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Schwachhausen Archiv
Tjark Worthmann

Bremen historisch: Schwachhausen-Archiv

Geschichte aus Schwachhausen persönlich erleben

Wir sind in unserer Serie „Bremen historisch“ dieses Mal in Schwachhausen – genauer gesagt in der Goebenstraße. Diese kurze Straße geht von der Parkallee ab, ist noch mit altem Kopfsteinpflaster belegt und besitzt tiefe Furchen in der Fahrbahn. Im Haus mit der Nummer 11 wohnt Peter Strotmann – und mit ihm das Schwachhausen-Archiv. Es ist sein Privatarchiv und wird von ihm seit 2010 ehrenamtlich betreut. Doch angefangen hat diese Geschichte eigentlich viel früher.

Zu Gast bei einem bekannten Stadthistoriker Bremens

Schwachhausen-Archiv
Peter Strotmann ist der Gründer und Verwalter des Schwachhausen-Archivs in der Goebenstraße in Bremen.

Wir schreiben das Jahr 1966. Der damals 20-jährige Strotmann findet bei Umbauarbeiten im Fußboden eines alten Dachgeschosses ein kleines Stück eines abgesägten Holzbrettes. Darauf entdeckt er die Inschrift eines 1852 geborenen Zimmermanns. „Das hat mich irgendwie fasziniert“, sagt Strotmann. Trotzdem landet das Stück Holz erst einmal jahrzehntelang in seinem Schrank. „Ich hatte einfach keine Zeit, nachzuforschen“, gibt der damalige Maschinenbauingenieur zu. „Für meine Arbeit habe ich aber damals bereits in alten Akten gewühlt, kannte mich damit also aus und wollte irgendwann auch dieser Geschichte auf den Grund gehen“, berichtet er über den Hintergrund des heutigen Schwachhausen-Archivs.

Schwachhausen-Archiv
Dieser erste Fund auf einem Dachboden animierte Strotmann später zur Geschichtsfindung.

Peter Strotmann ist 1946 geboren und inzwischen zu einem der bekanntesten Bremer Stadthistoriker geworden. In seinem Schwachhausen-Archiv befinden sich unzählige Archivalien und Exponate. Strotmann macht zudem gern Kopien von Unterlagen und archiviert sie auch digital. „Insgesamt sind es bestimmt Zehntausende Dokumente“, schätzt der Historiker grob.

„Ich habe mich immer für Bremer Geschichte interessiert, und beim Wiederaufbau der Stadt habe ich die Veränderungen bemerkt. Wir haben als Kinder in den Ruinen gespielt und uns gefragt, wie das alles früher einmal ausgesehen hat“, erinnert er sich.

Anfangs stand eine Karriere als Insektenforscher im Raum

Erst als der Historiker in Rente geht, ist in seinem Leben Zeit für andere Dinge. Anfangs nimmt er sich vor, in die Insektenforschung einzutauchen. „Ich habe aber schnell feststellen müssen, dass ich an das Niveau der Experten aus dem Bereich nicht herankomme“, gibt Strotmann zu. „Dann habe ich mir gesagt: Das bringt alles nichts, und die Insekten laufen auch ständig weg. Bleib mal bodenständig und mach deine Sachen fertig, die im Schrank liegen“, erzählt er mit einem Lächeln.

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Der Arbeitsplatz von Peter Strotmann in seinem Wohnzimmer.

Erst einmal hatte er jedoch keine große Ahnung, wie er eigentlich genau vorgehen sollte bei der Recherche in der Historie. Also fing Strotmann an, im Neustadt-Archiv mitzuarbeiten. Später engagierte er sich im Arbeitskreis der Bremer Archive – alles ehrenamtlich natürlich. „Ich habe langsam die Sachen abgearbeitet, gefragt und befragt“ erklärt er den Lernprozess. „Fachlich bin ich sehr akribisch.“

Schriften des Historikers finden Einzug ins Stadtarchiv

Es dauerte bis ins Jahr 2012, als er mutig genug war, das Schwachhausen-Archiv in seinem privaten Wohnhaus zu gründen. Einen engagierten Mitarbeiter hat er derzeit auch, natürlich ebenfalls ehrenamtlich. „Wir muntern uns gegenseitig auf und tauschen uns gern über Geschichte aus“, erklärt Strotmann die Beziehung zu dem befreundeten Bauingenieur.

Der Historiker verfasst regelmäßig Beiträge für das „Schwachhauser Magazin“ und für das Geschichtsressort des „Weser-Kurier“. Viele seiner Schriften fanden bereits den Weg in das Bremer Staatsarchiv, seine Ausstellungen, Vorträge und eigens erstellten historischen Kalender finden großen Anklang in der Bevölkerung.

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Der Glaskünstler Georg K. Rohde verewigte sich in der Stadt in vielen Fenstern.

„Man erfährt von jedem Gespräch etwas“, berichtet der Historiker. „Ich bin dutzende Male in den letzten Winkel gekrochen und habe nach historischen Dokumenten und Belegen gesucht“, sagt er lachend. Besonders faszinieren ihn die schönen Fenster und Glasbilder des Glaskünstlers Georg K. Rohde. „Ich klingele dann gerne an einfach an der Tür und bekomme oft auch Einlass“, berichtet Strotmann. Vielfach sind die bunten Kunstwerke versteckt in Privathäusern. „So etwas gibt es heute nicht mehr“, sagt der Historiker begeistert.

Geheimrezept für mehr Zeit im Alltag: Weniger Fernsehen

„Eben mal schnell etwas zu machen, ist eine Sache“, berichtet Strotmann über seine historischen Recherchen für den Stadtteil Schwachhausen und für Bremen. „Aber etwas richtig zu machen, erfordert mehr Zeit. Bei einigem kommt man nicht weiter – und das ist auch okay“, gesteht er sich ein.

„Ich hole mir die Zeit daher, dass ich wenig Fernsehen schaue“, erklärt sich Strotmann. Abends komme er dabei oft richtig in Schwung. Doch um halb elf ist für ihn immer Schluss. „Wenn ich 100 bin, ist alles fertig“, verspricht er noch zum Abschluss unseres sehr interessanten Gespräches. „Man muss sich doch Ziele setzen. Aber ich mache mir keine Illusionen“, fügt der Historiker grisend hinzu, „schließlich fange ich auch immer wieder was Neues an.“

Wer Peter Strotmann erreichen möchte für eigene historische Recherchen oder für ein interessantes Gespräch, erreicht den Historiker am besten per E-Mail an: peter_strotmann@web.de.

„Bremen historisch“ auf SPOT
„Bremen historisch“ auf SPOT

In unserer Serie „Bremen historisch“ forschen wir tief in den Geschichtsbüchern der Stadtteile Bremens. Engagierte Menschen in der ganzen Hansestadt sorgen an vielen Orten mit ihren Archiven und intensiver ehrenamtlicher Arbeit dafür, dass wichtige lokale Geschehnisse für die Zukunft erhalten bleiben.

Alle Beiträge der Reihe „Bremen historisch“

Fotos Slider: Schwachhausen Archiv, Tjark Worthmann

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Autorenbild Tjark Worthmann

Von Tjark Worthmann

Ich fahre am liebsten mit der Vespa oder der Schwalbe durch unsere schöne Hansestadt und entdecke dabei immer wieder geheime Wege und versteckte Orte.

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