Das Statt Theater in Vegesack
„Theater bedeutet Vielfalt und Leidenschaft“
Die Bremer Theaterlandschaft ist reich an Tradition und Kreativität. Von großen Bühnen wie dem Theater Bremen bis hin zu kleineren Ensembles zeigt die Hansestadt eine beeindruckende Vielfalt an Darbietungen. Auch das Statt Theater Vegesack im Bremer Norden spielt dabei eine spannende Rolle, nicht zuletzt dank seines ehrenamtlichen Engagements und seiner Nähe zu den Menschen vor Ort. Im Gespräch berichtet die erste Vorsitzende Ute Schimmler über das aktuelle Geschehen im Theater im Bremer Norden.
Erzählen Sie uns doch ein wenig über sich und Ihre Position am Statt Theater Vegesack. Wie lange sind Sie schon dabei, und was hat Sie zu dieser Tätigkeit bewegt?
Ute Schiller: Ich bin seit etwa 15 Jahren beim Statt Theater Vegesack und inzwischen die erste Vorsitzende. Beruflich war ich Grundschullehrerin, hatte aber schon immer großes Interesse am Theater. Ich habe selbst Theaterstücke und Bücher geschrieben und wollte irgendwann etwas Neues ausprobieren. Auf der Bühne stand ich nie – das ist nicht mein Bereich. Ich organisiere lieber hinter den Kulissen. Da kann ich kreativ sein, ohne selbst im Rampenlicht zu stehen.
Was fasziniert Sie persönlich am Theater?
Theater bietet so viel Vielfalt – von klassischen Stücken wie Shakespeare über moderne Dramen bis hin zu Eigenproduktionen. Diese Bandbreite begeistert mich. Beispielsweise haben wir Stücke wie „Der Kaufmann von Venedig“ oder „Ein Sommernachtstraum“ aufgeführt. Im kommenden Frühjahr steht „Purgatorio“, eine Fortsetzung des „Medea-Motivs“, auf dem Programm. Besonders spannend finde ich, wie Geschichten auf der Bühne lebendig werden und das Publikum in eine andere Welt entführen.
Das klingt abwechslungsreich. Gibt es auch Herausforderungen, mit denen das Statt Theater zu kämpfen hat?
Eine große Herausforderung ist der fehlende feste Spielort. Wir sind oft auf Schulen oder andere Einrichtungen angewiesen, wie das Schulzentrum Lerchenstraße, den Kulturbahnhof oder andere Institutionen. Alle sind uns gegenüber sehr offen, aber ein eigener Raum wäre natürlich ideal. Leider gibt das Budget das nicht her. Zusätzlich ist es eine Herausforderung, jüngere Menschen für das Theater zu begeistern, sei es als Zuschauer oder als Mitwirkende. Der Alltag ist so vollgepackt, dass sie ihre Freizeit oft anders nutzen.
„Unser Ziel ist es, sowohl zu unterhalten als auch Denkanstöße zu geben.“
Ihr Ensemble scheint trotzdem erfolgreich und verwurzelt in der Region zu sein …
Ja, wir haben etwa 80 aktive Mitglieder, was für ein Amateurensemble recht außergewöhnlich ist. Altersmäßig sind wir bunt gemischt, aber wir suchen dringend jüngere Mitspieler – vor allem Männer. Wir freuen uns aber über jeden, der Lust hat, sich auszuprobieren, suchen aber derzeit explizit jüngere Frauen. Viele Frauen entdecken das Theater leider erst im Ruhestand als Hobby. Unsere Mitglieder bringen unterschiedliche Talente und Hintergründe mit, was die Zusammenarbeit sehr bereichert.
Wie läuft die Auswahl der Stücke ab?
Wir decken ein breites Spektrum ab, um unserem Publikum die Vielfalt des Theaters näherzubringen. Neben klassischen und modernen Stücken gibt es auch Komödien. Unser Ziel ist es, sowohl zu unterhalten als auch Denkanstöße zu geben. Oft diskutieren wir im Team, welche Stücke wir aufführen wollen, und versuchen, ein Programm zusammenzustellen, das unterschiedliche Interessen anspricht. Dabei achten wir auch darauf, die Anforderungen und Stärken unserer Schauspielenden zu berücksichtigen.
Welche Rolle spielt Nachwuchsförderung bei Ihnen?
Eine große Rolle. Wir bieten jungen Interessierten die Möglichkeit, Techniken wie Sprache und Schauspiel zu erlernen. Diese Workshops sind oft der Einstieg in die Theaterwelt. Außerdem inszenieren wir regelmäßig Kinderstücke, wie jetzt zur Weihnachtszeit „Das Dschungelbuch“. Dabei ist es uns wichtig, den Zuschauenden ein positives Erlebnis zu bieten und ihnen Freude am Theater zu vermitteln.
Wie reagiert das Publikum auf Ihre Aufführungen? Gibt es besondere Momente, die Ihnen in Erinnerung geblieben sind?
Unser Publikum ist sehr dankbar und begeistert. Wir haben viele Stammgäste, die uns schon lange begleiten. Besonders rührend ist es, wenn Gäste nach der Vorstellung zu uns kommen und sagen, wie sehr sie die Inszenierung berührt oder zum Nachdenken angeregt hat. Unvergessliche Momente sind zum Beispiel Premieren, bei denen Zuschauende ihre Ergriffenheit zum Ausdruck bringen. Solche Rückmeldungen motivieren uns einfach total.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Statt Theaters in Vegesack?
Ein fester Spielort wäre natürlich ein großer Traum. Das würde uns viel mehr Planungssicherheit und Gestaltungsmöglichkeiten geben. Und natürlich, dass weiterhin Menschen kommen, die Freude an unserem Theater haben – ob als Zuschauer oder Mitwirkende. Theater bedeutet Gemeinschaft und Inspiration. Wir hoffen, dass wir auch zukünftig neue junge Talente für das Theater gewinnen können und dass unsere Aufführungen noch viele Menschen in Vegesack und der Umgebung berühren.
Mehr Informationen finden sich auf der Internetseite des Statt Theaters in Vegesack.