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Eichhörnchen Miep und Zwergkaninchen Moppe als Häkelfiguren
Stine Oliver

Kinderbücher aus Bremen: „Miep & Moppe“ – flauschiges Duo mit Humor

Stine Oliver schreibt fantasievolle Geschichten über Freundschaft und Toleranz

Sie sind spannend, lustig, lehrreich und voller Fantasie. Kinderbücher machen das Leben einfach bunter. Die Themen sind so vielfältig wie die Geschichten, die aus ihnen entspringen. In unserer Serie stellen wir Autorinnen und Autoren aus der Hansestadt vor. Dieses Mal ist es Stine Oliver, die den zweiten Teil ihrer „Miep & Moppe“-Romane veröffentlicht hat.


„Urban Fantasy aus Norddeutschland“ – was steckt dahinter? In Stine Olivers fantasievollen Romanen spielen das Teenager-Mädchen Miep und ein Zwergkaninchen namens Moppe die Hauptrollen. Zwischen den beiden entwickelt sich eine innige Freundschaft. Das Kuriose an der Geschichte: Miep kann sich in ein Eichhörnchen verwandeln und sich somit mit den Tieren unterhalten. Es geht um Toleranz, aber auch um Musik und Bücher. Mithilfe der liebevoll-zickigen Dialoge der ungleichen Freunde lernen die Leserinnen und Leser zudem ganz nebenbei noch ein wenig Plattdeutsch.

Buchcover: Miep & Moppe. Alles reine Verwandlungssache
Das Debüt von Stine Oliver beinhaltet nicht nur eine herzliche Fantasy-Geschichte, sondern auch plattdeutsche Feinheiten, Buchtipps und viel Musik. Books on Demand

„Miep & Moppe. Alles reine Verwandlungssache“ ist das Romandebüt von Stine Oliver. Es wurde als bestes selbst veröffentlichtes Buch für den „Deutschen Selfpublishing-Preis 2019“ (Kategorie „Belletristik & Kinder- und Jugendbuch“) nominiert. Im vergangenen Jahr erschien dann mit „Miep & Moppe: Wohngemeinschaft mit Kaninchen“ der zweite Teil über das flauschig-freche Duo. Dieses Mal zieht Moppe zu Miep in die Stadt. Das Leben in der Wohngemeinschaft hält für beide dabei ungeahnte Herausforderungen parat … Warum sich auch Erwachsene für die fantasievollen Geschichten begeistern, verrät die Autorin im Interview.

Wie viel von Ihnen steckt in der Hauptfigur Miep?
Stine Oliver: Die 13-Jährige ist zwar nicht eins zu eins Stine, aber sie hat meinen trockenen Humor und ist wie ich ein Bücherwurm. Weil sie so gern in die Lesewelten abtaucht, kann sie gut allein sein, ihr ist nie langweilig. Während Miep anfangs nichts mit Tieren wie dem Kaninchen Moppe anfangen kann, das zudem auch noch ständig nervig plappert und Fragen stellt, hatte ich schon früh einen Goldhamster, diverse Katzen und habe insgesamt ein Faible für Tiere. Also ich wäre an ihrer Stelle begeistert gewesen (lacht)! Tatsächlich ändert sich Mieps Einstellung mit der Zeit, obwohl sie nicht ganz so tieraffin wird, wie ich es bin. Aber wer weiß, was im dritten Roman passiert …

"Miep und Moppe"-Autorin Stine Oliver
Stine Oliver lebt und arbeitet seit Mitte der 1990er-Jahre in Bremen. Ihre Romane sind gedacht für junge und jung gebliebene, wissbegierige Menschen, die offen,
fantasie- und humorvoll sind.
Studio EM

Als Gestaltwandlerin hätte sich Miep in jedes mögliche Tier verwandeln können. Warum haben Sie sich für ein Eichhörnchen entschieden?
Stine Oliver: Erstens die Optik: Da meine Hauptfigur rothaarig ist, sollte das Fell dazu passen. Zweitens gehören Eichhörnchen zu den beliebtesten Tieren. Die meisten Menschen freuen sich, wenn sie eines sehen. Doch Miep findet ihr neues Ich völlig uncool und wäre viel lieber eine Hexe oder ein Vampir. Drittens hat sie gern ihre Ruhe und kann auf Action verzichten. Eichhörnchen sind dagegen sehr geschäftig und eher hektisch unterwegs. Das macht die Wandlungsfähigkeit für Miep besonders anstrengend, für Leserinnen und Leser ist das umso lustiger und spannender.

„Miep & Moppe“ haben viele Fans gefunden. Darunter befinden sich nicht nur Kinder und Jugendliche. Warum sind die Bücher auch für jung gebliebene Erwachsene lesenswert?
Stine Oliver: Ich wollte mit dem flauschigen Duo von Anfang an verschiedene Altersgruppen erreichen. In der Geschichte geht es um Freundschaft und Familie, auch Patchwork- und Wahlfamilien, die unabhängig von der Blutsverwandtschaft entstehen. Starke, selbstbewusste Mädchen- und Frauenfiguren sind mir ein großes Anliegen, ebenso wie Toleranz. Meine erwachsenen Figuren sind zum Teil lockerer drauf als Miep. Dabei setze ich absichtlich auf einen Mix aus normaler Umgangssprache und ungewöhnlicheren, alten und fast vergessenen Worten wie blümerant. Das kommt sehr gut an.

Die Musik in den Romanen lässt außerdem 30- und 40-Jährige in Erinnerungen schwelgen, junge Frauen um die 20 stehen auf die stilvolle Oma Hedy. Ich habe übrigens immer noch die Nachricht meiner über 80-jährigen ehemaligen Vermieterin auf der Mailbox gespeichert. Sie beginnt mit: „Hallo Stine, ich bin’s: Miep!“ Sie liest normalerweise nur Hochliteratur und Klassiker, sie war eigentlich die Vorlage für eine andere Figur, aber ein größeres Kompliment gibt es nicht. Ich liebe es, wenn Altersgrenzen verschwimmen, und bin damit offenbar nicht allein.


„Lesefreude zu verbreiten, macht mich wirklich glücklich.“


Buchcover: Miep & Moppe. Wohngemeinschaft mit Kaninchen
Band zwei über das flauschige Duo: Zwergkaninchen Moppe zieht aus Ostfriesland zu Teenager und Teilzeit-Eichhörnchen Miep in die Stadt. Books on Demand

Beide Romane geben einen Einblick in die plattdeutsche Sprache. Was fasziniert Sie an Platt? Und welches ist Ihr Lieblingswort?
Stine Oliver: Es ist typisch norddeutsch unaufgeregt und lässt selbst ernste Worte und Themen angenehmer, sogar amüsant klingen. Besonders großartig ist Ostfriesenplatt, das spielt leicht ins Niederländische, ebenfalls eine herrliche Sprache. Mein absolutes Lieblingswort ist Moin, der Klassiker passt zu jeder Tages- und Nachtzeit, in allen Lebenslagen. Snückup (Schluckauf), figgeliinsch (knifflig) und der momentan unerlässliche Snutenpulli (Mund-Nasen-Maske) sind auch super.

Sie haben sich am Vorleseprojekt „Wuselstunde“ beteiligt. Was hat es damit auf sich?
Stine Oliver: Das kostenlose Digitalprojekt entstand im ersten Lockdown 2020 und wurde im Herbst mit dem „Deutschen Lesepreis“ ausgezeichnet. Die Idee dahinter ist, Kindern und ihren Eltern die Zeit im Homeschooling und Homeoffice unterhaltsam zu verkürzen und Lust auf Bücher zu machen. Ich gehörte zu den ersten Autorinnen und Autoren, die dafür im eigenen Wohnzimmer vorgelesen haben. Neben den bisherigen Videos in der Wuselstunde-Mediathek gibt es immer wochentags neue Vorlesemomente für Vier- bis Siebenjährige und Sieben- bis Zehnjährige.

In Zeiten von einem medialen Überangebot in Form von Fernsehen, Streamingdiensten und Youtube: Warum sollten Kinder und Jugendliche das Lesen von Büchern nicht verlernen?
Stine Oliver: Es ist wissenschaftlich bewiesen, wie wichtig das Lesen an sich, aber auch das Vorlesen für die Entwicklung des Denkens, der Empathie und der Konzentration ist. Wenn Kindern von klein auf vorgelesen wird, ist das also viel mehr als ein schönes gemeinsames Familienritual, das der Grundstein für eine lebenslange Leseliebe sein kann. Bücher eröffnen neue Welten und Rückzugsorte aus dem Alltag, sie beflügeln die Fantasie. Man lernt durch die Figuren und Geschichten.

Miep & Moppe auf Reisen
Nicht nur in den Romanen, auch im World Wide Web erleben Miep und Moppe viel miteinander. In den Social-Media-Kanälen der Autorin Stine Oliver tauchen ab und an Urlaubsbilder auf. Stine Oliver

Außerdem können Bücher ganz in Ruhe und im eigenen Tempo erlebt werden. Das ist in der kunterbunt-lauten, sehr schnellen und manchmal überfordernden Multimediawelt ein wichtiger Ausgleich. Ausnahmsweise mal nicht auf einen Bildschirm zu starren, ist sicher auch ganz gut für die Augen (lacht). Ich habe von „Miep & Moppe“-Fans mehrfach die Rückmeldung bekommen: „Eigentlich lese ich ja überhaupt nicht oder nicht so viel, aber das hat mir sehr gefallen!“ Auf diese Weise Lesefreude zu verbreiten, macht mich wirklich glücklich.

Die Romane „Miep & Moppe. Alles reine Verwandlungssache“ und „Miep & Moppe. Wohngemeinschaft mit Kaninchen“ von Stine Oliver sind bei Books on Demand (BoD) erschienen. Empfohlenes Lesealter: ab 10 Jahre. Informationen zu den Büchern und zur Autorin gibt es auf der Homepage www.miep-und-moppe.de, bei Instagram und bei Facebook.

Autorenbild Linda Bussmann

Von Linda Bussmann

Ich bin eine waschechte Ostfriesin und überzeugte Norddeutsche. Vor vielen Jahren zog es mich in die Hansestadt. Bremen ist seitdem meine zweite Heimat geworden.

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