
Energiegewinnung durch die Sonne für alle
Bremer SolidarStrom ermöglicht aktive Teilnahme an Projekten
In den kommenden Wochen finden in mehreren Stadtteilfilialen interaktive Vorträge über steckerfertige Balkon-Solarstrommodule und Solarstromanlagen und die Möglichkeiten eines gemeinschaftlichen Aufbau von Solaranlagen statt. Christian Gutsche vom Bremer SolidarStrom berichtet an den informativen Abenden kostenlos über die Möglichkeiten in diesen Bereichen. Der Verein konnte im vergangenen Jahr den Bremer Gründungspreis der Sparkasse Bremen in der Kategorie Sozial & Nachhaltig gewinnen. Im Interview spricht der Experte für nachhaltige Energiegewinnung durch Photovoltaik und über solidarische Preismodelle sowie aktiven Beitrag zum Klimaschutz.
SPOT: Was genau macht ihr beim Bremer SolidarStrom eigentlich?

Christian Gutsche: Wir sind eine solidarische Solargenossenschaft, das heißt, wir vertreiben echten Ökostrom, verkaufen und montieren Balkonkraftwerke in einem solidarischen Preismodell und bauen Solaranlagen im Gemeinschaftsbau. Unsere Kunden und Kundinnen können sich aktiv am Bau ihrer Anlage beteiligen, anstatt dass eine Firma einfach eine Anlage aufs Dach setzt und wieder verschwindet. Dieses gemeinschaftliche Vorgehen führt zu mehr Wissen und einem solidarischen Verhältnis zwischen uns und den Kundinnen und Kunden.
Wie kam es dazu, dass ihr diese Form der Zusammenarbeit mit den Kundinnen und Kunden gewählt habt?

Unsere Wurzeln liegen im solidarischen Wirtschaften und dem Klimaschutz. Wir sind als Gruppe engagierter Menschen gestartet, die nachhaltige Energielösungen fördern wollten. Daraus entstand die Idee, nicht nur Ökostrom zu vertreiben, sondern auch Solaranlagen auf eine Weise zu installieren, die die Menschen einbindet und ihnen Wissen vermittelt. Uns war wichtig, dass Nachhaltigkeit nicht nur ein Schlagwort bleibt, sondern dass die Menschen sich aktiv beteiligen können. Wir führen außerdem das Café Sunshine, in dem es regelmäßig Veranstaltungen zu unseren Themen gibt, und betreiben auch den sozial-ökologischen, gemeinschaftsgetragenen Coworking Space CoLab.
Wie unterscheidet sich euer Modell von dem klassischer Solarfirmen?
Unser Fokus liegt nicht auf maximaler Geschwindigkeit oder Gewinnmaximierung, sondern darauf, dass die Kunden und Kundinnen verstehen, wie ihre Anlage funktioniert. Wir nehmen uns Zeit, bauen gemeinsam mit ihnen und achten darauf, nachhaltige Materialien zu verwenden. Zudem gibt es bei uns ein solidarisches Preismodell: Kundinnen und Kunden können wählen, ob sie den Standardpreis, einen günstigeren oder einen höheren Preis zahlen möchten – ganz nach den persönlichen Möglichkeiten. Die Idee dahinter ist, dass sich auch Menschen mit geringerem Einkommen eine Solaranlage leisten können.
Wie wird das in der Praxis angenommen?
Tatsächlich sehr gut! Die meisten zahlen den Standardpreis, einige nutzen den niedrigeren Preis, während andere bewusst mehr zahlen, um das Modell zu unterstützen. Dadurch funktioniert es in der Summe.
„Es geht uns um Aufklärung und Information zum Thema Solarenergie.“
Was erwartet die Gäste bei den anstehenden Infoabenden in den Filialen der Sparkasse Bremen?
Die Teilnehmenden bekommen eine kompakte Einführung in das Thema Solarenergie. Wir erklären die Grundlagen, beantworten Fragen zur Wirtschaftlichkeit und Technik und zeigen, wie Balkonkraftwerke oder Dachanlagen sinnvoll genutzt werden können. Ich bringe auch Solarmodule und anderes Material mit, damit es sich die Gäste aus der Nähe anschauen können. Es geht uns dabei nicht um eine reine Verkaufsveranstaltung, sondern um Aufklärung und Information zum Thema Solarenergie. Ich berate beispielsweise auch Unternehmen als Klimacoach.

Welche Fragen tauchen denn bei den Infoveranstaltungen und in den Gesprächen besonders häufig auf?
Eine der meistgestellten Fragen betrifft die Speichersysteme: Viele denken, dass sich ein Akku bei Balkonkraftwerken wirtschaftlich lohnt, aber aktuell ist das selten der Fall. Bei größeren Solaranlagen ist ein kleiner Speicher meist die sinnvollste Lösung.
Das Thema Solarenergie hat in den vergangenen Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Wie siehst du die Entwicklung?
Die Nachfrage steigt, und das ist gut so! Immer mehr Menschen möchten aktiv ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten und unabhängiger von steigenden Strompreisen werden. Gleichzeitig gibt es viele Veränderungen im Markt, etwa sinkende Modul- und Akku-Preise sowie neue gesetzliche Regelungen, die den Ausbau erleichtern. Dennoch gibt es weiterhin viel Aufklärungsbedarf.
Gibt es eigentlich Nachahmer und Nachahmerinnen in anderen Städten?
Ja, mittlerweile gibt es mehrere Gruppen in Deutschland, die unser Modell aufgreifen. Wir haben sogar ein Handbuch erstellt, um andere beim Aufbau zu unterstützen. Besonders eng sind wir mit Initiativen in Hamburg und Kassel vernetzt.
Wenn jemand interessiert ist, sich eine Solaranlage oder ein Balkonkraftwerk anzuschaffen, was sollte er oder sie als Erstes tun?
Der erste Schritt ist eine Beratung. Gerne können sich Interessierte bei uns melden oder zu einem unserer Infoabende kommen. Wichtig ist, vorab zu prüfen, ob das eigene Dach oder der Balkon geeignet ist. Aber auch wer keinen eigenen Platz hat, kann über unseren Ökostromtarif einen Beitrag leisten.
Mehr Informationen finden sich auf der Internetseite des Vereins Bremer SolidarStrom.