Meine Favoriten

Arster Kirche
Nadine Kupka

700 Jahre Arster Kirche: Eine Woche voller Geschichte, Musik und Gemeinschaft

Die St.-Johannes-Kirche in Bremen-Arsten feiert ihr großes Jubiläum mit einer Festwoche ab dem 22. Juni

Wenn ein Gebäude 700 Jahre alt wird, ist das weit mehr als nur ein runder Geburtstag – es ist ein Stück gelebter Geschichte. Die Arster Kirche, auch St.-Johannes-Kirche genannt, wurde erstmals im Jahr 1325 urkundlich erwähnt. Nun steht ein ganz besonderes Ereignis an: Ab dem 22. Juni 2025 wird das 700-jährige Bestehen der Kirche mit einer Festwoche gefeiert.

Ein Geburtstag mit Mittelalter-Flair und modernen Ideen

Backsteinturm der Arster Kirche mit Uhr und spitzem Helm, rechts das Epitaph, an der Südseite ein alter Prangerring.
Der wuchtige Westturm der Arster Kirche mit rund 7,5 Metern Seitenlänge und 1,55 Meter starken Mauern zeugt von ihrer Funktion als Wehrkirche. Nadine Kupka

Den Auftakt bildet am Sonntag, 22. Juni, um 11 Uhr ein feierlicher Festgottesdienst mit Pastor Christian Schulken. Direkt im Anschluss öffnet der Pfarrgarten seine Tore zu einem bunten Fest für alle Generationen: Eine kleine mittelalterliche Zeltstadt lässt die Vergangenheit lebendig werden, im Laubengang warten Spielstationen auf Kinder, und ein Kuchenbüfett lädt zum Probieren ein. „Ritter Rost und das mutige Burgfräulein Bö“ vom Puppentheater Mensch, Puppe! werden am Nachmittag ebenfalls erwartet – zur großen Freude der kleinen Gäste.

Im Gemeindehaus gibt es eine Ausstellung zur Geschichte der Kirche, inklusive zahlreicher Anekdoten aus dem Arbeitskreis Arster Geschichten. Führungen bieten spannende Einblicke – etwa über den kaum sichtbaren Metallring an der Turmmauer, der einst als Pranger diente.

Musik in alten Mauern

Die Jubiläumswoche wird musikalisch begleitet von einem vielfältigen Konzertprogramm. Unter dem Motto „Dampf in alten Mauern“ startet am Dienstag, 24. Juni, um 19 Uhr der Chor Gospels and more. Am Mittwochabend folgt ebenfalls ab 19 Uhr ein Sommerabend mit Mozart: Die St.-Johannes-Kantorei lässt unter anderem die Krönungsmesse erklingen. Am Donnerstag, 26. Juni, gibt es auch ab 19 Uhr ein festliches Konzert mit Posaune (Heinz Rohde) und Orgel (Hyunjoo Na): „Lobet den Herrn mit Posaunen, lobet ihn mit Psalter und Harfe!“ Und am Sonntag, 29. Juni, spielen Die Arster bei der Kaffeetafel im Pfarrgarten auf.

Ein Ort der Gemeinschaft – gestern, heute und morgen

Die Jubiläumswoche macht deutlich, wie lebendig und offen die Kirche in Arsten auch nach sieben Jahrhunderten ist. St. Johannes soll wieder mehr zum Treffpunkt für den ganzen Ortsteil werden – zum Basteln, Spielen, Singen und Reden. Der geplante Bau einer Rundbank unter der Linde vor dem Gemeindehaus soll diesen Gedanken auch räumlich umsetzen. Finanziert wird das Projekt unter anderem durch Spenden und kreative Aktionen wie ein 700-Teile-Puzzle, ein Arster Kochbuch mit Rezepten aus dem Quartier und eine limitierte Grauburgunder-Sonderedition, die bei der Arster Filiale des Getränkehandels Julius Kalbhenn erhältlich ist. Auch persönliche Beiträge aus der Nachbarschaft sollen zum Jubiläum beitragen, etwa Fotos und Zeichnungen. Die Aktion „Kirche und ich“ lädt dazu ein, eigene Geschichten mit der Kirche zu teilen – als Ausdruck der Verbindung zwischen Menschen und Bauwerk.

Ein Segenswort zum Abschluss

 Arster Kirche mit Backsteinturm und Kirchenschiff, im Vordergrund ein historischer Friedhof mit alten Grabsteinen aus mehreren Jahrhunderten.
Blick auf die Arster Kirche und den alten Friedhof, auf dem noch Grabsteine aus dem 16. bis 18. Jahrhundert erhalten sind – die ältesten stammen aus dem Jahr 1546. Bis heute will die Gemeinde ein Ort der Gemeinschaft sein. Nadine Kupka

Den Schlusspunkt der Jubiläumswoche bildet am Samstag, 28. Juni, der Tag des Segens. Unter dem Bibelwort „Du sollst ein Segen sein“ öffnet die festlich geschmückte Kirche ihre Türen für alle, die sich einen persönlichen Moment der Ruhe oder einen Segen wünschen. Wer möchte, kann einfach vorbeikommen oder ein Zeitfenster buchen (Kontakt: Gisela St. Luce, Susanne Wemmje und Pastor Schulken; 847 50 11 oder 89 82 79 13, schulken.c@st-johannes-online.de). Ein Musiker sorgt dabei für musikalische Begleitung und erfüllt auf Wunsch auch kleine Musikwünsche.

Eine Kirche mit langer Geschichte

Mit ihrer Bauzeit um 1200 gehört die Arster Kirche zu den ältesten erhaltenen Kirchen im Bremer Landgebiet – und ist zugleich ein herausragendes Denkmal mittelalterlicher Baukunst. Noch heute prägt der wuchtige Backsteinbau mit seinem markanten Turm das Ortsbild und erzählt von Jahrhunderten wechselvoller Geschichte. Bereits 1325 wurde die Kirche erstmals urkundlich erwähnt – doch architektonische Merkmale wie romanische Rundbögen deuten auf einen deutlich früheren Baubeginn hin. Wahrscheinlich wurde die Kirche schon um 1200 errichtet, als zentraler Ort für die Dörfer Ahlken, Arsten und Habenhausen. Damals diente sie nicht nur dem Gottesdienst, sondern auch als Schutzraum: Die ungewöhnlich dicken Mauern und die erhöht gelegene Warft, auf der sie steht, sprechen eine klare Sprache. In unruhigen Zeiten bot sie den Menschen Zuflucht – als sogenannte Wehrkirche war sie Teil der Dorfverteidigung. Noch heute zeugt ein eiserner Ring an der Turmsüdseite vom früheren Pranger.

Steinernes Epitaph von 1589 an der Außenwand der Arster Kirche, zeigt Ritter Arp Hermeling in Rüstung und seine Frau in betender Haltung, umgeben von Wappen und Inschriften.
Grabplatte von 1589: Das steinerne Erinnerungsmal für Ritter Arp Hermeling und seine Frau – ein sogenanntes Epitaph – befindet sich rechts neben dem Turm der Arster Kirche. Nadine Kupka

Wandel und Erhalt

Besonders bemerkenswert ist das originale Kreuzgewölbe im Inneren, das als einziges seiner Art im Bremer Landgebiet die Jahrhunderte nahezu unversehrt überstanden hat. Reste alter Fresken mit Apostelgestalten sind an den Wänden noch zu erkennen. Die Fenster im Chorraum, nach dem Zweiten Weltkrieg von Kichenmaler Hermann Oetken aus Glasresten zerstörter Fenster gestaltet, zeigen zentrale christliche Motive: Christus mit der Krone, Johannes der Täufer und der Evangelist Johannes mit dem Adler zu seinen Füßen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Kirche mehrfach umgebaut und restauriert. Veränderte Bedürfnisse der Gemeinde führten zu Emporenbauten und deren späterem Rückbau. Auch Fenster, Orgel und Mobiliar wurden immer wieder erneuert. Inzwischen sorgt eine Führer-Orgel mit 16 Registern und 1140 Orgelpfeifen für die musikalische Untermalung.

Die bislang umfassendste Sanierung fand 2015 statt. Wegen aufsteigender Feuchtigkeit mussten Bodenfliesen entfernt, eine Fußbodenheizung eingebaut und die Wände neu verputzt werden. Die historischen Fliesen wurden dabei sorgsam wiederverwendet. Seitdem erstrahlt das Kircheninnere in frischem Weiß und bleibt als Ort der Andacht, Musik und Begegnung lebendig – auch über sieben Jahrhunderte nach seiner Entstehung hinaus.

Auf der Website der Gemeinde gibt es aktuelle Informationen zur Festwoche und zum Programm. Historische Hintergründe zur Kirche selbst sind auf der Unterseite www.st-johannes-online.de/st-johannes-kirche zu finden.

Dieser Beitrag ist Teil unseres Themenspecials „Bremen Sehenswürdigkeiten Geheimtipps“. Sind Sie interessiert an mehr Artikeln dieser Art? Schauen Sie sich unsere Sammlung von Beiträgen rund ums Thema an.

zum Themenspecial „Bremen Sehenswürdigkeiten Geheimtipps“

Autorenbild Alena Mumme

Von Alena Mumme

Ich bin Tagenbaren – meine Eltern und Großeltern sind also wie ich in Bremen geboren und aufgewachsen. Nur spannende Reisen locken mich aus meiner gemütlichen Heimatstadt.

Mehr Artikel von Alena
Zu den Filial-Events

Nutz doch die SPOT App!