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Bremer Imkerverein Imkertag Biene
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Bremer Imkerverein feiert großes Jubiläum

„Die Bienen lassen einen nicht mehr los“

Wenn am Wochenende der Deutsche Imkertag 2025 in Bremen stattfindet, steht die Hansestadt am 11. und 12. Oktober 2025 ganz im Zeichen der summenden Insekten. Fachvorträge, Honigverkostungen und Mitmachaktionen locken Naturliebhabende und Neugierige gleichermaßen an. Anlass genug, einen Blick auf jene zu werfen, die sich hier seit Generationen für die Bienen engagieren: im Imkerverein Bremen von 1875, der in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen feiert. Der Vorsitzende August-Wilhelm Schinkel ist seit vielen Jahren im Vorstand aktiv – und die Leidenschaft für die Imkerei hat ihn bis heute nicht losgelassen. Im Gespräch erzählt er, wie er durch das Tanzen zu den Bienen fand, warum ein Stich kein Drama ist und weshalb der süße Honig eigentlich nur ein Nebenprodukt eines viel größeren Wunders ist. Ein Interview über Faszination, Verantwortung und die besondere Beziehung zwischen Mensch und Biene.

Bremer Imkerverein
August-Wilhelm Schinkel ist der Vorsitzende des Bremer Imkervereins von 1875. Bremer Imkerverein

Herr Schinkel, Sie sind Vorsitzender des Imkervereins Bremen von 1875. Wie lange eigentlich schon?

August-Wilhelm Schinkel: Seit mindestens zehn Jahren. Davor war ich zwölfeinhalb Jahre Stellvertreter meines Vorgängers Dieter Rudolph. Insgesamt bin ich also seit rund 25 Jahren im Vorstand aktiv – und außerdem im Landesverband Weser-Ems und im Präsidium des Deutschen Imkerbundes vertreten.

Wie sind Sie überhaupt zur Imkerei gekommen?
Das war ganz witzig eigentlich – durchs Tanzen. Meine Frau und ich sind montagabends immer tanzen gegangen. Wir fanden das so schön, weil es etwas war, das wir gemeinsam machen konnten: Bewegung, Musik, soziale Kontakte. Irgendwann sagten wir, wir brauchen noch so ein gemeinsames Hobby. Da meinte meine Frau: ‚Wie wär’s mit Bienen?‘ Ich war erst entsetzt – ein Stadtkind, das an Stechen denkt. Aber sie kannte sich aus, ihr Vater und Schwager hatten Bienen. Im Urlaub habe ich mir das dann bei meinem Schwager angesehen, fand es spannend – obwohl ich gleich gestochen wurde. Trotzdem hat mich das nicht mehr losgelassen. Wir haben dann gemeinsam einen Kurs besucht und mit zwei Völkern angefangen.

Was fasziniert Sie bis heute an den Bienen?
Sie verändern die Art, wie man auf die Welt schaut. Plötzlich sortiert man Pflanzen nach ‚Tracht‘ oder ‚keine Tracht‘. Man sieht die Natur anders, bewusster. Und man begreift, wie wichtig die Bienen sind: Die Bestäubung ist ihr eigentlicher Wert – der Honig ist im Grunde nur ein Nebenprodukt. Ohne Bienen wäre unsere Landwirtschaft kaum denkbar.

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Der Lehrbienenstand des Imkervereins bietet ein echtes Erlebnis direkt an der Biene. Bremer Imkerverein

Und trotzdem stechen sie manchmal …
Ja, das gehört dazu. Zählen kann ich die Stiche nicht mehr. Meist bin ich aber selbst schuld – wenn ich hektisch werde oder eine Biene aus Versehen quetsche. Wer ruhig arbeitet, wird eigentlich nicht gestochen. Und ja, Bienen sterben nach einem Stich, weil der Stachel aus dem Hinterleib gerissen wird.

Der Bremer Imkerverein feiert in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen. Wie fing alles an?
Der Verein wurde 1875 gegründet – auf Anregung von Honoratioren wie Konsul H.H. Meier, dem späteren Gründer des Norddeutschen Lloyd, und dem Kaufmann Kaune. Der geistige Urheber war aber Kronprinz Friedrich, der spätere Kaiser Friedrich III. Er hatte bei einer Landwirtschaftsausstellung in Bremen vorgeschlagen, die Stadt zu einem Zentrum der Bienenzucht zu machen. Ein Jahr später wurde der Verein gegründet.

Wie viele Mitglieder hat der Verein heute?
Aktuell etwa 385. Das Wachstum der letzten Jahre stagniert zwar etwas, aber wir sind immer noch der größte Imkerverein Norddeutschlands.


„Ich freue mich riesig, dass der Deutsche Imkertag 2025 in Bremen stattfindet.“


Wie sieht das Vereinsleben aus?
Wir treffen uns einmal im Monat zu Vorträgen und Austausch. Außerdem betreiben wir auf dem Lür-Kropp-Hof in Oberneuland einen Lehrbienenstand – dort wird praktisch gearbeitet, gepflegt, geschult. Es gibt ein kleines Museum, unseren „Bienenspeicher“, mit historischen Exponaten. Und wir engagieren uns stark in der Bildungsarbeit: Rund 40 Schulklassen und Kindergartengruppen besuchen uns jedes Jahr. Unser Ziel: Niemand soll den Lehrbienenstand mit der Angst vor Bienen verlassen.

Wie wird man eigentlich Imkerin oder Imker?
Wir bieten einen speziellen Lehrgang an, der insgesamt ein Jahr andauert. So erleben die Teilnehmenden den kompletten Jahreszyklus der Bienen. Danach können sie mit einem eigenen Volk weitermachen – mit Unterstützung erfahrener Paten. Wichtig ist, dass niemand ohne Ausbildung startet. Ein Bienenvolk braucht Verantwortung und Wissen.

Wie viel Zeit nimmt die Imkerei in Anspruch?
Das ist überschaubar, aber regelmäßig. In der Hochsaison von Mai bis Juli sollte man einmal pro Woche ins Volk schauen – etwa 15 Minuten pro Volk. Es gibt arbeitsintensive Phasen, etwa beim Schleudern, aber auch ruhigere Zeiten. Wer in Urlaub fährt, kann sich mit anderen Imkern abstimmen. Man hilft sich immer gegenseitig.

Wie viel Honig erntet man im Jahr?
Das hängt stark von Standort und Betriebsweise ab. Bei uns in Bremen sind es im Schnitt 15 bis 20 Kilo pro Volk. Wanderimker, die ihre Bienen gezielt zu Blühflächen bringen, kommen auch auf 100 Kilo. Aber das ist mit viel Aufwand verbunden.

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Der Bremer Imkerverein richtet in diesem Jahr den Deutschen Imkertag im Oktober aus. Bremer Imkerverein

Was können Menschen tun, um Bienen – auch Wildbienen – zu unterstützen?
Blühende Pflanzen pflanzen! Keine Schottergärten, die heizen nur auf und bringen weder Nektar noch Pollen. Und man sollte auch an Wildbienen denken, denn die haben keine Lobby. Einfach schauen, auf welchen Pflanzen viele Insekten unterwegs sind – das sind meist die richtigen für den eigenen Garten. Auch Unternehmen können sich Bienenvölker mieten und damit etwas Gutes tun.

Am Wochenende (11. und 12. Oktober 2025) findet in Bremen der Deutsche Imkertag statt. Was erwartet die Besucherinnen und Besucher?
Ein umfangreiches Programm im Hotel Atlantic an der Galopprennbahn: Fachvorträge, Kinderaktionen, Honigverkostungen und natürlich viele Informationen rund um die Imkerei. Der Eintritt ist frei. Ich freue mich riesig, dass wir diese Veranstaltung anlässlich unseres Jubiläums nach Bremen holen konnten.

Zum Schluss: Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Bienen und der Imkerei?
Mehr Verständnis füreinander. Es gibt leider immer wieder Diskussionen, ob Honigbienen den Wildbienen Nahrung wegnehmen. Das ist Unsinn – Nahrungskonkurrenz ist Teil der Evolution, sie sorgt für Vielfalt. Entscheidend ist, dass wir gemeinsam an Lösungen arbeiten – Imker, Naturschützer und Landwirte. Nur so können wir die Insektenwelt als Ganzes stärken.

 

Mehr Informationen zum Thema finden sich auf der Internetseite des Bremer Imkervereins.

Dieser Beitrag ist Teil unseres Themenspecials „Nachhaltigkeit“. Sind Sie interessiert an mehr Artikeln dieser Art? Schauen Sie sich unsere Sammlung von Beiträgen rund ums Thema an.

zum Themenspecial „Nachhaltigkeit“

Autorenbild Tjark Worthmann

Von Tjark Worthmann

Ich fahre am liebsten mit der Vespa oder der Schwalbe durch unsere schöne Hansestadt und entdecke dabei immer wieder geheime Wege und versteckte Orte.

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