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Zentrum für Kunst
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Das Zentrum für Kunst im Tabakquartier

Ein außergewöhnlicher Ort setzt Impulse

Seit Januar 2023 gibt es im Bremer Tabakquartier in Woltmershausen einen neuen Ort für zeitgenössische Kunst: das Zentrum für Kunst. Es ist nicht nur ein außergewöhnlicher Ort, sondern setzt auch einen besonderen Impuls für die freie Szene in Bremen. Wir haben mit Verwaltungsleiterin Nicole Nowak und dem künstlerischen Berater Hans König über ihre Arbeit, die Idee hinter dem Haus und die Bedeutung für die Stadt und die Region gesprochen.


Wie sehen Ihre Aufgabengebiete hier im Zentrum für Kunst aus?

Zentrum für Kunst
Das Zentrum für Kunst in Woltmershausen ist ein Ort für künstlerische Entfaltung. Manja Herrmann

Nicole Nowak: Mein Name ist Nicole Nowak, ich bin seit November 2022 im Zentrum für Kunst tätig und leite das Referat aus Sicht des Kulturressorts. Zuvor war ich in der Verwaltung tätig, aber länger auch in der freien Szene – unter anderem im Künstler:innenhaus Bremen. Heute bin ich für das Vertragswesen, die politische und interne Vernetzung, die Personalführung und das gesamte administrative Fundament des Hauses verantwortlich.

Hans König: Ich arbeite als begleitender Programmkoordinator – manchmal wird das auch „Kurator“ genannt. Was aber nicht ganz zutrifft, da es bei uns nicht nur um Bildende Kunst geht, sondern auch um Tanz, Musik und Darstellende Künste. Gemeinsam mit meiner Kollegin Lena Riechmann betreue ich das Programm. Eine klassische künstlerische Leitung gibt es bei uns nicht – wir bilden möglichst die gesamte Vielfalt der freien Szene ab.

Was macht das Zentrum für Kunst so besonders?

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Nicole Nowak leitet im Zentrum für Kunst die Verwaltung. Zentrum für Kunst

Nicole Nowak: Es ist in dieser Form tatsächlich einmalig in Deutschland, dass ein Kulturressort selbst eine eigene Spielstätte, Förderplattform und Produktionsstätte betreibt. Bremen hat sich frühzeitig entschieden, diesen Ort für die freie Kunstszene zu schaffen – noch vor Pandemie und Krisen. Das war ein mutiger und kluger Schritt.

Hans König: Wir bieten professionelle Arbeitsbedingungen – ganz ohne Genre-Grenzen. Entscheidend ist nicht, was jemand macht, sondern wie: ob es professionell, hochwertig und handwerklich gut umgesetzt ist. Unsere Türen stehen allen offen, die ernsthaft künstlerisch arbeiten – ohne ästhetische Vorurteile.

Wie sieht die konkrete Förderung dabei aus?

Hans König: Im ersten Obergeschoss befinden sich zahlreiche Ateliers, in denen rund 40 Künstlerinnen und Künstler mietfrei für drei bis fünf Jahre arbeiten können. Die Auswahl erfolgt über eine unabhängige Fachjury. Im Bereich Tanz, Musik und Darstellende Kunst vergeben wir pro Spielzeit fünf Residenzen – drei im Bereich Tanz/Theater, zwei in der Musik. Auch hier entscheidet eine externe Jury. Bei uns finden sich zwei Bühnensäle, Probenräume für die Sparten Tanz, Theater und Musik sowie multifunktionale Räume für eine variable Nutzung durch die freie Szene und Verbände. Die ausgewählten Kunstschaffenden können unsere Räume und Technik nutzen, bekommen bis zu 20.000 Euro Fördermittel pro Projekt und werden intensiv von uns begleitet – von der Öffentlichkeitsarbeit bis hin zur Produktionsbetreuung. Wichtig ist uns, dass die Kunst nicht nur entsteht, sondern auch sichtbar wird.


„Wir wollen Strukturen schaffen, die langfristig tragen!“


Wie groß ist das Interesse an den Plätzen vor Ort?

Nicole Nowak: Sehr groß. Das Angebot ist selten – mietfreie Räume, technische Infrastruktur, individuelle Unterstützung und ein breites Netzwerk. Das zieht viele Bewerberinnen und Bewerber an, und das zu Recht. Die Nachfrage zeigt auch, wie wichtig es ist, solche Orte zu schaffen.

Zentrum für Kunst
Das Zentrum für Kunst bietet vielen Künstlerinnen und Künstlern Platz zur Entfaltung. Zentrum für Kunst

Entsteht dabei nicht eine gewisse Konkurrenz zu den privaten oder freien Häusern in Bremen?

Hans König: Wir sehen uns nicht als Konkurrenz. Im Gegenteil: Wir qualifizieren und stärken Künstlerinnen und Künstler – davon profitieren alle, auch private Theater. Die Szene wird größer, professioneller, sichtbarer. Wir nehmen niemandem etwas weg, sondern tragen zur Vielfalt und Qualität bei.

Nicole Nowak: Wir arbeiten außerdem unter ähnlichen Bedingungen wie freie Häuser: mit schmalen Personaldecken, engen Budgets und viel Engagement. Auch wir beantragen Drittmittel und müssen sorgfältig wirtschaften. Bei uns landen die Mittel direkt bei den Kunstschaffenden – ohne Umwege.

Wie gelingt die Einbindung des Zentrums für Kunst in die Bremer Kulturszene?

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Hans König ist künstlerischer Berater und Kurator des Programms. Zentrum für Kunst

Hans König: Sehr gut. Wir arbeiten eng mit Berufsverbänden zusammen, ermöglichen Gastspiele, kooperieren mit Festivals wie Jazzahead oder dem Filmfest Bremen. Auch Formate wie Symposien oder Weiterbildungen finden bei uns statt. Wichtig ist, dass der Ort lebt – und das tut er: Proben, Aufführungen, Ausstellungen – bei uns ist immer etwas los.

Nicole Nowak: Wir wollen ein langfristiger Ankerpunkt für die Menschen sein. Ein Ort, zu dem man immer wieder gern zurückkehrt. Sichtbarkeit ist dabei zentral – für die Kunst, aber auch für den Stadtteil und die Gesellschaft.

Wie würden Sie dabei die Rolle des Zentrums für Kunst genauer beschreiben?

Nicole Nowak: Wir verstehen uns als Unterstützer, Ermöglicher, Netzwerker. Wir wollen Strukturen schaffen, die langfristig tragen – für einzelne Künstlerinnen und Künstler genauso wie für die Szene als Ganzes.

Hans König: Für mich als Künstler und Programmverantwortlicher ist das Zentrum für Kunst im Tabakquartier ein Ort, der ein Versprechen einlöst, das lange überfällig war: gute Bedingungen für freies künstlerisches Arbeiten. Ich bin einfach stolz auf Bremen, dass es diesen Ort geschaffen hat – und sehr stolz, ein Teil davon sein zu können.

Warum sollten die Menschen ins Zentrum für Kunst kommen?

Nicole Nowak: Weil sie hier eine ungewöhnlich vielfältige, lebendige und mutige Kunstszene erleben können. Bei unserem Saisonabschlussfest am 28. und 29. Juni wird das bestimmt wieder besonders deutlich. Für alle Besuchenden kostenlos geben Künstler und Künstlerinnen aus den Bereichen Musik, Tanz, Theater und Bildende Kunst spannende Einblicke in ihr Schaffen.

Hans König: Das Zentrum für Kunst ist ein Ort für Entdeckungen – mit offener Tür, überraschenden Formaten und viel Energie. Ein Besuch lohnt sich – nicht nur für Kunstinteressierte, sondern für alle, die Neues erleben wollen.

 

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Das Zentrum für Kunst in Woltmershausen ist ein Ort für künstlerische Entfaltung.
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Das Zentrum für Kunst bieten vielen Künstlerinnen und Künstlern Platz zur Entfaltung.

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Autorenbild Tjark Worthmann

Von Tjark Worthmann

Ich fahre am liebsten mit der Vespa oder der Schwalbe durch unsere schöne Hansestadt und entdecke dabei immer wieder geheime Wege und versteckte Orte.

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