus zwei Haushalten dürfen sich treffen (seit 13. Mai).
  • Shoppen: In Geschäften auch mit mehr als 800 Quadratmetern ist das Einkaufen wieder möglich (seit 13. Mai).
  • Gastronomie: Kneipen und Restaurants empfangen wieder Gäste (seit 18. Mai).
  • Tourismus: Hotels und Campingplätze öffnen für Touristen (seit 13. Mai).
  • Sport: Fitnessstudios und Sporthallen können wieder genutzt werden (ab 27. Mai).
  • Schwimmbäder: Nach und nach öffnen die Bremer Freibäder und Hallenbäder (ab 1. Juni).

Weitere Informationen zu aktuellen Corona-Lockerungen und deren Auflagen gibt es online zum Beispiel beim Gesundheitsamt Bremen.

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Autorenbild Steffi Urban

Von Steffi Urban

Vom Harz in die Hansestadt: Inzwischen lebe ich seit mehr als zehn Jahren in Bremen und entdecke mit Kamera und Klapprad immer noch tolle neue Ecken.

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