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Frank Salewski sitzt am Kamin und präsentiert sein Buch "Braunsiel - Eine Dorfgeschichte"
Frank Salewski/privat

Bremer Bücher: „Braunsiel – Eine Dorfgeschichte“

Autor Frank Salewski veröffentlicht seinen vierten Roman

Politik, Gesellschaftskritik und Historie: Die Bücher von Frank Salewski regen zum Nachdenken an. Der Bremer Autor hat nun seinen vierten Roman veröffentlicht: „Braunsiel – Eine Dorfgeschichte“ findet an einem fiktiven Ort statt. Dennoch sind die Geschehnisse auch in der heutigen Zeit noch real.

Frank Salewski führt seine Leserinnen und Leser nach Braunsiel. In diesem Ort hat das nationalsozialistische Gedankengut immer noch einen Platz in den Köpfen und Traditionen der dort lebenden Bürgerinnen und Bürger. Student Willy – 20 Jahre alt, Veganer, Antialkoholiker und angehender Autor – möchte den Zwängen seines Dorfes entfliehen. Er zieht nach Kiel in eine WG und beginnt, ein Buch über die Geschichte seiner Heimat zu schreiben. Seine Mitbewohner sind begeisterte Leser und Kritiker. Sie ahnen nicht, dass Willy und seine Familie ebenfalls Teil der braunen Vergangenheit sind.

Wir sprachen mit dem Lehrer aus Horn über die Entstehung seines Romans.


Frank Salewski sitzt am Tisch und präsentiert seine Bücher
„Braunsiel – Eine Dorfgeschichte“ ist bereits der vierte Roman, den der Lehrer aus Horn herausgebracht hat. Frank Salewski/privat

Herr Salewski, wie sind Sie zu Ihrer Geschichte gekommen?

Frank Salewski: Ich bin selbst auf dem Dorf groß geworden und habe dort einiges erlebt. Den Ausschlag aber gab ein Kollege, der erzählte, dass bei ihm im Nachbardorf tatsächlich am 20. April zu Hitlers Geburtstag die Bilder umgedreht werden und auf der Rückseite dann Hakenkreuze, Hitlerbilder und andere Nazigrößen erscheinen. Die Honoratioren feiern dann gemeinsam den Geburtstag. Das konnte ich überhaupt nicht glauben und habe mit Leuten gesprochen, die in anderen Dörfern wohnen – und die berichteten Ähnliches. Zum Beispiel wird auch die Sommersonnenwende zelebriert – mit Runen, Nazi-Symbolen und dergleichen.

Buchcover: Braunsiel - Eine DorfgeschichteAber was machen die Bewohnerinnen und Bewohner, die dem Ganzen nicht wohlgesonnen sind – die können das doch nicht ignorieren?

Definitiv nicht! Aber ich glaube, dass die sich einfach sagen: Ach, die spinnen am 20. April. Es sind ja Leute, die Unternehmen im Dorf leiten, Bürgermeisterin und Bürgermeister sind und mehr. Die sagen sich, dass sie mit diesen Menschen die nächsten 30 bis 40 Jahre im Dorf leben müssen – und unternehmen dann nichts. Das ist das, was ich mir dazu denke. Dass sie einfach nicht hinsehen. Und ich möchte mit meinem Buch drauf aufmerksam machen.

Sie sind Geschichts- und Politiklehrer. Wie reagieren die jungen Leute heutzutage – sind der Nationalsozialismus und die Schrecken von damals noch etwas, was greifbar ist?

Definitiv sind sie ein Thema. Aber meine Kolleginnen, Kollegen und ich versuchen, eine andere Perspektive zu wählen. Zum Beispiel mit Ansätzen wie: Wie ist Adolf Hitler zum Antisemiten und zum größten Massenmörder der Welt geworden? Wir gucken uns dabei auch die Menschen dahinter an: Wie war die Kindheit, wie die Jugend? Das entschuldigt nichts, zeigt aber auf, wie so etwas passieren kann. Das finden sie sehr interessant.

Alle Ihre Romane haben gesellschaftliche und politische Inhalte. Gibt es schon eine Idee für ein weiteres Buch?

Ja, das ist sogar schon fast fertig. Es geht um die unmoralische Vorgehensweise der Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg, als sie zum Beispiel Nazi-Ärzte und Nazi-Honoratioren in ihr Land geschleust haben, weil sie sie als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler brauchten. Das Ganze übertrage ich in die heutige Zeit und zeige auf, wie Interessenlagen schlimme Tatsachen zudecken können.

„Braunsiel – Eine Dorfgeschichte“ von Frank Salewski ist als 216-starkes Taschenbuch im Killroy-Media-Verlag erschienen und für 17 Euro erhältlich.

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Autorenbild Linda Bussmann

Von Linda Bussmann

Ich bin eine waschechte Ostfriesin und überzeugte Norddeutsche. Vor vielen Jahren zog es mich in die Hansestadt. Bremen ist seitdem meine zweite Heimat geworden.

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