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Tjark Worthmann/Geschichtskontor Walle

Bremen historisch: Geschichtskontor Walle

Geschichte persönlich erleben

Wir sind in unserer Serie „Bremen historisch“ dieses Mal in Walle – genauer gesagt im Kulturhaus des Stadtteils. Dort treffen wir auf Angela Piplak, die uns spannende Dinge aus dem Angebot des Geschichtskontor Walle berichtet.

Piplak Geschichtskontor Portrait
Angela Piplak ist die Leiterin des Geschichtskontor Walle. Tjark Worthmann

Im Mittelpunkt der Arbeit des Geschichtskontors im Kulturhaus Walle steht die Alltagsgeschichte und Stadtentwicklung im Bremer Westen. „Ein wichtiger Teil der Archivarbeit ist der Dialog mit Zeitzeugen“, berichtet uns Angela Piplak. Die Kulturwissenschaftlerin und ihre Kolleginnen und Kollegen vor Ort legen seit der Gründung des Kulturladens in den 80er-Jahren den Schwerpunkt auf eine niedrigschwellige Geschichtsarbeit. „Die Menschen können bei uns Geschichte direkt vor Ort erleben“, berichtet Piplak über die unterschiedlichen Angebote des Geschichtskontor in der Schleswiger Straße 4.

Bildarchiv im Geschichtskontor Walle dokumentiert Historie

Archiv Ordner
Das Archiv des Geschichtskontors umfasst zahlreiche Zeitdokumente aus dem Stadtteil. Tjark Worthmann

Das Bildarchiv bewahrt beispielsweise über 25.000 historische Aufnahmen aus dem Bremer Alltagsleben aus dem Stadtteil Walle und umzu. „Alle Bilder sind in einer Datenbank erfasst und in speziellen Bildmappen leicht einsehbar“, erzählt die Kulturwissenschaftlerin. Einen besonderen Fokus legt das Kontor auf die Bildsammlung zu den stadtbremischen Häfen, die die Geschichte von der Gründung des Freihafen I bis zum Zuschütten des Überseehafens fotografisch dokumentieren.

Ein Großteil dieser Sammlung befindet sich im Hafenarchiv auf der Überseeinsel des alten Kellogg’s-Verwaltungsgebäudes. Seit 2004 betreibt das Geschichtskontor dieses Archiv und bewahrt dort mehr als 5000 Bilder nach einer thematischen Sortierung auf. „Die Einrichtung wird dabei ganz stark von unseren Ehrenamtlichen getragen“, freut sich Piplak. Im Hafenarchiv sind auch Bilder vom ehemaligen Muggenburgviertel und zu den ehemaligen Industrien und Werften zu finden. Eine kleine Bibliothek und Themenordner mit Texten zur Stadtbremischen Hafengeschichte ergänzen das Angebot. Weitere Sammlungen zur Hafengeschichte wie beispielsweise das umfangreiche Werk des Bremer Fotografen Hans Brockmöller werden derzeit von den engagierten Menschen vor Ort erfasst.

Digitales Heimatmuseum bewahrt Zeitdokumente virtuell

Archiv Arbeit Walle
Ein Arbeitsplatz im Archiv des Geschichtskontor Walle. Tjark Worthmann

Im Tonarchiv des Geschichtskontors finden sich Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. „Auch heute noch führen wir regelmäßig Interviews zu unterschiedlichen Themen mit den Menschen aus dem Bremer Westen und des gesamten Stadtgebiets“, erzählt Piplak. Besonders beeindruckt war die Kulturwissenschaftlerin von einem Interview mit einem Zeitzeugen aus der Zeit des Nationalsozialismus. „Es befinden sich hier so viele unglaubliche Schätze und es ist wirklich ein großes Geschenk, dass wir diese Aufzeichnungen haben“, berichtet sie über die vielen unterschiedlichen Zeitdokumente in Bild, Ton und Text aus dem Archiv. „Die Geschichte löst bei mir einfach eine unglaubliche Neugier aus“, erklärt Piplak ihre Faszination für das Thema und ihre tägliche Arbeit.

Den Verantwortlichen ist es daher ein großes Anliegen, die Unterlagen auch digital zu bewahren. Wenn Gelder da sind, werden laut der Kulturwissenschaftlerin alle Dokumente digitalisiert und auf speziellen Servern für die Nachwelt konserviert. Das sogenannte „Digitale Heimatmuseum“ schafft dann den Brückenschlag zwischen Archiv und digitaler Welt: Dort werden Interviews mit vertiefender Recherche und weitere Materialien wie Tagebücher, Briefe, Fotografien und Filme zu einzigartigen Erzählungen verknüpft.

Eingang Kulturhaus Walle
Das Geschichtskontor ist im Kulturhaus Walle beheimatet. Tjark Worthmann

Neben dem Unterhalt des Kaisenhausmuseums kooperiert das Kontor auch mit Geschichtswerkstätten anderer Stadtgebiete und dem Arbeitskreis Bremer Archive sowie Trägern der Erinnerungsarbeit. Zudem veranstaltet das Geschichtskontor auch Ausstellungen und Stadtteilführungen zu historischen Themen: „Dabei experimentieren wir auch gern mit neuen Vermittlungsformen wie szenischen Lesungen“, erzählt Piplak über das breite Angebot des Geschichtskontor Walle.


Im Rahmen des offenen Archivs ist das Geschichtskontor Walle jeden Donnerstag zwischen 15 und 18 Uhr für alle Menschen geöffnet. Weitere Informationen erhalten Interessierte auf dieser Seite.

„Bremen historisch“ auf SPOT
„Bremen historisch“ auf SPOT

In unserer Serie „Bremen historisch“ forschen wir tief in den Geschichtsbüchern der Stadtteile Bremens. Engagierte Menschen in der ganzen Hansestadt sorgen an vielen Orten mit ihren Archiven und intensiver ehrenamtlicher Arbeit dafür, dass wichtige lokale Geschehnisse für die Zukunft erhalten bleiben.

Alle Beiträge der Reihe „Bremen historisch“
Autorenbild Tjark Worthmann

Von Tjark Worthmann

Ich fahre am liebsten mit der Vespa oder der Schwalbe durch unsere schöne Hansestadt und entdecke dabei immer wieder geheime Wege und versteckte Orte.

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