Einfach treiben lassen – ein Stadtteilspaziergang in den Sonnenuntergang hinein
Östliche Vorstadt – viel mehr als ein Teil des Viertels
Durch die Nachbarschaft schlendern und dabei interessante und unbekannte Ecken erkunden: Wir stellen Strecken vor, die einen Stadtteilspaziergang zu etwas Besonderem machen. Heute geht es durch die Östliche Vorstadt.
Fotos: Steffi Urban
Ein bisschen verrückt geht es zu in der Östlichen Vorstadt, aber auch ebenso entspannt. Denn in dem Bremer Stadtteil prallt das Szeneleben auf Osterdeich-Flanierende und Erholungssuchende am Weserufer sowie in der Pauliner Marsch. Und natürlich ist das Quartier mit seinen Ortsteilen Steintor, Fesenfeld, Peterswerder und Hulsberg ein beliebtes Wohnviertel mit seinen unzähligen Altbremer Häusern.
In dieser quirligen Gemengelage sollte man sich bei einem Spaziergang einfach einmal treiben lassen – und die Augen offen halten. Dann entdeckt man Kunst in Vorgärten, Esel auf der Wiese, politische Statements, Theater, Sportplätze und Kleingartenidylle, Streetart an jeder Ecke. Am Ende wartet als Belohnung noch ein fantastischer Sonnenuntergang über der Weser.
Vom Sielwall bis zur Erdbeerbrücke
Wuseliger Startpunkt für den Spaziergang ist die Sielwall-Kreuzung. Diese markiert mit den Straßenzügen Sielwall und Am Dobben die Grenze zum Stadtteil Mitte. Weiter geht es Richtung Humboldtstraße. Hier zeigt sich, was das „Viertel“ ausmacht: ein stetiger Wandel. Wo einst das Kultlokal Rotkäppchen an der Ecke Humboldtstraße stand, ist aktuell eine Brachfläche. Diese wurde aber gleich als temporärer „Garten“ hergerichtet. Es gibt Sitzgelegenheiten, Sträucher und Beete.
Kunst und (Kneipen-)Kultur an jeder Ecke
Nur ein paar Schritte entfernt steht ein Kunstautomat. Er sieht aus wie ein Pendant für Zigaretten, nur bunter – und der Inhalt ist gesünder. Im Gebäude dahinter ist das Forum für Künste beheimatet. Und natürlich zieren Skulpturen den Vorgarten. Über diese „stolpert“ man immer wieder – ebenso über zahlreiche Ateliers und Galerien. Eine Auswahl ist unter Kunstwerk im Viertel zu finden. Weiter geht es im Zickzack über Kopfsteinpflaster durch die Seitenpfade rund um die Humboldtstraße – vorbei an Kultkneipen, dem Theater 62 an der Lessingstraße bis zum Traditionskino Schauburg. Es gehört zu den renommiertesten Filmkunsttheatern in ganz Deutschland.
Vom Weserstadion ins Grüne
Von den Ortsteilen Fesenfeld und Vor dem Steintor geht es dann nach Peterswerder. Das Quartier besteht zur Hälfte aus der Pauliner Marsch. Sie hat ihren Namen vom mittelalterlichen Paulskloster im Ostertor. In dem Grüngebiet gibt es unzählige Kleingärten und Sportareale. Mittendrin wirkt es sogar richtig ländlich mit Wiesen, auf denen Esel und Pferde grasen. Diese werden wie zahlreiche Areale zum Skaten sowie für Tennis, Beachvolleyball und Basketball vom Sportgarten betrieben. Ziel des Vereins ist es, auf seinen Anlagen „einen autonomen, nicht-kommerziellen Sport- und Erlebnis-Ort für und mit Bremer Jugendlichen“ zu schaffen.
Der herausragende Platz ist aber das Weserstadion. Dort tobt jedoch nicht nur das Leben, wenn Werder Bremen in der Fußballbundesliga spielt. Drumherum wird gejoggt, spazieren gegangen, im Sommer im Stadionbad geschwommen. Am Segelverein im Schatten des Stadions werden die Sonne sowie Kulinarisches genossen – und zwar mit Aussicht: Das Areal rund um den Hafen ist beliebt, um zum Beispiel den Sonnenuntergang über der Weser zu genießen. Dafür eignet sich natürlich auch immer der Osterdeich. Selbst an noch kühlen Frühlingstagen treffen sich dort die Bremerinnen und Bremer zum Entspannen.