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Joachim Koetzle, Staatsarchiv Bremen

Bremen historisch: Das Staatsarchiv

„Wir sehen uns als demokratische Daseinsfürsorge“

Wir sind in unserer Serie „Bremen historisch“ dieses Mal in den Wallanlagen im Bremer Staatsarchiv (StAB) zu Gast. Das StAB ist eine der ältesten bremischen Institutionen. Bis ins Mittelalter reicht die Geschichte der Archivierung zurück, eine erstmalige Erwähnung findet sich in der Stadtchronik von Gert Rynesberch und Herbord Schene aus dem Jahr 1221.

Das Staatsarchiv bewahrt wichtige Unterlagen der Stadtgeschichte auf

Leiter Staatsarchiv Bremen
Professor Konrad Elmshäuser ist seit 20 Jahren der Leiter des Staatsarchiv Bremen. Tjark Worthmann

In dem großen Bau am Fedelhören treffen wir auf Professor Konrad Elmshäuser. Er ist seit 20 Jahren Leiter des Staatsarchives und war zuvor bereits zehn Jahre als Referendar im Haus beschäftigt. Die Aufgaben des StAB sind genau festgelegt, berichtet er vor dem Gang ins Archiv. „Wir arbeiten auf gesetzlicher Grundlage des Landesarchiv- und Bundesarchivgesetzes“, erläutert der Experte. „Öffentliche Stellen und Institutionen sind verpflichtet, uns Unterlagen anzubieten. Anschließend sichten wir diese dann für die Überlieferungsbildung.“ Anrufe erhalten Elmshäuser und sein Team beispielsweise unter anderem von Schulen, Ortsämtern, Behörden, Feuerwehr und Staatsanwaltschaft.

Die Mitarbeitenden im Staatsarchiv bewerten und ordnen sämtliche eingehenden Materialien. „Alle wichtigen Dokumente werden zu Archivgut gemacht und bekommen eine Signatur aus Bestandszeichen und Individualzeichen. Die anderen Unterlagen werden – teilweise auch unter Aufsicht – vernichtet“, berichtet der Professor beispielsweise über die Arbeit. Pro Jahr kommen dabei ungefähr 150 bis 200 Regalmeter in einer Höhe von drei Kartons zusammen. „Zusätzlich verwahren wir auch noch nicht amtliches Schriftgut“, ergänzt Elmshäuser. Bei dieser freiwilligen Aufgabe ist das Team des StAB vor Ort aber auf Hinweise und Angebote aus der Bevölkerung angewiesen: „Historische Firmenarchive oder Zeitdokumente aus den Stadtteilen“ suchen dabei laut Elmshäuser oft ein neues dauerhaftes Zuhause.

„Es ist abzusehen, wann wir kein Papier mehr bekommen“

Lesesaal Staatsarchiv
Der Lesesaal bietet Interessierten die Gelegenheit zur kostenlosen Recherche im Staatsarchiv. Tjark Worthmann

Aufgeräumt und ausgemistet wird im großen Bau in den Wallanlagen übrigens nicht: „Wenn die Entscheidung getroffen ist, etwas zum Archivgut zu machen, dann bleibt es auch dabei, und es wird dauerhaft verwahrt“, so Elmshäuser. Mit Ende des analogen Zeitalters hoffen der Leiter und seine knapp 20 Mitarbeitenden im Staatsarchiv übrigens, den Platzmangel langsam in den Griff zu bekommen: „Die Stadtverwaltung arbeitet inzwischen mit elektronischen Akten – da ist es abzusehen, wann wir kein Papier mehr bekommen.“

Ein langersehnter Erweiterungsbau ist derzeit in der Umsetzung und soll Ende 2025 bezugsfertig sein. „Beim Bau müssen wir maßgeblich unter die Erde gehen, um ausreichend Platz zu schaffen. Ich bin guter Dinge, dass wir alles rechtzeitig abwickeln“, hofft der Leiter. „Schon als ich hier Chef wurde, war der bisher genutzte Bunker bereits voll“, erinnert er sich.

Ein Besuch und die Recherche im Staatsarchiv ist übrigens für alle Menschen kostenlos. „Wir sehen uns als demokratische Daseinsfürsorge“, begründet Elmshäuser diese Tatsache und lädt Interessierte herzlich zu einem Besuch ins StAB ein. Die Unterlagen dürfen dabei jedoch nur angeschaut und nicht ausgeliehen werden.


Lesesaal Staatsarchiv
Der Lesesaal bietet Interessierten die Gelegenheit zur kostenlosen Recherche im Staatsarchiv.
Leiter Staatsarchiv Bremen
Professor Konrad Elmshäuser ist seit 20 Jahren der Leiter des Staatsarchiv Bremen.

Weitere Informationen zum Staatsarchiv Bremen erhalten Interessierte auf der Seite des StAB. Wer die Institution virtuell am Bildschirm erleben möchte, kann dies bei einem digitalen Rundgang machen.

„Bremen historisch“ auf SPOT
„Bremen historisch“ auf SPOT

In unserer Serie „Bremen historisch“ forschen wir tief in den Geschichtsbüchern der Stadtteile Bremens. Engagierte Menschen in der ganzen Hansestadt sorgen an vielen Orten mit ihren Archiven und intensiver ehrenamtlicher Arbeit dafür, dass wichtige lokale Geschehnisse für die Zukunft erhalten bleiben.

Alle Beiträge der Reihe „Bremen historisch“

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Autorenbild Tjark Worthmann

Von Tjark Worthmann

Ich fahre am liebsten mit der Vespa oder der Schwalbe durch unsere schöne Hansestadt und entdecke dabei immer wieder geheime Wege und versteckte Orte.

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