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Ein Senior schaut freundlich aus der Haustür, während ein schwarzer bedrohlicher Schatten draußen lauert - Symblolbild für Straftaten zum Nachteil älterer Menschen in Bremen
Freepik / AdNord Media

So bleiben ältere Menschen sicher vor Betrug

Präventionszentrum der Polizei Bremen informiert über Straftaten gegen Senioren und Seniorinnen

Seniorinnen und Senioren geraten häufig ins Visier von Kriminellen, die mit betrügerischen Tricks und Gaunermaschen schnelle Beute erhoffen. Maren Pfitzner, seit 1996 bei der Polizei Bremen und dort seit 2012 im Präventionszentrum tätig, hat es sich zur Aufgabe gemacht, präventiv gegen solche Straftaten zum Nachteil älterer Menschen vorzugehen. Nachdem sie zuvor mehr als acht Jahre in der Abteilung für Kapitaldelikte gearbeitet hat, setzt sie nun ihr Wissen ein, um unter anderem zum Schutz von Seniorinnen und Senioren vor kriminellen Machenschaften beizutragen. „Das Schöne an meiner jetzigen Arbeit ist, dass ich Menschen dabei helfen kann, gar nicht erst Opfer einer Straftat zu werden“, sagt sie. In unserem Interview gibt sie Einblicke in die häufigsten Betrugsmaschen und erklärt, wie ältere Menschen solche Attacken wirksam verhindern können.


SPOT: Wie viele Straftaten zum Nachteil älterer Menschen gab es in den vergangenen Jahren in Bremen?

Maren Pfitzner: Die Fallzahlen werden jährlich in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) erfasst. Im Jahr 2023 gab es 378 vollendete Taten und zusätzlich 418 versuchte Taten. Vom Jahr 2015 bis 2019 lag – mit Ausnahme des Jahres 2018 – tendenziell ein Anstieg der vollendeten Taten vor. Seit 2019 haben diese wieder kontinuierlich abgenommen. Auch die Versuchstaten sind nach einem Anstieg von 2016 bis 2020 in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken. Die Straftaten sind dabei auf das ganze Stadtgebiet verteilt. Das Risiko für ältere Menschen, Opfer einer Straftat zu werden, steigt erfahrungsgemäß, wenn die kognitive und physische Leistungsfähigkeit mit dem Alter nachlässt und/oder die soziale Einbindung zum Beispiel durch den Tod des Partners oder der Partnerin, den Auszug der Kinder oder anderes schwindet.

Grafik über die Entwicklung von Straftaten zum Nachteil älterer Menschen der Polizei Bremen
Die Polizei Bremen hat die Straftaten zum Nachteil älterer Menschen über die Jahre ausgewertet. Grafik Polizei Bremen

Was sind die häufigsten Maschen der Betrüger und Betrügerinnen?

Leider ist der Stadtwerke-Trick immer noch eine der erfolgreichsten Maschen. Falsche Wasserwerker oder Wasserwerkerinnen geben hierbei vor, dass sie zum Beispiel aufgrund eines Wasserrohrbruchs ganz dringend in die Wohnung der Betroffenen müssten. Viele Menschen sind dann mit der Situation überfordert und lassen die Kriminellen in ihre Wohnung hinein. Dort werden sie unter irgendeinem Vorwand abgelenkt, woraufhin die Täter und Täterinnen die Zeit des Unbeobachtet-Seins ausnutzen und die Schränke und Schubläden nach Geld oder Wertsachen durchsuchen. Oftmals merken die Menschen erst hinterher, dass sie von den Kriminellen hereingelegt wurden.


Falsche Amtspersonen gehören zu den häufigsten Maschen bei Straftaten gegen ältere Menschen.


Des Weiteren findet die Masche „Falscher Polizeibeamtin oder -beamter“ häufige Anwendung. Mit dieser Betrugsmasche versuchen die Kriminellen, das Vertrauen älterer Menschen in staatliche Organe zu missbrauchen. Sie geben sich am Telefon als Polizisten und Polizistinnen, Mitglieder der Staatsanwaltschaft oder andere Amtspersonen aus, schildern variierende bedrohliche Szenarien – etwa bevorstehende Einbrüche, Raubüberfälle, Abbuchungen vom Konto des Betroffenen – und überreden die Angerufenen zur Herausgabe der Ersparnisse und Wertgegenständen. Angeblich wollen sie diese sicher verwahren oder auf Echtheit überprüfen. Beides würde die echte Polizei niemals tun.

Spielt sich alles an der Haustür ab? Oder werden auch andere Kanäle genutzt wie Telefon, E-Mail und Social Media?

Eine Seniorin schaut erschrocken auf ihr Handy - Symbolbild für Schockanruf in Bremen
Schockanrufe sind eine der häufigsten Betrugsmaschen. Freepik

In unseren Beratungen erzählen uns die Menschen am häufigsten von Vorfällen an der Haustür oder am Telefon, sowohl am Festnetz als auch am Handy. Aber natürlich gibt es auch Betrugsversuche per E-Mail oder über die sozialen Medien.

Sehr häufig kommen aktuell insbesondere sogenannte Schockanrufe vor. Hierbei ruft zunächst eine bitterlich weinende Person an und erklärt, dass er oder sie einen schweren Verkehrsunfall verursacht habe, bei dem ein Mensch gestorben sei. Dann wird der Hörer zum Beispiel an einen angeblichen Polizisten oder eine vermeintliche Polizistin übergeben. Diese zweite Person erklärt dann, dass man dem oder der Verunglückten helfen könne, indem man eine hohe Kaution für die Freilassung bezahle. Auch das gibt es bei uns natürlich nicht und ist nur eine Masche der Täter und Täterinnen. Leider fallen auch auf diese Variante noch Menschen herein, da die Kriminellen sehr professionell vorgehen und ihre Opfer so unter Druck setzen, dass diese nicht mehr klar denken können.

Künstliche Intelligenz und Computer-Stimmen spielen nach den im Fachkommissariat vorliegenden Erkenntnissen keine große Rolle bei solchen Anrufen. Oftmals ist es unser eigenes Gehirn, das bei einem Anruf automatisch versucht, die Stimme am Telefon einer uns bekannten Person zuzuordnen.


Typische Fälle sollte man schon einmal gedanklich durchspielen, um im Ernstfall vor Straftaten gegen Senioren und Seniorinnen geschützt zu sein.


Wie können Seniorinnen und Senioren sich schützen?

Häufig ist Stress die Ursache, dass wir nicht klar denken können und Dinge tun, die wir unter normalen Umständen nie machen würden. Wir raten daher allen, sich über aktuelle Maschen zu informieren und sich schon jetzt gedanklich Pläne zu machen. Was mache ich, wenn etwa jemand an meiner Haustür klingelt und behauptet, er sei Polizist oder Polizistin? Die Antwort sollte lauten: Ich lasse niemanden in meine Wohnung und rufe bei der Polizei unter der 110 an und prüfe so, ob die angebliche Amtsperson auch wirklich echt ist.

Zudem ist es sinnvoll, erspartes Geld auf der Bank zu lassen und nur so viel Bargeld zu Hause zu haben, wie es unbedingt notwendig ist. So können im Ernstfall immer noch die Bankmitarbeitenden helfen und ihre Kundinnen und Kunden beim Geldabheben auf das mögliche Vorliegen eines Betrugsversuchs aufmerksam machen. Auch der Austausch mit anderen Menschen ist sehr wichtig, also das generelle Pflegen von sozialen Kontakten zum Beispiel durch die Teilnahme an Gruppennachmittagen, Kaffeekränzchen oder ähnlichen Veranstaltungen.

Ein Senior schaut nachdenklich aus dem Fenster - Symbolbild für Straftaten zum Nachteil älterer Menschen in Bremen
Die Polizei Bremen hilft älteren Menschen, die Opfer von Betrugsmaschen wurden. Freepik

Was bietet das Projekt SÄM der Polizei Bremen?

Im Rahmen vom Projekt SÄM – die Abkürzung SÄM steht für „Straftaten zum Nachteil älterer Menschen“  – wurde im Jahr 2007 mit ehrenamtlichen Laienschauspielern und -schauspielerinnen eine Theatergruppe gegründet, die seitdem mit der Polizei zu den Themen Betrug an Tür und Telefon, Trickdiebstahl sowie Handtaschendiebstahl eine sehr wichtige Aufklärungsarbeit leistet. Eine Terminvereinbarung kann über das Nachbarschaftshaus in Gröpelingen erfolgen. Bei den Veranstaltungen werden dann verschiedene kleine Theaterstücke gespielt und diese durch Präventionstipps der Polizei ergänzt.

Wie sollen Seniorinnen und Senioren handeln, wenn sie befürchten, dass sie Opfer eines Betrugs wurden?

Auf jeden Fall sollten sie möglichst schnell eine Strafanzeige bei der Polizei erstatten, damit sie professionelle Hilfe bekommen und wir als Polizei die Möglichkeit bekommen, die Täter zu ermitteln. Wichtig hierbei ist, dass sich niemand dafür schämen muss, auf eine dieser Maschen hereingefallen zu sein! Schuld sind immer die Täter und Täterinnen, nicht die Opfer.


Präventionszentrum der Polizei Bremen

Das Präventionszentrum ist die Bremer Zentralstelle für die polizeiliche Prävention. Es berät zu allen Themen der Kriminal- und Verkehrsprävention. Die Dienststelle befindet sich Am Wall 195 in der Bremer Innenstadt. Während der Öffnungszeiten beraten die Mitarbeitenden telefonisch, per E-Mail, aber auch persönlich im Präventionszentrum. Außerhalb dieser Öffnungszeiten halten sie unter anderem viele Vorträge, schreiben Präventions- sowie Sicherheitskonzepte und pflegen Kontakte zu vielen Kooperationspartnern und -partnerinnen, die diese Präventionsarbeit unterstützen.

Präventionszentrum Polizei Bremen, Am Wall 195, 28195 Bremen

Öffnungszeiten: montags und dienstags 9 bis 15 Uhr, donnerstags 9 bis 16 Uhr

Telefon: 04 21 / 36 21 90 03 (nur während der Öffnungszeiten besetzt)

E-Mail: praeventionszentrum@polizei.bremen.de

Weitere Informationen gibt es auf der Website des Präventionszentrums

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Autorenbild Kristina Bumb

Von Kristina Bumb

Für die Leserinnen und Leser außergewöhnliche Orte erkunden und interessante Menschen kennenlernen – das macht den Beruf der rasenden Reporterin so spannend.

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